Haidhausen ist heute ein angesagter und bunt gemischter Stadtteil. Früher war das Viertel jedoch vor allem als Heimat der Tagelöhner bekannt, woran noch einige ehemalige Herbergsanwesen erinnern. Eines davon ist das denkmalgeschützte Üblacker-Häusl in der Preysingstraße 58. Es dient nicht nur als Museum, sondern auch als Ausstellungsort für Kunst. Einige der Werke können Interessierte am Samstag, 6. Juli, bei einer Auktion erwerben - und damit die "Freunde Haidhausens" unterstützen.
Gute Freunde braucht ein Stadtviertel heute wohl, um in der unaufhaltsam wachsenden Metropole München nicht unterzugehen. So gibt es zum Beispiel die "Freunde Giesings", die "Freunde der Vorstadt Au" und eben die "Freunde Haidhausens". Dahinter steckt der Gedanke, die Bürger für Geschichte, Kunst und Kultur in den Stadtteilen zu sensibilisieren, die oft viel älter sind als München selbst. Die Freunde Haidhausens organisieren zum Beispiel die regelmäßigen Stadtteilführungen des Ehrenvorsitzenden Johann Baier, die sich großer Beliebtheit erfreuen: "Da kommen die Leute nicht nur aus Haidhausen, sondern auch von ganz wo anders her", sagt die Vorsitzende Verena Kayser-Eichberg.
Ein Überbleibsel aus einer Zeit, als im bis 1854 politisch eigenständigen Haidhausen viele einfache Handwerker und Tagelöhner lebten, ist das Üblacker-Häusl in der Preysingstraße. Es befindet sich direkt gegenüber des Kriechbaumhofs, einem weiteren ehemaligen Herbergsanwesen. In den 1970er Jahren stand das Üblacker-Häusl kurz vor dem Abriss, was der Bezirksausschuss Au-Haidhausen aber verhindern konnte. Schließlich wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, von der Stadt saniert und als kleines Museum wiedereröffnet. Seither bietet es im Erdgeschoss in zwei, als Wohn- und Schlafräumen gestalteten Zimmern einen Einblick in das Leben einer Tagelöhnerfamilie. Wo früher der Ziegenstall des Hauses war, stehen und hängen jetzt Kunstwerke.
"Wir wollen hier vor allem jungen Künstlern eine Chance bieten", erklärt Verena Kayser-Eichberg, die im Mai 2019 den Vorsitz der Freunde Haidhausens übernommen hat. Einmal im Monat findet daher im Üblacker-Häusl eine Vernissage statt. Die Ausstellungen würden auf viel Resonanz stoßen, die präsentierten Werke seien sehr vielfältig, meint Kayser-Eichberg. Die Künstler müssen nur einen Beitrag von 50 Euro an den Verein zahlen. Ausstellungen und Museum können mittwochs und donnerstags von 17 bis 19 Uhr sowie freitags und sonntags von 10 bis 12 Uhr besichtigt werden.
50 Werke unterschiedlichster Künstler, die in den vergangenen Jahren im Häusl ausgestellt haben, wollen die Freunde Haidhausens nun versteigern. Einige zeigen Motive aus dem Viertel. Die Auktion findet am Samstag, 6. Juli, um 17 Uhr, im Pfarrsaal St. Elisabeth (Breisacher Straße 9 a) statt. Interessierte können die Werke ab 16 Uhr vorab besichtigen, aufgerufen sind 100 Euro. Der Erlös der Auktion kommt Projekten der Freunde Haidhausens zugute, die eben Geld kosten - zum Beispiel sollen die Homepage oder eigene Ausstellungen finanziert werden. Neben Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Zuschüssen sind die Versteigerungen eine wichtige Einnahmequelle.
Für das kommende Jahr plant der Verein einige Veranstaltungen. Dann wird sich der Beginn des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 zum 150. Mal jähren. Nach den Orten siegreicher Schlachten wie Weißenburg, Wörth, Spichern oder Sedan wurden im damaligen Neubaugebiet westlich des Bahnhofs Straßen benannt. Heute heißt es Franzosenviertel. B. Schuldt