Noch verbleibt die Gemeinde Brunnthal in der vor sechs Jahren mit den Nachbargemeinden Aying, Otterfing und Sauerlach gegründeten Arbeitsgemeinschaft Windenergie Hofoldinger Forst (Arge). Doch die Tage dieses Verbleibs könnten gezählt sein. Denn in Brunnthal ist man zunehmend ungehalten mit der Zustimmung der Nachbarkommunen zu einem von den Bayerischen Staatsforsten erarbeiteten Standortsicherungsvertrag für den Hofoldinger Forst. Die Planung der bayerischen Staatsregierung sieht darin vor, auf dem Gebiet ders Hofoldinger Forstes nur jeweils eine Windkraftanlage pro Gemeinde und damit insgesamt nur vier Anlagen im Wald unterzubringen. Doch den entschiedenen Gegnern im Brunnthaler Gemeinderat ist auch dies zu viel. Sie wollen keinerlei Windkrafträder im Erholungsgebiet, fürchten eine Zerstörung der Ressource Wald. Mit knapper Mehrheit von 8:7 Stimmen immerhin einigte sich der Rat auf einen Zwischenschritt. Noch in diesem Herbst soll eine gemeinsame Sitzung aller vier Gemeinderäte zusammen mit den Landräten von München-Land und Miesbach stattfinden. Deren Landkreise waren auf Bitten der Gemeinden 2016 der Arge beigetreten. Nun wollen die Brunnthaler von den Nachbarn erklärt wissen, warum deren Räte einmütig für die Rotoren mit ihren rund 30 mal 30 Meter großen Bodenplattformen und reichlich Rodungsmaßnahmen gestimmt hatten.
Noch bleiben derzeit viele Fragezeichen, ob jemals im Hofoldinger Forst auch wirklich Windräder aufgestellt werden. Denn sowohl ein Windstärkegutachten als auch die Expertisen zum Schutz seltener Flora und Fauna stehen noch aus. Doch im Brunnthaler Gemeinderat positioniert man sich in diesen Tagen bereits. Der Ärger ist groß. Brunnthals Zweiter Bürgermeister Thomas Mayer (CSU) hatte bereits in einem offenen Brief an den Bayerischen Ministerpräsidenten und Parteifreund Markus Söder seine Sorge um die Erhaltung der heimatlichen Fluren bekundet. „Jedes Windrad ist ein massiver Eingriff in unsere Natur“. Wie komme man zu der Idee, Windräder ausgerechnet in einem echten Erholungsraum aufzustellen und dort, wo sie sich „nicht drehen“? Mayer hob damit auf den Umstand ab, dass das Forstareal in der Vergangenheit als Niedrigwind-Gebiet eingestuft wurde. Dazu erwartet er durch die dann notwendige Fällung alten Baumbestandes „gravierende Folgen für Flora und Fauna“. Auch in den anderen Fraktionen gab es entschiedenen Widerstand. Siegfried Hauser (PWB) hatte vor allem eine „Windkraft-Lobby“ im Visier und vermutete, dass die Verträge für einen künftigen Windkraftbetrieb im Hofoldinger Forst ohnehin „schon in der Schublade liegen und nur noch der Datumsstempel fehlt“. Hauser schimpfte auch in Richtung des Landkreises Miesbach. Zwar hätte man dort nur einen rund 10-prozentigen Anteil am Hofoldinger Forst. Dennoch wolle man dort all die eigenen Anlagen unterbringen. „Dort wo die Großkopferten und die Prominenz wohnt, soll natürlich keine Windkraft entstehen“, schimpfte er. Dagegen werde das eigene Umfeld „verschandelt“. Matthias Amtmann (UBW) rief auch angesichts einer Rückbetrachtung auf den einst verhinderten Großflughafen im Forst zu entschiedenem Widerstand der Bürger auf. Zur Not müssten auch die „Traktoren rausfahren und den Wahnsinn stoppen“. Hilde Miner (Grüne) kritisierte vor allem das Vorgehen der Bayerischen Staatsregierung in der Sache. Weil die gesetzlich notwendigen Abstandsflächen der Anlagen zur Wohnbebauung in Bayern derart hoch gegriffen seien, würden „über 90 Prozent“ der Flächen im Freistaat als Standorte für die Windkraft ausfallen. Deshalb verfalle die Staatsregierung jetzt mehr und mehr auf die Idee, eigene Forstgebiete zu verbauen. „Überall brennen heute die Wälder – und jetzt holzen wir sie auch noch für die Windkraft ab“, kritisierte Miner. Ernst Portenlänger (parteifrei) kritisierte wie Hauser auch die schlechte Kommunikation. „Da wird hinter verschlossenen Türen verhandelt und die Öffentlichkeit bleibt außen vor“, so Portenlänger. Hauser sprach sich wie andere für einen Austritt aus der Arge aus. Deren einst formulierten Ziele von eine Begrenzung der Windräder und einem gesicherten Mitspracherecht der Kommunen sei längst konterkariert und ins Gegenteil verkehrt. Dabei drängt das Thema offenbar mehr denn je. Ulla Gocke (CSU) hat hochgerechnet, dass unter Umständen bis zu 21 Windräder im Forst aufgestellt werden könnten, wenn der Standortsicherungsvertrag nicht greife. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) wurde es aufgrund der Umstände „Angst und bang“. Zum einen sah er die Absage beim Standortsicherungsvertrag auch als vertane Chance, die Anzahl der Windräder auf eine relativ geringe Zahl zu beschränken und sah auch den Ansatz, auf regenerative Energien zu setzen, als richtig. Die Frage sei nur das wie und das wo. Kern warnte davor, sich als Gemeinde aus den Verhandlungen auszuklinken. Dann müsste der Freistaat die Flächen frei ausschreiben und wer den Zuschlag bekäme, hätte dann wohl ein großes Interesse, auch „möglichst viele Windräder in den Forst zu bauen“. Kern war sich deshalb mit seinem Stellvertreter Mayer einig, erst einmal auf Dialog zu setzen. Zeitnah soll ein Termin für die gemeinsamen Erörterungen der vier Partnerkommunen und der beiden Landkreise gefunden werden. Erst danach will Brunnthal über einen Verbleib in oder einen Austritt aus der Arge befinden. RedHe