Das alte Rathaus in Parsdorf soll saniert werden und zum Wohnhaus werden. Diese Marschrichtung hat der Vaterstettener Gemeinderat bereits im April 2018 beschlossen. Damit setzte sich Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) gegen Stimmen durch, die gar ein kompletten Abriss der historischen Gemäuer gefordert haben. Ende Januar 2019 wurden drei Architekten vom Gemeinderat beauftragt, entsprechende Planungsentwürfe für die Sanierung und den Umbau zu unterbreiten. Ausgewählt wurde das Büro Wollmann Architekten, die sich bei der Sanierung der "Scheckenkofer Villa" einen Namen für die behutsame Sanierung von Altbauten gemacht haben, das Büro "Pscherer Architekten" (Mitglied in der Arbeitsgruppe Bauen im Bestand der Bayerischen Architektenkammer) und das Büro "Fink & Jocher", das auf Wohnungsbau spezialisiert ist und hier auch Umnutzungen und Umbauten von Bestandsgebäuden realisiert hat.
Die Architekten standen vor keiner ganz leichten Aufgabe: So besteht das historische Gebäude an der Dorfstraße aus zwei grundverschieden Teilen. Zum einen aus dem seit 1926 nahezu unveränderten Wohnhaus an der Dorfstraße und zum anderen aus einen Stadel, der 1946 notdürftig mit Wohnungen versehen wurde. In den 1950er Jahren übernahm die Gemeinde das Gebäude und baute den ersten Stock des Stadels zum Klassenzimmer um. Dieser sukzessive Ausbau macht die Sanierung zu einer echten Herausforderung, da man es mit mit zwei grundverschiedenen Bausubstanzen zu tun hat.
Alle drei Architekten haben vorgeschlagen, den mehrfach umgebauten, jüngeren und nicht unterkellerten Gebäudeteil abzubrechen um den Bereich zu unterkellern und so Mieterkeller und Technikräume unterbringen zu können. Die Ergebnisse der Architekten wurden Ende 2019 dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit im Rahmen einer Präsentation in den Räumen des alten Rathauses vorgestellt und im Anschluss hatte die Öffentlichkeit Gelegenheit, die Entwürfe im alten Rathaus zu besichtigen.
Das Büro Wollmann Architekten schlug vor, das Erscheinungsbild des historischen Gebäudeteils zu rekonstruieren. Im Neubau sollen Wohnungen und im Erdgeschoss drei Garagen angeordnet werden. Diese Garagen schieben sich jedoch aus dem Baukörper heraus in den Bereich der Feuerwehrzufahrt und schränken diese wesentlich ein. Die Wohnungsgrundrisse wurden als verwinkelt und teilweise nicht normgerecht bewertet. Dieser Bereich wäre vollständig zu überarbeiten. Die von dem Büro Pscherer vorgestellte Planung weist eine geringe Bearbeitungstiefe auf. Durch eine Laubengangerschließung auf Seiten der Feuerwehrzufahrt und Loggien auf der Gartenseite, wird die nutzbare Grundfläche doppelt eingeschränkt. Die Problematik der Stellplätze wurde nicht thematisiert. Der Entwurfsansatz des Büros Fink & Jocher zeigte gut funktionierende Wohnungsgrundrisse, denen jedoch der zweite Rettungsweg im Obergeschoss fehlte. Auch wurde der Ansatz, den Altbau in Miniappartements aufzuteilen seitens der Verwaltung kritisch beurteilt. Die Stellplätze im Erdgeschoss sind gut gelöst. Der zweite Rettungsweg ist mit geringen planerischen Anpassungen herstellbar, auf die Miniappartements kann ohne wesentliche Überarbeitung verzichtet werden.
Das führende Gremium mit Vertretern aus Gemeinderat, Verwaltung, der Parsdorfer Bürgerschaft, sowie der Regierung von Oberbayern als Förderstelle, hat für die weitere Bearbeitung einstimmig den Entwurf des Architekturbüros "Fink & Jocher" aus München zur weiteren Beauftragung empfohlen. Daher wurde das Büro gebeten, die Planungen zu überarbeiten. Diese Planungen sehen vor, dass der ältere Gebäudeteil zur Straße hin (ca. 190 m2) erhalten und saniert wird. Das Dachgeschoss wird abgeteilt und es wird eine großzügige Dachgeschosswohnung (ca. 120 m2) über die gesamte Grundfläche geplant. Im Erdgeschoss des Neubaus, welcher in Holzbauweise auf einem Betonkeller angedacht ist, befinden sich drei Carports und eine barrierefreie Wohneinheit (ca. 45 m2). Im Obergeschoss des Neubaus sind zwei Wohnungen mit jeweils rund 50 m2 geplant. Insgesamt entsteht ein Wohnungsmix, welcher unterschiedlichsten Nutzeranforderungen gerecht wird.
Das Projekt wird nach derzeitigem Stand mit Investitionskosten in Höhe von 2 Mio. Euro Brutto kalkuliert.
Die Maßnahme wird von der Regierung von Oberbayern gefördert und ist nach Berechnung der Kämmerei wirtschaftlich.