Über eine halbe Stunde beträgt die Fahrzeit mit der S8 vom Ostbahnhof zum Flughafen, auch wegen der Zwischenstopps von Daglfing bis Hallbergmoos, die für die meisten Fluggäste uninteressant sein dürften. Pendler und Reisende müssen in den Stoßzeiten um den ohnehin knappen Platz konkurrieren. Optimierungen sind hier dringend nötig, meint die Aktion Münchner Fahrgäste: Eine Express-S-Bahn zum Flughafen müsse zügig in Betrieb gehen, forderte das Bündnis mit Sitz im Bezirk Bogenhausen kürzlich.
Die östliche S-Bahnanbindung zum Flughafen brauche dringend Verstärkung, da immer mehr Fluggäste mit der Bahn anreisen und zudem die Pendlerströme nach Unterföhring und Ismaning stetig wachsen würden, erklärt Stefan Hofmeir, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste, einem im Juli 1989 gegründeten Zusammenschluss engagierter Fahrgäste und Fachleute aus der Verkehrsplanung, den Verkehrsunternehmen und der Industrie. Die vom Freistaat Bayern frühestens für 2021 geplante, sogenannte "Express-S-Bahn light" mit zusätzlichen Zügen im 40 Minuten-Takt, die nach dem Ostbahnhof nur noch an den Bahnhöfen Leuchtenbergring, Unterföhring und Ismaning halten, seien immerhin schon einmal eine erste Verbesserung. Weil neben Flugpassagieren auch Berufspendler nach Unterföhring und Ismaning diese Verbindung bevorzugen dürften, sollen auch Fahrgäste aus Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen profitieren: Ihre Züge könnten dann deutlich leerer werden.
"Wir brauchen kurzfristig eine Express-S-Bahn, die genauso häufig wie die bestehende S8 fährt, damit ab Ostbahnhof ein 10-Minuten-Takt in Richtung Flughafen existiert", meint Hofmeir. "Der Probebetrieb im Sommer 2018, als die Freisinger Bahnstrecke erneuert wurde und die S1 als Express-S18 über Unterföhring zum Flughafen verlängert wurde, zeigte, was bereits jetzt möglich wäre".
Die S18 hätte 2018 jedoch nur funktioniert, weil Güterzüge auf der Trasse entweder umgeleitet wurden oder länger pausierten. Als Nadelöhr hat die Aktion Münchner Fahrgäste den Streckenabschnitt Leuchtenbergring-Englschalking identifiziert, auf dem sich die S-Bahn die Gleise mit dem Güterverkehr teilen muss. "Auf eine endgültige Entscheidung von Freistaat und Stadt, ob dieser Streckenabschnitt in 15 Jahren oder später in einen Trog oder Tunnel verlegt wird, darf nicht abgewartet werden", betont Stefan Hofmeir. Auch sei es dringend nötig, für den vom künftigen Brenner-Basistunnel kommenden zusätzlichen Güterverkehr eine andere Umfahrung von München in Richtung Norden zu finden als hier quer durch den Münchner Osten. "Ein Warten auf die zweite Stammstrecke ist nicht nötig, da eine Express-S-Bahn keine zusätzlichen Züge in die Innenstadt benötigt", führen die Fachleute aus.
Geht es nach den Wünschen der Aktion Münchner Fahrgäste, solle die Flughafen-S-Bahn künftig auch in Berg am Laim am SZ-Hochhaus halten, wo sie aktuell mangels Bahnsteigen durchfährt. Um den Fahrplan nicht aus dem Takt zu bringen, könnte die reguläre S-Bahn dann beispielsweise weiterhin nur am Leuchtenbergring halten, während die neue Express-S-Bahn nur in Berg am Laim stoppen würde.
Der S-Bahn-Halt ist gut mit Tram und Bus erschlossen ‒ so beginnt hier die Tramlinie 19, die über den Max-Weber-Platz und die Innenstadt in den Münchner Westen führt. Mit dem Bus sind der Arabellapark und der Zamilapark bequem zu erreichen. Die östlichen Bezirksausschüsse haben sich positiv für diesen Halt ausgesprochen.