In Harlaching machen es einige Bürger vor: Sie treffen sich regelmäßig, um Wege, Parks und den angrenzenden Forst vom achtlos weggeworfenem Müll zu befreien. Sie tun dies ehrenamtlich und unentgeltlich. "Im Urlaub habe ich schon immer am Strand oder bei einer Wanderung Müll am Wegesrand aufgelesen und entsorgt, hier hat sich das mit der Zeit einfach entwickelt", erklärt Claudia, deren volle Name hier nicht genannt werden soll. "Nicht alle verstehen, was ich und andere hier tun, es gibt leider auch immer wieder dumme Kommentare", berichtet die engagierte Harlachingerin. Die nächste Aktion ist für Samstag, 8. Februar, um 15 Uhr, am Athener Platz eingeplant. "Wir werden oft von Passanten angesprochen, dass das doch nicht unsere Aufgabe, sondern dafür die Stadt zuständig sei", berichte sie weiter. Was viele Bürger nicht wissen: Die Stadt München ist gerade einmal für sieben Straßen und Plätze zuständig, um diese regelmäßig zu säubern, alle Nebenstraße müssen von den jeweiligen Anwohnern betreut werden. Geregelt wird dies von der Straßenreinigungsverordnung Nr. 230 des Münchner Stadtrechtes (nachzulesen unter www.muenchen.de/rathaus/Stadtrecht/vorschrift/230.html). Demnach muss der Grundstückseigentümer nicht nur den Gehweg säubern, sondern auch bis zur Straßenmitte. "Das wissen viele gar nicht, beziehungsweise machen das einfach nicht, oder nicht so oft, wie es sein sollte", fasst Claudia ihre Erfahrungen der letzten Jahre zusammen. Wichtig ist es aber nicht nur den Gehweg zu kehren, sondern auch die Straßenrinne, denn hier sammeln sich Abfälle aller Arten, die dann, wenn sie nur klein genug sind, bei starkem Regen in den Gulli verschwinden und damit ins Abwasser gelangen. Gerade Plastikmüll sei hier besonders gefährlich. Nicht selten wird dieser durch darüber fahrende Autos in Kleinstteile zersplittert, die so durch den Gulli ins Abwasser und wenn sie nur klein genug sind, auch ins normale Wasser gelangen. Zum Müll, den die Naturfreunde einsammeln, gehören auch unzählige Zigarettenkippen. Die Fakten hierzu kennen viele Bürger gar nicht: Eine Kippe verunreinigt 40 Liter Grundwasser. Es reichen 30 Minuten Regen, um einer achtlos weggeworfenen Kippe den größten Anteil ihrer Schadstoffe zu entlocken. So gelangen Nikotin, Arsen, Blei, Chrom, Kupfer und Cadmium, um nur einige der zahlreichen Schadstoffe zu nennen, in die Erde und ins Grundwasser. Auch die Vögel, die die weggeworfenen Glimmstängel irrtümlicherweise als Nistmaterial betrachten, werden so belastet. Deshalb haben Claudia und ihre Mitstreiter an besonders frequentierten Wegen selbstgemachte Aschenbecher aufgehängt. Dazu haben sie alte Konservendosen bunt bemalt und mit Löchern im Boden versehen. "Wenn es regnet, muss das Wasser ablaufen können", erklärt Claudia. Hierbei wird sie von einer Vielzahl von Mitstreitern wie Mike und Kitty unterstützt. "Wer so eine Dose aufhängt, sollte natürlich auch schauen, dass er sie leert", erklärt sie. Ein Kavaliersdelikt ist es übrigens nicht, seinen Müll in der Natur oder auf dem Gehweg zu entsorgen: Der Bußgeldkatalog spricht hier eine eindeutige Sprache. In München kostet das Fallenlassen einer Kippe zwischen 5 und 55 Euro Bußgeld, wer seinen Hundekot nicht ordnungsgemäß entsorgt kann zu Strafen bis 75 Euro verurteilt werden, befinden sich die Hinterlassenschaften des Hundes gar auf einem Spielplatz oder einer Liegewiese gibt es Strafen zwischen 250 und 350 Euro. Hier wünschen sich die Naturfreunde mehr Kontrollen durch die Polizei, um die Menge an achtlos weggeworfenen Mülls zu reduzieren. Bis es soweit ist, hat Claudia immer ein Paar Einweghandschuhe und einen Müllsack dabei, wenn sie unterwegs ist. Denn zu den Handschuhen rät sie ganz unbedingt, um sich gesundheitlich nicht zu gefährden. Wer also Claudia und die übrigen Helfer beim Kampf gegen den Müll unterstützen möchte, kann sich den 8. Februar vormerken. Wer die Aktivitäten der zahlreichen Mitstreiter verfolgen möchte, kann dies via Facebook tun unter #gecleant oder unter #cleanupmunich und natürlich auch weiterhin in der Harlachinger Rundschau. Was in Harlaching funktioniert, kann natürlich auch in jedem anderen Stadtteil oder in jeder anderen Gemeinde funktionieren. hw