Das Moratorium zum Thema „dritte Startbahn“, das die Landesregierung aus CSU und Freien Wählern in den Koalitionsvertrag geschrieben hat, und das für einige Irritationen insbesondere bei Anhängern der Freien Wähler gesorgt hat, hat zumindest in einem Punkt die von den Befürwortern der Startbahn gewünschte Wirkung nicht erzielt: Der Widerstand gegen das milliardenschwere Projekt erfindet sich sogar in einigen Bereichen des Landkreises komplett neu, stellt sich personell neu und stärker auf, ist entschlossen, sich eben nicht von dem Moratorium „einlullen“ zu lassen. Dass die Initiative jetzt vom Vorsitzenden der Freien Wähler in Berglern ausgeht ist vor dem Hintergrund der landespolitischen Dimension ganz sicher kein Zufall. Markus Geier hat erst vor kurzem eine größere Gruppe in der Sportgaststätte in Berglern zusammengetrommelt und diese Versammlung auch noch perfekt vorbereitet. So konnte sehr schnell ein völlig neuer Sprecherrat für die Bürgerinitiative Berglern gegen die dritte Startbahn gebildet werden. Diese vier, die jetzt vorne dran stehen, denken sogar ernsthaft über die Gründung eines eingetragenen Vereins nach. Mehr noch: Ausdrücklich steht jetzt auch ein Zusammenschluss mit der Bürgerinitiative im Freisinger Stadtteil Attaching zur Diskussion. Dort nämlich besteht bereits ein eingetragener Verein, der eine imposante Größe hat, darum finanziell auch ganz anders aufgestellt ist, als die Berglerner es noch sind. Gründe für gemeinsames Handeln gibt es aus Sicht des Sprechers der Initiative „aufgemuckt“, Martin Falkenberg, genug: Die Gemeinden Berglern und Attaching wären die, die von einer dritten Startbahn am meisten betroffen sind. Das hat auch Falkenberg in seinem Sachvortrag zu Beginn der Veranstaltung deutlich zu verstehen gegeben. Der Widerstand gegen die dritte Startbahn ist zehn Jahre alt. Wenige Tage vorher wurde in Wartenberg eine Fotoausstellung zu diesem Thema mit gewaltiger Anteilnahme der Bevölkerung eröffnet. Auch diese Veranstaltung gehört unmittelbar zu diesem Thema. Falkenberg führte in Berglern jetzt aus, dass selbst im Fall einer Wiederbelebung dieses Projektes eine Inbetriebnahme frühestens im Jahr 2030 erfolgen könne, weil alle Ausschreibungen neu gemacht werden müssten. Im Zuge der allgemeinen Baukostensteigerung sei auch nicht damit zu rechnen, dass das Projekt dann billiger werde.
Gebaut wird trotzdem am Münchener Flughafen, und das in großem Stil. Das in die Jahre gekommene erste Terminal soll völlig neu gemacht werden. Gleichzeitig wird am Terminal zwei Kapazität für weitere Passagiere geschaffen. Das geschieht in einer solchen Größenordnung, dass praktisch die Kapazität des Nürnberger Flughafens am Münchner Flughafen angebaut wird, wie bei der Veranstaltung in Wartenberg kritisiert wurde. Die Flughafengesellschaft selbst wartet derweil mit neuen Zahlen auf, was die Passagiere angeht: Aus ihrer Sicht steigen diese Zahlen weiter. Gleichzeitig geht an einer weiteren Baustelle am Flughafen, dem „Lab Campus" die Arbeit weiter. Mehr noch: Die ersten sehr konkreten und öffentlich nutzbaren Ergebnisse der Arbeit an diesem Technologiezentrum konnten erst vor kurzem am Flughafen präsentiert werden. Forschungsarbeit am Flughafen, das bringt den Airport in eine Alleinstellung. Entsprechend stolz war man bei einer Präsentation dieser ersten Ergebnisse im Sicherheitsbereich des Flughafens vor wenigen Tagen. Dass die Zahl der Flugbewegungen sich aktuell noch deutlich unter der des Jahres 2008 bewegen wird von keiner Seite mehr bestritten.
Die Bürgerinitiative will aber nicht mehr nur auf dem Nachweis des fehlenden Bedarfs einer dritten Startbahn ihre Argumentation aufbauen. In Berglern wurde beschlossen, auch das große Thema „Ultra Feinstaub“, aber auch die aktuelle Klimadebatte mit ins Feld zu führen. Ganz aktuell kommt ihnen hier das Umweltministerium, das von den Freien Wählern geführt wird, zu Hilfe: Entgegen aller bisherigen Argumentation wird es jetzt doch von diesem Ministerium initiierte Messungen von Ultra Feinstaub geben. Das ist etwas, was die Landesregierung bisher unter Hinweis unter anderem auf fehlende Grenzwerte abgelehnt hatte. Die Schützenhilfe aus München kommt also gerade recht. Sie ist zudem geeignet, die Auseinandersetzungen innerhalb der Freien Wähler zu befrieden. Damit bekommen diese Messungen natürlich auch einen gewissen parteipolitischen Charakter. kw