Jeden Tag steigt die Zahl der Corona-Infizierten in und um München an, zur Wochenmitte lag sie in der Isarmetropole bereits bei fast 1600. Weitaus mehr Menschen leben in Quarantäne, können ihrem Beruf derzeit nicht nachgehen oder sind zumindest in ihrem gewohnten Alltag eingeschränkt - an Corona kommt keiner vorbei. Gerade in solch schweren Zeiten kommt es auf Einrichtungen wie Nachbarschaftstreffs an.
Solidarität, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung sind Werte, die Münchner Nachbarschaftstreffs wie die der QuarterM gGmbH nicht nur in der Krise, sondern jeden Tag leben und fördern wollen. Zehn Nachbarschaftstreffs betreibt Quarter M, eine Tochtergesellschaft des Vereins für Sozialarbeit, aktuell in der bayerischen Landeshauptstadt. Von der Parkstadt Schwabing im Norden bis Perlach im Süden sind sie über das ganze Stadtgebiet verteilt.
Der Name jener Einrichtungen deutet allerdings darauf hin, dass sie in einer Zeit, in der persönliche Kontakte auf ein Minimum reduziert werden müssen und anstatt geselliger Treffen (allein) daheim bleiben zur Prämisse wird, einen schweren Stand haben. So bleiben alle Standorte bis einschließlich 19. April geschlossen, sämtliche Veranstaltungen, Gruppen und Kurse mussten die Betreiber absagen. Umso mehr haben sie es sich auf die Fahne geschrieben, Nachbarn weiterhin zu unterstützen - insbesondere Mitbürger die im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus besonders gefährdet wären und/oder Menschen, die ihre Wohnung nicht verlassen können.
In Stadtvierteln wie Ramersdorf-Süd (PLZ 81669 und 81549), Giesing (rund um den Neuschwansteinplatz), Trudering (PLZ 81825), Perlach (Altperlach und Neubaugebiet Hochäckerstraße) sowie in der Parkstadt Schwabing vermitteln die Treffs aktuell Freiwillige, die einkaufen, Medikamente und Rezepte abholen, zur Post gehen und ähnliches. Unter der Rufnummer 0152/04688789 hat die QuarterM gGmbH dafür seit 16. März eine Hotline eingerichtet. Montags bis Freitags, von 10 bis 16 Uhr, können sich hier Menschen melden, die Hilfe brauchen. "In den ersten acht Tagen wurde rund 130 mal zu uns Kontakt aufgenommen, sowohl per E-Mail als auch per Telefon", sagt Alexandra Ruzicka, Geschäftsführerin der Quarter M gGmbh. "Im Moment gibt es mehr Personen, die Hilfe anbieten, als diejenigen, die Unterstützung brauchen. Das gibt uns einen gewissen zeitlichen Vorsprung. Sollte sich die Situation ändern und die Zahl der hilfesuchenden Personen steigen, sind wir gut vorbereitet."
Je mehr Helferinnen und Helfer es gibt, desto flexibler kann die Arbeit gestaltet werden. Daher suchen die Organisatoren weiterhin nach Freiwilligen, die die unentgeltlichen Dienste übernehmen können. Interessenten müssen sich persönlich in einem der Treffs vorstellen, mit ihrem Personalausweis identifizieren und eine Ehrenamtsvereinbarung abschließen. Die Helfer erhalten eine Hygiene- und Verhaltenseinweisung, sie sind auch unfall- und haftpflichtversichert. Dass sie generell bei guter Gesundheit sein müssen, keine Corona-Symptome aufweisen und nicht zu den Hochrisikogruppen gehören dürfen, versteht sich von selbst.
"Aufgrund der Einschränkungen achten wir sehr darauf, die Wege der Helfer zu ihrer Einsatzstelle möglichst kurz zu gestalten", erklärt Alexandra Ruzicka. "Es gibt aber Beispiele, wo in der nächsten Nähe der hilfesuchenden Personen kein Helfer wohnt. In dringenden Fällen greifen wir auf Helfer zurück, die weiter weg wohnen und unter Umständen eine längere Strecke zu gehen oder zu fahren haben." Sollten die Helfer Schwierigkeiten während der Ausübung ihrer Tätigkeit bekommen, können sie sich jederzeit an die Nachbarschaftstreffs wenden. Zur Wochenmitte konnten die Nachbarschaftstreffs auf rund 60 neue vermittlungsbereite Helferinnen und Helfer zurückgreifen, 15 Helfer waren bereits vermittelt und im Einsatz.