Wegen des Corona-Virus haben in ganz München die kulturellen Einrichtungen geschlossen. In ganz München? Nein! Im Münchner Stadtteil Giesing macht der Poesiebriefkasten nach wie vor die Klappe auf. Die Briefzusteller der Deutschen Post AG bringen ihm zur Zeit vor allem Virus-Gedichte.
Das unbedingte Gebot der Stunde lautet „soziale Distanz“. Doch gerade die eröffnet Chancen für poetische Nähe. Das Unfassbare und Bedrohliche der Epidemie kann offenbar gut in Lyrik umgesetzt werden. So sind bereits ein bairischer Hass-Limerick, ein zorniges Gebet, eine Hamsterballade und ein Corona-Medley in der roten Gedichtesammelstelle eingetrudelt.
Katharina Schweissguth, die den Poesiebriefkasten für den Verein Poesieboten betreibt, bittet alle, die nun isoliert zuhause sitzen: „Schreibt, was euch bewegt. Schreibt Trost und Furcht auf. Bannt das Virus auf Papier! Werdet kreativ. Schmückt eure poetischen Zeilen mit Kalligrafien und Zeichnungen. Schickt Virus-Gedichte, Impf-Wörter und Ähnliches bitte per Post." Die Adresse lautet: Poesiebriefkasten, Wirtstraße 17, 81539 München.
Auf verschiedenen Wegen, bei denen man sich allenfalls mit dem Poesie-Virus anstecken kann, gelangen die eingesendeten Werke dann an die Öffentlichkeit:
• Sie tauchen unter dem Hashtag #coronapoesie auf dem Instagram-Kanal des Poesiebriefkastens auf.
• Das eine oder andere Gedicht werden Obergiesinger rund um die Tela beim Einkaufen oder Spazierengehen an verwaisten Fahrrädern entdecken.
• Außerdem werden die Poesieboten die Postgedichte (eines pro Autor) bei einem Livestream vom Balkon aus vorlesen. Der genaue Termin Anfang April wird auf der Website poesiebriefkasten.de bekanntgegeben.