Gute Nachrichten für Kinder, Jugendliche und Familien: Seit vergangener Woche dürfen nach der Entscheidung der Staatsregierung Freizeitstätten wieder öffnen. Seit dem 16. März und damit seit zweieinhalb Monaten waren auch die 50 Kinder- und Jugendtreffs des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) geschlossen. Nun arbeitet der KJR an individuellen Hygiene- und Schutzkonzepten. Eine Standardlösung kann es nicht geben, weil jedes Haus andere Gegebenheiten und Angebote hat. Der KJR ist jedoch zuversichtlich, dass in den nächsten Tagen nach und nach alle Freizeitstätten wieder öffnen können, zumindest für eine begrenzte Zahl an Kindern und Jugendlichen.
Auch ohne Kinder und Jugendliche herrschte dort in den letzten Wochen schon Hochbetrieb. Die Pädagoginnen und Pädagogen gaben ihr Bestes, um mit den jungen Münchnerinnen und Münchnern in Kontakt zu bleiben. Vor allem digital, über Instagram & Videochat und telefonisch waren sie stets für „ihre“ Kinder da.
Doch auch bei der jungen Generation machte sich zuletzt digitale Ermüdung bemerkbar. Und die Jüngsten waren von vornherein virtuell kaum zu erreichen.
Daher sind die Freizeitstätten schon in der Schließungszeit behutsam wieder zum „echten“ Kontakt übergegangen. Mit Abstand, Schutzmasken und viel Desinfektion. In die Häuser selbst durften Kinder und Jugendliche zwar nicht hinein. Aber wie schon bei ihrer digitalen Offensive zu Beginn der Pandemie beweisen die pädagogischen Teams enormen Einfallsreichtum – vom Kontakt über Plauderfenster, Beratungs-Spaziergänge und mit dem Spaten.
Eine Drive-In-Station am Gartenzaun hat sich das Mooskito in der Leipziger Straße einfallen lassen. Das Haus bietet seinen Jugendlichen unter anderem ein Quiz auf Instagram, als Preis können sich die Kids etwa Gutscheine für eine Moosacher Eisdiele abholen. Leiterin Karin Feige gibt auch mal selbst ein Eis aus oder auch eine fertig vorbereitete Backmischung. „Die wird dann später gemeinsam auf Jitsi live gebacken“, erklärt sie. Jitsi ist eine freie Videokonferenz-Software, die derzeit von vielen Jugendtreffs genutzt wird. Als Geschenk werden derzeit Blumensamen ausgegeben. Aber eine Kollegin ist auch bewusst im Stadtteil an Spielplätzen und Treffpunkten unterwegs, um mit Kindern und Jugendlichen - auf Abstand und mit Maske - einen Plausch zu halten. So erfährt sie, wie es ihnen geht und ob sie Hilfestellungen benötigen, die Feige und ihr Team entweder selbst leisten oder vermitteln können.
Der Freizeittreff Lerchenauer in der Lassallestraße 111 bietet Lernhilfe vorm Haus. Die Jugendlichen machen derzeit ihren Quali und wenden sich meist via Instagram an das Team und bitten um Hilfe. „Per Live-Video-Chat helfen wir soweit es geht oder drucken Materialien aus und geben sie weiter“, sagt Silvia Ober. So wird eben im Freien eine Powerpoint-Präsentation für die Quali-Projektprüfung ausgearbeitet. Auch die Offene Ganztagsschule läuft eingeschränkt bereits wieder im großen Saal, mit Abstand, Mundschutz und Erklärungen statt am Tisch der Schüler übers Whiteboard.
Am Abenteuerspielplatz Hasenbergl ABIX in der Weitlstraße 125 können Kinder vorm Tor Holzstücke bemalen. Alle Holzbilder werden dann zusammengefügt, fotografiert und daraus soll eine Postkarte entstehen. Auch die Holztische und Bänke des ABIX stehen draußen bereit, um mit Farbe gestaltet und verschönert zu werden. Bastelpäckchen für zu Hause enthalten zum Beispiel Wolle und die Anleitung für Freundschaftsarmbändchen, aber auch Rätsel, Spiele und Malvorlagen können die Kinder mitnehmen. Außerdem sind Spiele auf Distanz mit einzelnen Kindern möglich, zum Beispiel Federball.
„Bei allen Aktionen achten wir darauf, die Hygienevorschriften einzuhalten“, erklärt Leiterin Alexandra Kozak. Dabei geht es nicht nur um den Mindestabstand, sondern etwa auch um die Desinfektion der Pinsel nach Benutzung. Neben Kreativität, Spiel und Spaß ist das ABIX-Team auch als Hausaufgabenhilfe via Telefon gefragt. Denn normalerweise bietet die Freizeitstätte mit „Hausix“ eine Hausaufgabenbetreuung an. „Unsere Hausixkinder können unsere Unterstützung gerade gut brauchen“, sagt Kozak.
Auch im Tasso 33, dem Kinder- und Jugendtreff Milbertshofen, sind Zaungespräche sehr gefragt. Dabei muss sich niemand die Beine in den Bauch stehen, denn der Zaun ist lang genug für kleine Spaziergänge, sagt Pädagogin Mireen Ewald. Eine Besonderheit war die Kettcar-Tour durch Milbertshofen, bei der sie mit Kindern und Jugendlichen zwanglos in Kontakt kommen konnte. Das ist wichtig, weil Freizeitstätten oft ein zweites Zuhause für Jugendliche sind, hier können sie sich ohne Eltern oder Lehrkräfte bewegen und haben trotzdem kompetente Ansprechpersonen.
Die Kids kommen auch gerne vorbei, um sich echte Preise für virtuelle Rätsel abzuholen. Beim Tasso-Glücksrad wird immer mittwochs eine Zahl zwischen eins und 24 gezogen. Wer vorher online die richtige Zahl getippt hat, gewinnt einen Gutschein. Beliebt ist auch der „Drive-In-Ausleihschalter“, an dem sich Kinder und Jugendliche Spiele und Sportgeräte wie beispielsweise Inline-Skates, ausleihen können.
Neben dem Spiel- und Sportgeräteverleih und der Beratungsecke im Freien plant die LOK Freimann schon die Wiederaufnahme der beliebten Musikprojekte und des Drum-Kurses. Dazu hat Leiter Eric Schwencke eine „Einbahnregelung“ entwickelt, bei der die Teilnehmenden das Haus über die Feuertreppe am Rückgebäude betreten und über den Hinterausgang verlassen. Am Eingang wird eine Händedesinfektion installiert und zum Betreten und Verlassen der Einrichtung braucht es eine Mund-Nase-Bedeckung. So ist immer nur höchstens ein Teilnehmer im Projekt- oder im Schlagzeugraum. Durch Umgestaltung der Räume kann ein Mindestabstand von anderthalb Metern eingehalten werden. Und damit sich die Teilnehmenden der Kurse nicht mehr begegnen, sind die Kurszeiten um fünf Minuten gekürzt. So kann es jetzt wieder losgehen, nur wie der Gruppenunterricht stattfinden kann, muss noch geklärt werden.