„Ich bin: Theodoros Boulgarides“ heißt die Installation von Wolfgang Gebhard, die ab dem 15. Juni in der Evangelischen Auferstehungskirche (Gollierstraße 55) zu sehen ist. Der Kommunikationsdesigner und Künstler zeigt hier eine Reihe von Photos von mindestens 1.000 Münchner, die in dieser beeindruckenden Weise an den Mord, begangen vom NSU, an Theodoros Boulgarides am 15. Juni 2005 in seinem Laden an der Trappentreustraße 4 im Westend erinnern. Die Bevölkerung vom Westend (Schwanthalerhöhe) ehrt dadurch das Opfer und weist damit auf das Versprechen hin, dass dies „Nie wieder!“ passieren darf. Zuvor um 18 Uhr wird am Ort des Mordes ein Kranz im Namen der Bürger Westends, vertreten durch den Bezirksausschuss 8 und dem Arbeitskreis „Westend hat ein Gesicht“ niedergelegt. Frau Sibylle Stöhr, BA 8 Vorsitzende und Stadträtin, sagt dazu: „Wir dürfen den rechten Terror nie unterschätzen. Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit bleiben immer die Basis von solchen Verbrechen. Im unseren Stadtteil werden wir wachsam bleiben und solche Entwicklungen nicht dulden. Und das möchten wir mit dem Gedenktag unterstreichen“.
Ab 19 Uhr verlagert sich der Ort des Gedenktages in die Auferstehungskirche. Mit einem orthodoxen Totengebet, der Vorstellung des Trauertanzes von Helga Seewann und der Uraufführung von zwei dafür geschriebenen Lieder, im Andenken an Theodoros Boulgarides, von Manuela Serafim und abschließend mit einem Friedensgebet unter Beteiligung aller christlichen Konfessionen, des Rabbiners Steven Langas und des Imams Benjamin Idriz setzt sich die Veranstaltung fort. Erzpriester Apostolos Malamoussis, der die Familie Gabriel Boulgarides in all den Jahren ihres Leidens begleitete – wir dürfen nicht das Gerede von den „Döner-Morden“ vergessen – spricht über die Erfahrungen der Familien Boulgarides und Kilic, deren Angehörigen Opfer des NSU in München waren. „Gerechtigkeit und Demokratie haben bei jedem von uns einen Namen, unseren jeweiligen Namen. Ein Mord ist somit auch als Liquidierung unseres demokratischen Gemeinwesens und des Empfindens für Gerechtigkeit zu verstehen. Und das dürfen wir nicht akzeptieren“, fügt er hinzu.
Selbstverständlich bildet die Installation von Wolfgang Gebhard das Kernstück dieses Gedenktages. Gebhard meint dazu: „Es ist für mich eine wohltuende Überraschung gewesen, wie alle angefragten Personen auf meinen Vorschlag reagierten, mir ihr Bild zur Verfügung zu stellen. Ihre Anteilnahme ist zugleich eine Identifizierung mit dem Opfer, der ja ein ganz gewöhnlicher Mensch war, der niemandem etwas angetan hat. Durch die Bilder und die Installation ist jeder angesprochen, denn jeder ist dieser Gefahr ausgesetzt. Das Gesicht des Einzelnen wird somit das Gesicht von uns allen und prägt die kollektive Erfahrung einer Gesellschaft. Denn jeder ist zuletzt angesprochen sich gegen den Terror einzusetzen.“
Die Veranstaltung wird live in den Gemeindesaal übertragen und ist per Zoom-Link kurz zuvor im Internet unter www.auferstehungskirche.de und www.westendstudios.de aufrufbar. Coronabedingt ist die Besucherzahl beschränkt.
Die Installation ist täglich ab 10 bis 19 Uhr in der Auferstehungskirche vom 16 Juni bis 15. August 2020 zu sehen.
In der Reihe „Reden über ...“ wird montags, 19 Uhr, das Trauertanzvideo zu sehen sein. Mit den beteiligten Künstlern und Gäste kann das Video und die Installation „Ich bin: Theodoros Boulgarides“ betrachtet werden. Ein Austausch über Integration, Teilhabe, Erinnerungskultur und Gedenken soll damit angeregt werden. Es gibt Platz (Stift und Papier), seine Gedanken zu formulieren ...
Die Künstler und Gäste sind: die Liedermacherin und interkulturelle Theaterpädagogin Manuela Serafim, die Choreografin und Trauertänzerin Helga Seewann, der Kommunikationsdesigner und Künstler Wolfgang Gebhard, der Pastoralreferent Dr. Ulrich Schäfert (St. Paul), Pfarrer Bernd Berger (Evangelische Auferstehungskirche) und die beiden Schauspieler und Performer Jürgen Wegscheider und Burchard Dabinnus.
Die Veranstaltungen sollte der Auftakt für die „6. Kunst- und Kulturetage Westend“ sein. Leider kann das Programm auf Grund der Corona-Pandemie nicht stattfinden.