Der Nobelpreis ist die höchste Auszeichnung, die einem Wissenschaftler für seine Leistung verliehen werden kann ‒ das dürfte allseits bekannt sein. Doch hätten Sie auch gewusst, dass ein Nobelpreisträger einige Jahre lang in der Gemeinde Ismaning lebte? Und dass ein Abguss seiner höchst wertvollen Medaille im Schlossmuseum ausgestellt ist?
Das Schlossmuseum bezeichnet die bronzene Medaille als "ganz besonderes Ausstellungsstück" seiner Dauerausstellung. Ihr Träger ist der deutsche Physiker Klaus von Klitzing (* 1943), der im Jahr 1985 für die Entdeckung des „Quanten-Hall-Effekts“ mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden ist. Der Quanten-Hall-Effekt ermöglicht einen präzisen internationalen Standard für die Bestimmung von elektrischen Widerständen. Eine als "Von-Klitzing-Konstante" bezeichnete Größe wird inzwischen zur Norm-Definition des elektrischen Widerstandes verwendet. Sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Neudefinition der Maßeinheit Kilogramm im Mai 2019.
Die entscheidende Entdeckung für den Quanten-Hall-Effekt hatte Klaus von Klitzing im Februar 1980 am Hochfeld-Magnetlabor im französischen Grenoble gemacht, wo er zu dieser Zeit tätig war. Noch im selben Jahr erhielt der aus einem alten Adelsgeschlecht stammende Wissenschaftler eine Professur für Festkörperphysik an der Technischen Universität München ‒ und zog mit seiner Familie ins nahe gelegene Ismaning. Im Frühjahr 1985 siedelte von Klitzing beruflich als Mitglied des Direktoren-Kollegiums zum Max-Planck-Institut für Festkörperforschung nach Stuttgart über, lebte aber zunächst weiter vor den Toren Münchens.
Am 10. Dezember 1985 wurde Klaus von Klitzing in Stockholm der ungeteilte Nobelpreis für Physik verliehen. Ungeteilt, das heißt: als einzigem Wissenschaftler in diesem Jahr. Dies ist bemerkenswert, da der Preis sonst oftmals auf zwei oder drei Personen aufgeteilt wird. Jeder Preisträger erhält zusätzlich zur originalen Nobelpreis-Medaille einige wenige Bronzeabgüsse. Seiner damaligen Heimatgemeinde Ismaning, die ihn unter Bürgermeister Erich Zeitler Anfang 1986 zum Ehrenbürger ernannte, schenkte Klaus von Klitzing für das gerade neu eröffnende Schlossmuseum einen dieser wertvollen Abgüsse, mehrere Original-Aufzeichnungen sowie einen Messblatt-Auszug aus der Nacht vom 5. Februar 1980. In der Geschichte Ismanings hat er sich einen Platz gesichert.
Im Schlossmuseum Ismaning ist die Besucherzahl wegen der Hygienemaßnahmen begrenzt, im gesamten Haus gilt Maskenpflicht. Vernissagen, Führungen und Veranstaltungen können derzeit nicht stattfinden. bs/red