Bürgermeisterin Katrin Habenschaden übergibt am Donnerstag, 25. Juni, 16 Uhr, gemeinsam mit dem Intendanten der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal, Erinnerungszeichen für die fünf ehemaligen Kammerspiele-Beschäftigten und NS-Opfer Benno Bing, Emmy Rowohlt, Julius Peter Seger, Hans Tintner und Dr. Edgar Weil am Eingang der Kammerspiele an die Öffentlichkeit. Matthias Lilienthal hatte diese Erinnerungszeichen bei der Koordinierungsstelle Erinnerungszeichen im Stadtarchiv München initiiert.
Die Veranstaltung wird ausschließlich in der Kammer 4 als Livestream übertragen. Einzelheiten unter www.erinnerungszeichen.de.
Benno Bing erblickte am 22. Dezember 1874 in Würzburg das Licht der Welt. Er war von 1913 bis 1933 Geschäftsführender Direktor der Münchner Kammerspiele. 1933 floh er nach Prag und lebte ab 1935 in Frankreich. Am 9. Oktober 1942 wurde Benno Bing in La-Ferté-Bernard verhaftet und am 6. November 1942 nach Auschwitz deportiert, wo die SS ihn am 21. November 1942 ermordete.
Die Schauspielerin Emmy Rowohlt wurde am 4. März 1883 in Hamburg geboren. In München hatte sie 1935 Engagements an den Kammerspielen und am Staatstheater. Wegen regimekritischer Bemerkungen verhaftete sie die Gestapo am 12. Oktober 1939. Im Gefängnis für angeblich unzurechnungsfähig erklärt, erfolgte am 5. Februar 1940 ihre Verlegung in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Dort wurde sie Opfer der „Euthanasie“-Morde und verhungerte am 28. September 1944.
Julius Peter Seger wurde am 28. September 1876 in Krinetz/Böhmen geboren. Er war Schauspieler an den Münchner Kammerspielen. Im Mai 1933 hatte er seinen letzten Auftritt und bekam als Jude Auftrittsverbot. Er musste als Zwangsarbeiter unter anderem beim Bau der Siedlung für Juden in Milbertshofen arbeiten. Am 10. Juli 1942 deportierte ihn die Gestapo in das Ghetto Theresienstadt und von dort am 18. Dezember 1943 nach Auschwitz, wo er im Sommer 1944 ermordet wurde.
Hans Tintner kam am 28. November 1894 in Wien zur Welt. Er war als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor tätig, von 1919/20 an den Münchner Kammerspielen. Seinen größten Erfolg errang er 1929/30 mit dem Film „Cyancali“. Er verließ Deutschland 1933 und kehrte nach Wien zurück. 1938 floh er nach Frankreich und lebte in Paris. Am 19. Juli 1942 deportierte die SS ihn von Drancy aus in das Vernichtungslager Auschwitz. Dort wurde er im September 1942 ermordet.
Edgar Weil wurde am 7. Juli 1908 in Frankfurt geboren. Der promovierte Dramaturg kam 1932/33 als Volontär für Dramaturgie an die Münchner Kammerspiele. Die Gestapo inhaftierte ihn 1933 im Polizeigefängnis an der Ettstraße. Er emigrierte 1935 in die Niederlande, wurde jedoch am 11. Juni 1941 bei einer großen Straßenrazzia aufgegriffen und in das KZ Mauthausen verschleppt. Edgar Weil wurde dort am 17. September 1941 ermordet.