Die kleineren Gemeinden im Kreis Erding versuchen einen ziemlichen Spagat. Auf der einen Seite steht der Zwang zum flächensparenden Bauen, verbunden mit einem enormen Siedlungsdruck, der zu völlig neuen Siedlungsstrukturen auch auf dem Land führt (der Sempt Kurier Erding hat berichtet). Auf der anderen Seite steht das Bemühen um den Erhalt des ländlichen Charakters, mit dem Gefühl, ein Dorf zu bleiben. Darum heißen die Programme auch „Dorferneuerungsprogramm“ oder „Gemeindeentwicklungsprogramm“ oder auch „Integrierte Ländliche Entwicklung“ und werden von genau der Staatsregierung gefördert, die von vielen mit verantwortlich gemacht wird für den Siedlungsdruck namentlich im Flughafenumland. Das ist aber nicht alles. Die Programme des Freistaates für den ländlichen Raum sind so angelegt, dass sie von einer intensiven und längerfristigen Beteiligung der Bevölkerung leben. Arbeitskreise sollen gebildet werden, die die verschiedenen Themen wie „Freizeit“, „Verkehr“, „Bauen und Wohnen“ und dergleichen bearbeiten. Das wiederum spricht Bevölkerungskreise an, die schon dort leben, ein Interesse am Erhalt und der Weiterentwicklung ihres Dorfes haben. Dem gegenüber stehen die Neubürger, die – so das Gefühl derer, die dort schon länger leben - deutlich weniger Integrationswillen aufweisen, immer von Ausnahmen abgesehen. Aber in Ottenhofen im Süden des Landkreises wurden erst in den vergangenen Wochen der Redaktion gegenüber entsprechende Klagen geführt. Dabei wurde aber auch deutlich, dass es wohl auch ein sehr subjektives Empfinden sein kann. Fest steht, dass die Sozialstrukturen sich ändern können. Sozialer Wohnungsbau ist fast nicht mehr finanzierbar in Bereichen, wo allein schon der Grundstückspreis dermaßen hoch ist, dass die dann erforderlichen Mieten fast schon nicht mehr „sozial“ genannt werden können. Nachdem die Stadt Erding zu den „Top Ten“, was die Grundstückskosten angeht, aufgerückt ist betrifft der Siedlungsdruck eben auch das Erdinger Umland. Um gegenzusteuern hat beispielsweise auch die Gemeinde Inning am Holz im Erdinger Holzland das Dorfentwicklungsprogramm angestoßen. Zentrales Projekt bisher ist ein Dorfgemeinschaftshaus, das jetzt seiner Vollendung entgegen geht. Hier ist Platz für Vereine und Gruppen, und damit genau die Zielgruppe, die gemeint ist mit dem Programm. Eine Weile ist auch darüber nachgedacht worden, hier einen Dorfladen zu integrieren, um die örtliche Nahversorgung zu verbessern. Das hat sich aber wirtschaftlich nicht darstellen lassen. Der Dorfladen ist in Langenpreising dagegen das erste sichtbare und ungemein erfolgreiche Projekt im Rahmen der Dorferneuerung. Weitere sollen jetzt angegangen werden und beziehen sich direkt auf die Lebensqualität im Ort selbst. Dieser ist nämlich von vielen Gewässern wie die Strogen durchzogen, und das ist etwas, was jetzt besser erlebbar werden soll. Dazu soll der Bereich bei der alten Schmiede umgestaltet werden, was jetzt möglich wird, weil der neue Wertstoffhof den hässlichen Containerstandort mitten im Dorf überflüssig macht. Wieder im Osten des Landkreises geht es mit Förderung des Freistaates an den Neubau eines Gemeinschaftshauses. Hier ist die katholische Kirche im Boot, denn der Grund vom ehemaligen Pfarrhof gehört ihr. Allen diesen Projekten in den Dörfern ist gemeinsam, dass das Leben auf dem Land und in den Dörfern attraktiv bleiben soll, die kleinen Gemeinden Anschluss an den Ballungsraum halten sollen. kw