Der Verkehrsdruck steigt in vielen Gemeinden im Kreis Erding, die Rücksichtslosigkeit der Autofahrer aber zumindest gefühlt auch. So kam es in der Gemeinde Langenpreising zu einem wohl kreisweiten Negativ-Rekord: Die Gemeinde hat im Ortsteil Zustorf eine Messung durchgeführt, und zwar in dem Bereich mitten im Ort, wo die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer festgesetzt ist: Über 70 Prozent der Autofahrer hielten sich nicht daran. Die Schnellsten donnerten gar mit geradezu kriminellen 93 „Sachen“ durch das Dorf. Der Zweckverband Kommunale Verkehrsüberwachung hat steigende Mitgliederzahlen. 148 sind es dem Imageprospekt zufolge aktuell. Die Gründe dafür werden durch solche Messergebnisse dokumentiert. Die Kommunen wissen sich nicht mehr anders zu helfen. In der Tendenz ist auch feststellbar, dass die Gemeinden, die bisher nur den ruhenden Verkehr haben überwachen lassen, diese Kontrollfunktion jetzt nach Möglichkeit auch auf den fließenden Verkehr ausweiten. Die Angaben des Zweckverbandes bestätigen diese Tendenz. Reiner Deyerer, Außendienstler eben dieses Zweckverbandes, kann sich jedenfalls über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Auch steigt die Zahl der von den Gemeinden beschafften Anzeigetafeln, die die aktuelle Geschwindigkeit anzeigen. Wer diese nicht ernst nimmt hat die Technik nicht verstanden: Die Software erfasst sehr genau Datum, Uhrzeit, gefahrene Geschwindigkeit, und sie wirft auch Daten über die Zahl der durchfahrenden Fahrzeuge aus. Folge: Steigt, wie in Zustorf, die Zahl der Verstöße und das Gerät bestätigt das Bauchgefühl der Bürger, die solche Messungen fordern, wird die Gemeinde hier mit dem Messfahrzeug des Zweckverbandes anrücken. So geschehen auch in Zustorf. Bürgermeister Josef Straßer war da ganz schnell. Ergebnisse stehen noch aus, aber der Gemeindechef geht nach dieser Aktion von einer steigenden Zahl von unfreiwilligen Fußgängern aus. Zustorf jedenfalls wird in die Statistik eingehen: 215.000 Verfahren im Bereich „Fließender Verkehr“ im Jahr 2018. Neuere Werte sind noch nicht verfügbar. Und dieses Messfahrzeug ist nicht so auffällig wie die Anzeigetafel, im Gegenteil. Auch was die Messtechnik angeht, geht der Verband mit der Zeit.
In Fraunberg das gleiche Bild: Mitten im Ort, beim Bürgerhaus und der Kirche, überdies mit einer Abzweigung und einer recht scharfen Kurve, ist die Höchstgeschwindigkeit ebenfalls auf 30 Stundenkilometer begrenzt worden. Als der Zweckverband hier seine Messeinrichtung aufbaute und das dazugehörige Fahrzeug auch noch auf einem nahen Parkplatz regelrecht versteckte blitzte es des Öfteren. Die Bürger sehen es gern, vor allem an den Durchfahrtstraßen. Kommentare gegenüber der Redaktion jedenfalls waren durchweg positiv. Das alte Gerede, dass die Gemeinde hier „Wegelagerei“ betreibe und „abzocken“ wolle ist durch die Jahresrechnungen der Kommunen inzwischen mehrfach widerlegt: Wirklich Kasse machen lässt sich damit nicht, denn die Kosten für diese Maßnahmen sind nicht zu verachten: Die Mitarbeiter des Zweckverbandes arbeiten nicht für Gotteslohn, die Fahrzeuge müssen gewartet und auch mal erneuet, die Messeinrichtungen geeicht werden. Alles das lässt der Zweckverband sich natürlich bezahlen, und Deyerer geht mit diesem Thema, wenn er in die Gemeinderäte kommt, auch recht offensiv um. Er kennt die Biertischparolen von den notleidenden kommunalen Haushalten natürlich auch zu Genüge und wird nicht müde zu betonen, dass es um die Verkehrssicherheit geht. In mehreren Gemeinderäten kommt jetzt auch noch ein weiteres Motiv hinzu: Autos mit 30 Stundenkilometern sind klar leiser als solche mit 50. Schutz der Bürgerschaft vor Verkehrslärm wird jedenfalls immer mehr zum Thema. kw