Veröffentlicht am 06.11.2020 00:14

Ein Kreis, der hilft

Der Helferkreis Asyl Oberschleißheim bilanziert die letzten fünf Jahre: Die weitaus meisten Geflüchteten sind in Deutschland längst angekommen, sagen die Mitglieder. (Foto: dm)
Der Helferkreis Asyl Oberschleißheim bilanziert die letzten fünf Jahre: Die weitaus meisten Geflüchteten sind in Deutschland längst angekommen, sagen die Mitglieder. (Foto: dm)
Der Helferkreis Asyl Oberschleißheim bilanziert die letzten fünf Jahre: Die weitaus meisten Geflüchteten sind in Deutschland längst angekommen, sagen die Mitglieder. (Foto: dm)
Der Helferkreis Asyl Oberschleißheim bilanziert die letzten fünf Jahre: Die weitaus meisten Geflüchteten sind in Deutschland längst angekommen, sagen die Mitglieder. (Foto: dm)
Der Helferkreis Asyl Oberschleißheim bilanziert die letzten fünf Jahre: Die weitaus meisten Geflüchteten sind in Deutschland längst angekommen, sagen die Mitglieder. (Foto: dm)

Regelmäßigen Besuchern des Schleißheimer Schlosses sind die sieben Holzständerbauten am nordwestlichen Ende der Renaissance-Anlage längst aufgefallen. In diesen Häusern des Landkreises München leben seit Mai 2018 fast alle der rund 170 Geflüchteten, darunter 40 Kinder, die in Oberschleißheim untergekommen sind. Viele Bewohner kommen aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und anderen arabischen Ländern. Weitere stammen aus afrikanischen Ländern wie Eritrea oder gehören Minderheiten wie den Rohingyas in Myanmar an.
Die meisten Bewohner sind sogenannte „Fehlbeleger“, welche als Asylsuchende längst anerkannt worden sind oder ein Bleiberecht in Deutschland haben. Viele arbeiten unter anderem in der Gastronomie, Gebäudereinigung und Logistik. Weil sie auf dem völlig überhitzten Münchner Mietwohnungsmarkt keine erschwingliche Immobilie finden, dürfen sie in der Oberschleißheimer Flüchtlingsunterkunft vorerst bleiben und müssen nicht ausziehen, wie vom Gesetzgeber gefordert.

Seit fünf Jahren betreut der Helferkreis (HK) Asyl Geflüchtete in Oberschleißheim. Die aktuell rund 30 Mitglieder unterrichten Deutsch, helfen bei Schulhausaufgaben, reparieren mit den Bewohnern Fahrräder und sind Ansprechpartner für sonstige Alltagsprobleme. Vor Mai 2018 lebten die Geflüchteten in einer blauen Containersiedlung im Westen der Schlössergemeinde. Mit dem Umzug in die optisch ansprechenden Holzständerbauten mussten sie allerdings auch räumliche Enge in Kauf nehmen. Pro Person stehen 7 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, jeweils 8 Personen teilen sich 2 Duschen, 2 WCs, einen Herd und einen Kühlschrank.
Die ersten Asylbewerber wurden 2014 in der Jugendbegegnungsstätte am Tower untergebracht und dort von ehrenamtlichen Helferinnen unterstützt. 2015 haben rund 30 Bürgerinnen und Bürger aus unterschiedlichen Berufen und allen Altersgruppen den Helferkreis (HK) Asyl gegründet, die katholische und evangelische Pfarrgemeinde Oberschleißheim sowie die Caritas traten hierbei als „Paten“ auf. Die Koordination des Kreises übernahmen Peter Lemmen und Joachim Dähler.
Die Aufgaben, die anstanden, waren kaum zu überschauen: Der Helferkreis baute unter anderem eine Kleiderkammer auf, konzipierte Sprachunterricht für Personen, die häufig kaum ein Wort Deutsch sprachen, organisierte die Beschaffung und Reparatur von Fahrrädern und entwickelte vielfältige Integrationsmaßnahmen, welche das Einleben in die neue Umgebung erleichterten.

Mit Beginn des Lockdown am 16. März untersagte die Regierung von Oberbayern dem HK Asyl Besuche in der Flüchtlingsunterkunft. Das Verbot ist bis heute nicht aufgehoben, die Helferinnen und Helfer halten den Kontakt mit den Geflüchteten per Handy und WhatsApp. Das Sommerfest, das der Helferkreis zum fünfjährigen Bestehen in der Flüchtlingsunterkunft mit zahlreichen Gästen am 20. Juni feiern wollte, konnte leider nicht stattfinden, der Helferkreis will dies bis spätestens Sommer 2021 nachholen.
Was hat sich in den letzten fünf Jahren verändert? Peter Lemmen und Joachim Dähler ziehen Bilanz: „Am Anfang standen die öffentlichen Stellen stark unter Druck“, resümieren beide Koordinatoren. „Der Helferkreis hat deshalb viele Aufgaben zusätzlich übernommen und pragmatisch gelöst, welche heute von Caritas - mit eigener Sozialarbeit in der Unterkunft - sowie dem Landratsamt wahrgenommen werden.“ Weil die Helferinnen und Helfer immer vor Ort waren, konnten sie laut Lemmen und Dähler viele Probleme besonderes schnell, flexibel und unbürokratisch lösen.
Rund 100 Bürgerinnen und Bürger haben seit 2015 den Helferkreis ununterbrochen oder zeitweise unterstützt. Weil bis in die jüngste Zeit hinein interessierte Anfragen fürs Mitmachen eintrafen, konnte der Helferkreis seine Aufgaben immer mit neuen Ideen und Impulsen lösen.
Zum fünfjährigen Jubiläum dankt er nochmals allen Helferinnen und Helfern; den Spendern von Sachmitteln und Geld; dem Rathaus, den Kirchengemeinden und der Caritas für die immer wohlwollende Unterstützung; dem Landratsamt für die kontinuierliche Zusammenarbeit; den Vereinen für die Aufnahme von Geflüchteten, dem Jugendzentrum „Planet O“ für die Vermittlung von Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, der Band „Ratatouille“ für tolle Benefizkonzerte und allen weiteren Personen, die die Integrationsarbeit ebenfalls nach Kräften unterstützt haben, aber hier nicht einzeln genannt werden können.
Auch die Geflüchteten selbst zeigen immer wieder, dass sie die Integration ausdrücklich wünschen. Einige haben einen Cricketverein gegründet und wollen diese Sportart auch in Deutschland populär machen. Wenn sie als Folge der Corona - Lockerungsmaßnahmen ihren Spielbetrieb hoffentlich bald wieder aufnehmen können, würden sie gerne auch Deutsche als Mitglieder willkommen heißen.
Kontakt: asylhelfer-in-OSH@outlook.de

north