Veröffentlicht am 11.11.2020 11:19

Verkehr, Gewerbe, Idylle

Der Vogelweideplatz wird optisch geprägt durch die „Bavarian Towers”. Früher standen hier einmal Ziegeleien und das Gaswerk am Kirchstein. (Foto: bs)
Der Vogelweideplatz wird optisch geprägt durch die „Bavarian Towers”. Früher standen hier einmal Ziegeleien und das Gaswerk am Kirchstein. (Foto: bs)
Der Vogelweideplatz wird optisch geprägt durch die „Bavarian Towers”. Früher standen hier einmal Ziegeleien und das Gaswerk am Kirchstein. (Foto: bs)
Der Vogelweideplatz wird optisch geprägt durch die „Bavarian Towers”. Früher standen hier einmal Ziegeleien und das Gaswerk am Kirchstein. (Foto: bs)
Der Vogelweideplatz wird optisch geprägt durch die „Bavarian Towers”. Früher standen hier einmal Ziegeleien und das Gaswerk am Kirchstein. (Foto: bs)

Wo sich die Stadtbezirke Au-Haidhausen und Bogenhausen treffen, liegt eines von Münchens unbekannteren Vierteln: Steinhausen dürften die meisten mit Industrie, Gewerbe und Verkehr assoziieren, wenngleich es auch schönere Ecken gibt.

Vor kurzem hat es Steinhausen wieder in die lokalen Medien geschafft: Der Kommunalausschuss des Stadtrats beschloss den Neubau eines „Wertstoffhofs plus” an der Truderinger Straße 2 a, im Gewerbegebiet Steinhausen. Auch dank der vor vier Jahren neu eröffneten Trambahn von Haidhausen zum S-Bahnhof Berg am Laim oder der Autobahnausfahrt „München-Steinhausen” ist der Ortsname weithin präsent.

Beginnt man, sich mit Steinhausen zu beschäftigten, fällt auf, dass es das Viertel gleich zweimal gibt. Zum einen heißt so der Bezirksteil von Au-Haidhausen, den Prinzregenten-, Einstein- und Ismaninger Straße begrenzen. Das Klinikum rechts der Isar liegt also in Steinhausen, das Prinzregententheater grenzt unmittelbar an. Bekannter ist Steinhausen aber als Teil von Bogenhausen. Der Name geht zurück auf einen Ziegelstadel, der an der Landstraße zwischen Haidhausen und Zamdorf lag, erklärt der Verein NordOstKultur auf seiner Homepage. 1808 wurde die Einöde zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Später gehörte Steinhausen zur Gemeinde Daglfing, bis es 1875 mit Zamdorf zur Gemeinde Berg am Laim wechselte und schließlich ein Teil der Stadt München wurde.

Um 1900 wurde die Äußere Prinzregentenstraße bis zum heutigen Vogelweideplatz angelegt, zuvor war die Gegend unbebaut. „Bis Mitte der 1930er-Jahre säumten nur wenige Häuser die stark befahrene Ausfallstraße”, erläutert der NordOstKultur-Verein. Allmählich wuchsen auf dem Areal um den Vogelweideplatz, auf dem einst Ziegeleien gestanden hatten, Einfamilienhäuser und Wohnblöcke. Heute prägen Bürohochhäuser den Platz.

Nördlich der Autobahn jedoch zeigt Steinhausen ein komplett anderes Gesicht. Die Siedlung Steinhausen besteht aus Einfamilienhäusern, errichtet auf 600 bis 800 Quadratmeter großen Grundstücken. Namen wie Schwarzwald-, Mosel- oder Spessartstraße verheißen eine gewisse Idylle. Anfang der 1930-Jahre, während der Weltwirtschaftskrise, erließ der deutsche Reichskanzler Heinrich Brüning die dritte Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen, berichtet der NordOstKultur-Verein: „Sie enthielt auch die Bestimmungen, die 1932 die als »Reichskleinsiedlung« gebaute Siedlung in Steinhausen ermöglichte.” Die späteren Siedler sollten bereits während der Bauphase mitarbeiten und sich dann durch Obst- und Gemüseanbau sowie Kleintierhaltung selbst versorgen. Auf ähnliche Weise entstand ab 1934 auch die „Kolonialsiedlung” im benachbarten Zamdorf. bs

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