Die älteste Teilnehmerin derzeit ist 91 Jahre, für sie hat sich ein Kindheitstraum erfüllt; ein dementiell erkrankter Bewohner erlebt den sachten Schwung jedes Mal neu: Was vor anderthalb Jahren mit einem Mini-Trampolin im AWO-Seniorenzentrum Gertrud-Breyer-Haus begann, hat sich zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Zwei Trampoline haben wieder Schwung in ihr Leben gebracht. Ein Trampolin verbindet man spontan nicht mit älteren Menschen. Doch bringt es - nach einer Erprobungsphase - nun mit sanftem Schwung vielen interessierten Bewohnern ein gutes Stück mehr Lebensfreude. Gleich beim ersten Mal hätte sich rund ein Dutzend Frauen und Männer für das neue Angebot mit dem Trampolin interessiert. „98 Prozent der Benutzer der Trampolins kommen mit dem Rollator und eine Bewohnerin sitzt wegen einer halbseitigen Lähmung nach einem Schlaganfall im Rollstuhl“, sagt Silke Weiss, die Trampolin-Trainerin.
Sie hat rutschfeste bunte Socken verteilt, in denen alle Trampolinanhänger nun jeden Donnerstag ihr Sportgerät besteigen, denn die Sicherheit der Senioren steht an erster Stelle. Einschränkungen für ihr leicht schwingendes Vergnügen sind nur eine noch nicht lange zurückliegende Operation oder ein Herzinfarkt sowie eine Bewegungseinschränkung in der Hüfte, die das Besteigen des ansonsten ausgesprochen gelenkfreundlichen Trampolins unmöglich macht. „Demenz ist gar kein Hindernis“, so Sozialdienstleiterin Sarah Berchtold.
Für einen an Demenz erkrankten Bewohner sei das Trampolin „jedes Mal eine tolle neue Erfahrung.“ Die Menschen würden sich intuitiv auf dem Trampolin bewegen, sein flexibler Untergrund von manchen auch wie eine Massage empfunden. „Das Gleichgewichtsorgan, eigentlich alles, wird aktiviert, das schüttet unfassbar viele Glückshormone aus“, weiß Berchtold. „Die Menschen schauen auf dem Trampolin nach vorne und richten sich wieder aus ihrer gekrümmten Haltung am Rollator auf, auch ihre Körperwahrnehmung wird wieder gesteigert“, sagt Silke Weiss.
„Egal, ob eine oder zehn Minuten: Auf dem Trampolin bringen die Menschen ihre Zellen, auch die des Gehirns, ins Tanzen, Erinnerungen und Emotionen werden wieder wach.“ Besonders tief berührt hat die Trainerin die stark an Demenz erkrankte alte Dame in einer anderen AWO-Einrichtung, „die sonst nie mitsingt“, mit ihrem spontanen Gesang auf dem Trampolin zu dem im Hintergrund laufenden Lied.
Auch der Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Landkreis Ebersberg betont die vielfach in Studien belegte äußerst positive Auswirkung von Bewegung auf das Gehirn bis in das hohe Alter. „Das Projekt Trampolin zeigt, wie durch eine ideale Kombination von körperlicher Bewegung und Musik die Lebensqualität gerade auch von Mitmenschen mit Demenz verbessert werden kann.“