Veröffentlicht am 24.07.2023 10:49

Trambahn im Fokus


Von Benjamin Schuldt
Mehr Platz für Trambahnen: Der neue Betriebshof an der Ständlerstraße, der auf dem Stadtwerke-Gelände entsteht, soll Anfang der 2030er Jahre fertig sein. (Foto: bas)
Mehr Platz für Trambahnen: Der neue Betriebshof an der Ständlerstraße, der auf dem Stadtwerke-Gelände entsteht, soll Anfang der 2030er Jahre fertig sein. (Foto: bas)
Mehr Platz für Trambahnen: Der neue Betriebshof an der Ständlerstraße, der auf dem Stadtwerke-Gelände entsteht, soll Anfang der 2030er Jahre fertig sein. (Foto: bas)
Mehr Platz für Trambahnen: Der neue Betriebshof an der Ständlerstraße, der auf dem Stadtwerke-Gelände entsteht, soll Anfang der 2030er Jahre fertig sein. (Foto: bas)
Mehr Platz für Trambahnen: Der neue Betriebshof an der Ständlerstraße, der auf dem Stadtwerke-Gelände entsteht, soll Anfang der 2030er Jahre fertig sein. (Foto: bas)

Die Münchner Mobilitätsoffensive, also der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, ist in aller Munde – und Ramersdorf unmittelbar davon betroffen. Während die U-Bahn den Stadtteil nur am Rande tangiert, spielt die Trambahn eine umso größere Rolle, vor allem wegen des neu entstehenden Betriebshofs in der Ständlerstraße. Verkehrsthemen dominierten die Ramersdorfer Bürgerversammlung am Donnerstag.
In die Dreifachturnhalle der Grundschule an der Führichstraße hatte die Stadt alle Ramersdorfer eingeladen, um über aktuelle Themen aus dem Viertel zu informieren. Wohl wegen den warmen Temparaturen waren die Reihen hinter den Gästen aus Politik und Verwaltung aber eher spärlich besetzt. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach (BA 16), Thomas Kauer (CSU), stellte unter anderem den aktuellen Stand für den neuen Tram-Betriebshof an der Ständlerstraße vor. Der angestrebte massive Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mache einen zweiten Betriebshof in Ergänzung zu dem bestehenden an der Einsteinstraße notwendig, erklärte Kauer. Schließlich müssen die zusätzlichen Trambahnen auch repariert, gewartet und nach Dienstende an einem geschützten Ort abgestellt werden. Der neue Betriebshof mit großflächiger Abstellanlage, zwei Werkstätten und Lager entsteht auf dem Areal zwischen Ständlerstraße, Lauensteinstraße, Traunreuter Straße und Bahnlinie. Er schließt damit südlich an das bestehende MVG Museum und die denkmalgeschützte Montagehalle an.

Fertig zu Beginn der 2030er

Begonnen haben die Arbeiten bereits im Vorjahr. Fertig sein soll der neue Betriebshof nach jetzigem Stand zu Beginn der 2030er Jahre, wie Kauer verkündete. Allerdings werden bereits während der verschiedenen Bauphasen Trambahnen auf dem Areal abgestellt, nicht erst, wenn alles komplett hochgezogen ist. Die Zufahrt soll über ein neues Gleis auf der Ständlerstraße erfolgen, dass an der Endhaltestelle Schwanseestraße an die bestehende Tramtrasse anschließt. Für diese Variante und gegen die Zufahrt über die Aschauer Straße hatte sich der BA 16 eingesetzt, da dadurch weniger Anwohner direkt vom Lärm betroffen sind, den fahrende Straßenbahnen nun einmal verursachen. Bei einem Gleisneubau auf der Ständlerstraße will der Bezirksausschuss prüfen lassen, ob die Trasse nach Neuperlach verlängern werden könnte.

SV Stadtwerke musste weichen

Neu in den Plänen für den Betriebshof ist, wie Thomas Kauer sagte, eine rund 5000 Quadratmeter große Grünfläche. Diese soll im Süden des Areals entstehen, an der Lauensteinstraße. Dort befand sich bisher die Sportanlage des SV Stadtwerke München mit Fußballplatz und Turnhalle. Aktuell ist die Anlage nicht mehr nutzbar und zum Teil bereits abgerissen. „Leider”, betonte Kauer, aber eine andere Lösung habe es nicht gegeben. Ein Vorschlag der SPD-Stadtratsfraktion, auf das Dach des neuen Betriebshofs noch eine Turnhalle und ein Fußballfeld draufzusetzen, stellte sich als nicht umsetzbar heraus. Inzwischen ist der SV Stadtwerke mit seinen Abteilungen in andere Hallen und Anlagen im Stadtgebiet ausgewichen, unter anderen in die Sporthalle der Berufsschule in der Balanstraße. Eine Fußballmannschaft stellt der Traditionsverein nicht mehr im regulären Ligabetrieb, nur in der Firmen- und Behördenliga, wo die BSG SWM am Krehlebogen in Perlach spielt. Noch 2021/22 war der SV Stadtwerke an der Lauensteinstraße in der Kreisklasse gegen Lokalrivalen wie den SC München, den TSV Turnerbund oder den TSV 1860 III angetreten. Gegründet worden ist der Traditionsverein 1926 von Mitarbeitern der Straßenbahn.

Trambahn durch historische Ortskerne?

Auch dank des SV Stadtwerke haben die Ramersdorfer eine besondere Beziehung zur Tram. Einst führte sie sogar mitten durch das Viertel, vom Ostbahnhof kommend die Rosenheimer Straße entlang bis zum historischen Ortskern. Als Relikte dieses Streckenabschnitts, der mit der Inbetriebnahme der U-Bahn 1980 stillgelegt wurde, sind das Trambahnhäusl und einige Gleise auf der Busspur in der Rosenheimer Straße noch sichtbar. Die Idee, die Trasse wiederzubeleben und Richtung Osten bis nach Perlach weiterzuführen, gibt es seit einigen Jahren. 2022 beschloss der Münchner Stadtrat, für die Strecke eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen. Dies soll nächstes Jahr erfolgen. Das Mobilitätsreferat verspricht sich von der neuen Tramlinie eine „höhere Fahrgastkapazität” und neue Verbindungen von Ramersdorf und Perlach in Richtung Innenstadt, führte Thomas Kauer aus.
Vom Ostbahnhof soll die Trasse über Rosenheimer Straße, Ottobrunner Straße, Pfanzeltplatz und Putzbrunner Straße bis zum U-Bahnhof Neuperlach Zentrum verlaufen. Diese Route deckt aktuell die Buslinie 55 ab, zum Teil auch die Linien 145 und 155, die beide laut Mobilitätsreferat „tendenziell erhalten bleiben sollen”, wie Kauer mitteilte. Zu bedenken gebe es, meinte der BA-Chef, dass die geplante Route unmittelbar an den Ortskernen von Ramersdorf und Perlach vorbei oder sogar hindurch führen würde. Beide stehen unter Ensembleschutz. Ob sich das mit Trambahngleisen verträgt, ist noch offen.

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