Fernab von Saudi-Millionen, Champions League oder Harry Kane starten an diesem Wochenende die Münchner Fußballligen auf Kreisebene in die Saison 2023/24. Zu bieten haben sie einiges: tief gesunkene Traditionsvereine und solche, die es wieder ein Stück nach oben geschafft haben, prominente Namen – und natürlich ganz viel Fußball von Lohhof bis Ebersberg, von Planegg bis Poing.
Am Samstag oder Sonntag spontan zum Fußballplatz gehen, einen einstelligen Eurobeitrag Eintritt zahlen und dann ganz nah dran am Geschehen sein: Was im Profibereich praktisch kaum mehr möglich ist, kann der Fußballfan in der Kreisliga, Kreisklasse und den darunter liegenden „Buchstabenligen” (A-, B- und C-Klasse) genießen. Zahlreiche Mannschaften aus Stadt und Land hoffen in der neuen Saison je nach Ambition darauf, bald wieder auf Bezirksebene zu spielen oder sind einfach froh, sich mit traditionsreichen Vereinen messen zu dürfen. Zu letzteren darf man den TSV 54-DJK München rechnen. Als Zweiter der Kreisklasse 2 setzte sich das Team vom Hasenbergl in der Relegation gegen den FC Alte Haide-DSC durch – und kehrte damit nach 38 Jahren (!) in die Kreisliga zurück. Genau genommen, ist der aus einer Fusion entstandene TSV 54-DJK sogar ein Neuling in der Spielklasse: Zum einen hieß die heutige Kreisliga anno 1985 noch A-Klasse, zum anderen war die DJK München Nord damals noch ein eigener Verein.
Neu in der Nordgruppe der dreigleisigen Münchner Kreisliga sind als Aufsteiger außerdem der SV Olympiadorf, der dieser Spielklasse zuletzt 2014/15 angehörte, sowie der FC Türk Sport Garching, der nach 13 Jahren wieder auf diesem Niveau spielt. Sie messen sich mit Kontrahenten aus dem Münchner Norden, dem nördlichen Landkreis München und dem Landkreis Dachau. Mit dem SV Lohhof ist auch ein ehemaliger Regionalligist darunter. Um die Jahrtausendwende durften die Unterschleißheimer noch in der dritthöchsten Spielklasse gegen die heutigen Bundesligisten FC Augsburg und Darmstadt 98 ran, inzwischen hängen sie seit fünf Jahren in der Kreisliga fest.
Noch mehr große Namen hat die Kreisliga 2 zu bieten, die fast eine reine Münchner Stadtliga ist, nur ergänzt durch den SV Planegg-Krailling. Mit der TSG Pasing und dem TSV Großhadern sind hier zwei Vereine vertreten, die bereits in der Bayernliga gespielt haben, wenngleich das Jahrzehnte her ist. Dazu kommt der TSV München 1860 mit seiner dritten Mannschaft, die ausschließlich aus Amateuren besteht und nach drei Jahren wieder in die Kreisliga aufgestiegen ist. Ebenfalls ganz viel Tradition hat der MTV München von 1879, der einer der Pioniere im Münchner Fußball war und schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgreich Fußball spielte. Beim MTV findet man die wohl klangvollsten Spielernamen aller Kreisligisten: Mit der Brüdern Elias und Luca Beckenbauer stehen zwei Enkel von „Kaiser Franz” im Kader, dazu kommen Lucian Zickler, der Sohn von Ex-Nationalspieler Alexander Zickler, und Mario Erb, Ex-Profi von Alemannia Aachen, Erfurt und Unterhaching. Ligakonkurrent FT Gern kann sich derweil rühmen, der Jugendverein von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm zu sein. Der TSV Milbertshofen wiederum hat mit Angelo Stiller (TSG 1899 Hoffenheim) einen aktuellen Bundesligaspieler hervorgebracht.
Die Kreisliga 3 präsentiert sich als eine bunte Mischung aus Stadtteilvereinen wie SV Zamdorf oder TSV Waldtrudering, Clubs aus dem Landkreis München (TSV Ottobrunn und Aufsteiger SpVgg Höhenkirchen) sowie einigen Mannschaften aus dem Landkreis Ebersberg, wie zum Beispiel den langjährigen Bezirksligisten SC Baldham-Vaterstetten, der den direkten Wiederaufstieg erst in der Relegation verpasst hat. Mit dem SV Helios-Daglfing feiert in dieser Staffel ein Verein sein Kreisliga-Comeback, dessen Vorgänger SpVgg Helios München insgesamt 17 Jahre in der Bayernliga verbrachte und in den 1960ern sogar zeitweise Münchens Nummer drei hinter Bayern und Sechzig war. Für internationales Flair sorgen der FC Hellas und NK Hajduk, die von Fußballfreunden mit griechischen respektive kroatischen Wurzeln gegründet worden sind.
Aber auch unterhalb der Kreisliga gibt es sie, die Vereine mit klangvollen Namen und besonderer Historie. Der FC Falke Markt Schwaben spielte von 2001 bis 2003 in der Bayernliga, unter anderen mit Tobias Schweinsteiger. Später stürmte ein gewisser Florian Niederlechner für die Falken, die heute in einer Spielgemeinschaft mit BSG Markt Schwaben und SpVgg Markt Schwabener Au in der Kreisklasse 6 antreten. Noch eine Stufe tiefer, in der A-Klasse 3, findet man den BSC Sendling, der in den 1970er Jahren auch mal Bayernligist war. Neben den gefallenen Größen gibt es aber auch die Emporkömmlinge, zu denen zum Beispiel der FC Sportfreunde München gehört. Gegründet wurde der Jugendverein von „Katsche” Schwarzenbeck bereits 1912 – doch den Aufstieg in die Kreisklasse haben die Harlachinger heuer zum ersten Mal geschafft. In der Kreisklasse 4 warten auf die Sportfreunde nun Derbies gegen weitere Traditionsvereine wie den SC München, den TSV Turnerbund oder den TSV München-Ost.
Traditionsduell: MTV München - TSG Pasing, 26. August, 13.30 Uhr, Werdenfelsstraße 70
Kreisliga-Comeback: SV Helios-Daglfing - SV Anzing, 27. August, 12.15 Uhr, Westpreußenstraße 60
Nachbarschaftsduell: TSV Zorneding - ATSV Kirchseoon, 27. August, 14.30 Uhr, Am Sportpark 4
Kreisliga-Debüt: TSV 54-DJK München - TSV Allach 09, 27. August, 15 Uhr, Grohmannstraße 63
Untergiesing gegen Harlaching: SC München - FC Sportfreunde, 29. August, 19.45 Uhr, Agilolfingerstraße 6