Gut, dass es im Krippenspiel viele Engel gibt. Die bräuchten wir nämlich auch im Leben mehr. Beim Krippenspiel kommen sie auf die Stufen gelaufen, ganz klein und aufgeregt. Sie bauen sich auf zwischen den Hirten und der Krippe mit Maria und Josef und dem Jesuskind und zwischen uns allen. „Fürchtet euch nicht!“ ruft dann das älteste Kind, mit pipsiger Stimme vor Aufregung. Holt nochmal tief Luft und wiederholt: „Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkünde euch große Freude!“ Mehr solche Engel bräuchte es im Leben.
Echte Hoffnungsträger und vor allem Friedens-Boten. Die unsere Welt kindlich-leicht machen, himmlisch-frei und strahlend-hell. Überall, wo es gerade finster ist. In der Ukraine, bei all den vergessenen Kriegs-Schauplätzen und besonders da, wo das früher einmal alles geschehen sein soll, im Nahen Osten. Wenn mir die Nachrichten von Krieg und Terror zu viel werden, dann wünsch ich mir himmlische Heerscharen. Nicht klein und süß und golden, sondern mächtig und mit Flammen-Schwertern. Die zum Tyrannen Herodes fliegen. Die die Schwachen beschützen und für das Gute eintreten. Die mit ihrer ganzen Macht den Frieden bringen, den ich gerade so vermisse.
Die Kinder im Krippenspiel haben ihre Sätze schon wochenlang geübt. Die handeln nicht von Flammen-Schwertern oder Heerscharen. Sie spielen die wahre Weihnachts-Geschichte. Sie zeigen dann auf das Jesuskind und singen: „Friede auf Erden. Den Menschen ein Wohlgefallen.“ Der Frieden wird kommen. Aber klein und schutzbedürftig wie ein Kind. Erst wenn es aufwachsen kann, dann wird es die Welt verändern. Mit einer Botschaft von Nächstenliebe, sogar von Feindesliebe und von der unendlichen Liebe, die wir Gott nennen. Als ein Mensch, der zu den Leuten hingeht, die sonst niemand haben will oder die ihre Hoffnung schon aufgegeben haben. Er holt sie zurück ins Leben und erzählt ihnen vom Himmel.
Wir brauchen viel mehr Engel. Nicht mit Schwert, sondern mit Hoffnung und Friedens-Botschaft. Das könnten auch manchmal die Menschen übernehmen. Oder Kinder beim Krippenspiel. Und solche Engel haben wir ja. Manche von ihnen schickt der Himmel. Andere erkenn ich erst hinterher. Ohne himmlische Macht, mehr mit offenen Herzen und Türen. Menschen, die aufbrechen und Neues wagen. Menschen, die sich um andere kümmern. Menschen, die auf der Suche sind, nach dem was zählt und wie unsere Welt heil werden kann.
Gut, dass es im Krippenspiel solche Engel gibt. Und nicht nur da, sondern auch im Leben. Die werden dieses Weihnachten wieder irgendwo draußen sein, auf der Pflege-Station oder im Einsatz. Oder sie sitzen beim Krippenspiel und klatschen besonders laut, wenn sie ihr Nachbarskind entdecken. Oder sie packen eine Portion vom Festtags-Essen in eine Tupperdose, für Opa. Oder sie reißen sich wenigstens an Heilig Abend einmal zusammen, damit der Frieden bleibt. Das ist nicht immer leicht. Aber das was an Weihnachten auf die Welt kommt, das wird ja noch wachsen. Vielleicht sind Sie ja auch so jemand?
Frohe Weihnachten und ein schönes Krippenspiel!
Pfarrer Philipp Bäumer aus Putzbrunn