In einer der vermutlich meistbesuchten Mitgliederversammlungen in der Historie des TSV 1860 München stimmten am Sonntag 2.460 anwesende Mitglieder in einer Marathonsitzung von knapp 13,5 Stunden über die Zusammensetzung verschiedener Vereinsgremien ab. Weit im Vorfeld der Versammlung hatte ein monatelanger heftiger Wahlkampf einer Gruppierung namens „Bündnis Zukunft 1860”, die zuletzt intensiv vom arabischen Gesellschafter und Kreditgeber Hasan Ismaik unterstützt worden war, für Schlagzeilen gesorgt.
Doch die große Mehrheit der anwesenden Mitglieder zeigte sich nicht empfänglich für üppig ausgerufene Wahlgeschenke. Sie bestätigten mit ihrem Wahlverhalten den bodenständigen Kurs des Präsidiums um Robert Reisinger. Von den sieben Kandidaten des „Bündnis Zukunft 1860”, darunter mit Martin Gräfer ein Vorstandsmitglied des Hauptsponsors „die Bayerische”, schaffte es kein einziger Bewerber in den neunköpfigen Verwaltungsrat. Auch der frühere BayWa-Manager und IHK-Präsident Klaus Josef Lutz scheiterte am Votum der Mitglieder.
Erklärtes politisches Ziel des „Bündnis Zukunft 1860” war es gewesen, den Verwaltungsrat zu übernehmen und das noch bis 2025 gewählte Präsidium zu stürzen. Beide Vorhaben scheiterten. Zwar gingen so viele Mitglieder wie noch nie an die Wahlurnen, doch sie votierten mehrheitlich anders als von den Bündnis-Vertretern erhofft, die mit einer aufwändigen Werbekampagne versucht hatten, das Meinungsbild zu beeinflussen. Ihre mantraartig vorgetragene Behauptung „wir sind die Einzigen mit einem Plan”, überzeugte nur etwa ein Drittel der Anwesenden.
Deutliche Kritik ernteten Gräfer und Lutz vom renommierten Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer Karl-Christian Bay, der ihnen zurief: „Die Handlungsunfähigkeit des Vereins zu provozieren, ist kein Dienst am eigenen Verein, sondern beschämend.” Bay, der als Schatzmeister für den wegen beruflicher Überlastung nach elf Jahren zurückgetretenen Steuerberater Heinz Schmidt kandidierte, erklärte, ihn persönlich überzeuge „das Programm mit neuen Schulden für einen ungewissen, aber ' sicherlich' kurzfristig möglichen Aufstieg in die 2. Liga” nicht. Er bevorzuge vielmehr den „vom Präsidium Reisinger vertretenen Kurs, der mit unseren Realitäten und Möglichkeiten haushaltet und mit den richtigen Personen auf eine nachhaltige Entwicklung des Vereins und der KGaA setzt”.
Bay wurde von den Mitgliedern ebenso mit breiter Mehrheit gewählt wie der Bauunternehmer Norbert Steppe, der schon seit März für den damals zurückgetretenen Hans Sitzberger im Amt ist. In den Verwaltungsrat des gemeinnützigen Vereins entsandten die Mitglieder Christian Dierl, Nicolai Walch, Sascha Königsberg, Sebastian Seeböck, Beatrix Zurek, Dr. Markus Drees, Robert von Bennigsen, Gerhard Mayer und Martin Obermüller. Den Wahlausschuss des Vereins bekleiden künftig Christian Poschet, Peter Schäfer, Silke Dehling, Tamara Hof und Dr. Beatrice Wichmann. Für den Ehrenrat wählten die Mitglieder Klaus Leipold, Stephanie Dilba und Dr. Nikolaus Schmitt-Walter. Zu Kassenprüfern wurden Dr. Peter Janka und Reinhard Friedl bestellt. Das Amt des Seniorenvertreters fiel Oskar Dernitzky zu. (as)