Gefragt wie nie | Wochenanzeiger

„Sie haben heute Fröhlichkeit in meinen Tag gebracht”. Mit diesen Worten bedankte sich Colin V. bei Paul Breitner, der als Schirmherr der Malteser Mahlzeitenpatenschaften bedürftige Kunden der Hilfsorganisation im Landkreis München besuchte. Inflation, steigende Lebenshaltungskosten, Heizkostennachzahlungen – die wirtschaftlichen Auswirkungen der Energiekrise treffen alle, aber ein Personenkreis leidet besonders darunter: alte bedürftige Menschen, die schon vor der Inflation nicht wussten, wie sie über die Runden kommen. Sie stehen nun vor noch größeren Problemen. Eine Breze kostet zum Beispiel aktuell über einen Euro. Bei Preisen wie diesen reicht das Geld fürs Leben oft nicht bis zum Monatsende. Deshalb ist „Hilfe den Bedürftigen” – das Leitmotiv der Malteser – gefragt wie nie.

„Armut geht uns alle etwas an”, sagt Paul Breitner, „und es darf uns nicht ungerührt lassen, wenn in unserem Land alte Menschen Hunger leiden.” Seit fünf Jahren engagiert sich der ehemalige Fußballprofi bei den Maltesern als Schirmherr der Mahlzeiten-Patenschaften für dieses Projekt zur Bekämpfung von Altersarmut. Bedürftige alte Menschen erhalten kostenlos Mittagessen, das vom Malteser Menü-Service geliefert wird. Paul Breitner ist es wichtig, sich selbst ein Bild von der Arbeit der Malteser zu machen. Regelmäßig besucht er bedürftige Kundinnen und Kunden der Malteser, spricht mit ihnen und hört zu, was sie beschäftigt. Dabei geht es selbstverständlich auch immer mal wieder um Fußball, die anstehende Europameisterschaft und nicht zuletzt um den aktuellen Stand beim FC Bayern. Im Mai begleitete die Fußball-Legende eine Tour des Malteser Menü-Service in den nördlichen Landkreis München.

In einer Unterschleißheimer Hochhaussiedlung wohnt Dieter F. Unzählige Fotos, asiatische Statuen und Masken bevölkern die vollen Bücherregale. In einer Vitrine aus Glas sammelt Herr F. Modellfahrzeuge. Kunstdrucke von Chagall und Stiche aus der griechischen Mythologie hängen an den Wänden. Herr F. räumt die Blumen zur Seite – er feiert an diesem Tag seinen 90. Geburtstag – und bittet seinen berühmten Gast, am Esstisch Platz zu nehmen. Der Jubilar blickt auf ein erfolgreiches Leben als Ingenieur mit Aufträgen in der ganzen Welt zurück. Doch nach seiner aktiven Berufszeit wendete sich das Blatt. Herr F. legte die Ersparnisse aus seiner Lebensversicherung in Aktien an. Dabei hat er alles verloren. Dann ging die Ehe zu Bruch. „Ich bin nach meinem wirtschaftlichen und familiären Absturz von unserem Staat aufgefangen worden“, sagt Herr F. dankbar und fährt fort: „Ich habe Fehler gemacht.” Es läutet an der Türe. Unterschleißheims zweite Bürgermeisterin bringt Blumen und gratuliert zum Geburtstag.

Der nächste Besuch für diesen Tag führt Paul Breitner nach Ismaning. Der Hillebrandhof ist eine Seniorenwohnanlage der Gemeinde mit altersgerechten Wohnungen. Hier lebt im ersten Stock Colin V. Der 77-Jährige kommt gerade zurück von einem Krankenhausaufenthalt. Der großgewachsene Mann, der zuletzt viele Jahre bei einem privaten Radiosender gearbeitet hat, produziert auch heute noch eigene Podcasts am Computer. „Ich habe viel Unterstützung bekommen und bin beschenkt worden in den letzten Jahren,” sagt Colin V. „Mit dem Essen der Malteser bin ich absolut zufrieden. Es ist alles frisch und die Auswahl ist sehr groß.“ Ihn beeindruckt das Engagement von Paul Breitner für alte Menschen sehr, bedankt sich und verabschiedet sich mit den Worten, die diesen Artikel einleiten.