Keine Autos, viel Grün: So soll das Viertel an der Marienburger Straße aussehen


Von Benjamin Schuldt
Wo östlich der Marienburger Straße Wildwuchs vorherrscht (links), wird irgendwann der Zugang zu einem neuen Wohnviertel möglich sein. Dabei sollen die Bäume weitgehend erhalten bleiben. (Foto: bas)
Wo östlich der Marienburger Straße Wildwuchs vorherrscht (links), wird irgendwann der Zugang zu einem neuen Wohnviertel möglich sein. Dabei sollen die Bäume weitgehend erhalten bleiben. (Foto: bas)
Wo östlich der Marienburger Straße Wildwuchs vorherrscht (links), wird irgendwann der Zugang zu einem neuen Wohnviertel möglich sein. Dabei sollen die Bäume weitgehend erhalten bleiben. (Foto: bas)
Wo östlich der Marienburger Straße Wildwuchs vorherrscht (links), wird irgendwann der Zugang zu einem neuen Wohnviertel möglich sein. Dabei sollen die Bäume weitgehend erhalten bleiben. (Foto: bas)
Wo östlich der Marienburger Straße Wildwuchs vorherrscht (links), wird irgendwann der Zugang zu einem neuen Wohnviertel möglich sein. Dabei sollen die Bäume weitgehend erhalten bleiben. (Foto: bas)

München wächst, und wächst, und wächst: Bereits 2040 sollen Prognosen zufolge über 1,8 Millionen Menschen in der Landeshauptstadt leben, fast 300.000 mehr als heute. Kein Wunder also, dass die Stadt an allen noch freien Ecken und Enden bauen will. So auch östlich der Marienburger Straße: Für das neue Viertel mit Wohnungen, Kitas und Gewerbe haben die Verantwortlichen kürzlich in einem Infoabend die detaillierten Pläne vorgestellt.

In den kommenden Jahrzehnten wird sich Englschalking verändern wie kaum ein anderer Münchner Stadtteil. Neben dem für bis zum 30.000 Menschen vorgesehenen neuen Stadtteil östlich der Bahntrasse will die Stadt auch ein kleineres, etwa 4,75 Hektar umfassendes Gebiet westlich der Gleise entwickeln, das von der Marienburger Straße, Memeler Straße und Brodersenstraße eingerahmt wird. Insgesamt rund 500 Wohnungen für unterschiedliche Einkommensgruppen sollen hier entstehen, dazu zwei Kindertagesstätten, ambulant betreute Pflege-Wohngemeinschaften, Einzelhandel, Gewerbe - und dazwischen nach Angaben der Stadt „vielfältige Grün- und Freiflächen”. Weichen müssen dafür ein Baustoffhändler sowie eine im Süden liegende Wiese.

Kritik an Plänen für BA-Chef „normal”

Ob Versiegelung der Natur, zunehmender Verkehr oder Druck auf die umliegenden Schulen: Kritikpunkte an den „Mariengärten”, wie die zwei Bauträger das neue Quartier nennen, hat es von Beginn an gegeben. So übergab die Anwohner-Interessengemeinschaft (IG) Mariengärten vor etwa einem Jahr eine Petition mit über 900 Unterschriften an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Die Initiatoren forderten darin unter anderem, die Zahl der neuen Wohneinheiten von bis zu 500 auf 250 zu reduzieren.

„Wir haben viel Kritik, das ist normal”, meinte Florian Ring, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Bogenhausen (BA 13), bei einem Infoabend in der Ruth-Drexel-Grundschule, an dem die Stadt die detaillierten Pläne für das neue Viertel vorstellte. Der Infoabend, bei dem die Bürgerinnen und Bürger ausgiebig zu Wort kamen, stieß auf großes Interesse. Ring bekräftigte auch, den Ist-Zustand, sprich: eine brachliegende Wiese, nicht halten zu können. Man wolle den „Weg gemeinsam gehen”, lautete der Tenor seitens der Politik.

Auf diesem Weg befindet sich die Stadt noch ziemlich am Anfang. Ein Bebauungsplan liegt für das Areal noch nicht vor, der Satzungsbeschluss wird nicht vor 2027 erwartet. Der Ideenwettbewerb wurde 2023 abgeschlossen - seither gibt es zumindest konkrete Ideen, die der Wettbewerbssieger su und z Architekten beim Infoabend präsentierte. Als besondere Herausforderung erweist sich die Lage an den Bahngleisen. Die Trasse soll viergleisig ausgebaut werden, doch wann und vor allem, wie - ob ebenerdig oder, wie von den meisten Bürgern und Politikern gewünscht, in einem Tunnel - ist weiter offen. Wegen dieser Unwägbarkeiten haben die Zuständigen das Baugebiet in einen nördlichen und südlichen Abschnitt gegliedert. Der nördliche „Ideenteil” kann erst umgesetzt werden, wenn über den Bahnausbau Klarheit besteht, der südliche „Realisierungsteil” schon früher.

Im nördlichen Teil sieht die Stadt eine gemischte Nutzung mit Wohnen, Nahversorgung und Gewerbe vor. Der deutlich größere Südtteil ist als „attraktives Wohnviertel” mit rund 450 Wohnungen, Kita, Pflegeeinrichtungen geplant. Wie Florian Zielinski von su und z Architekten ausführte, soll das gesamte Areal ein „Vermittler” zwischen der bestehenden kleinteiligen Bebauung Englschalkings und Dennings, den Bahngleisen und dem östlich der Gleise entstehenden „neuen Nordosten” werden.

Solitärhäuser und größere Blöcke

Der Baumbestand an der Marienburger Straße soll größtenteils erhalten bleiben. Die hier entstehenden Grünflächen werden von der „alten” und „neuen” Seite aus zugänglich sein. In der ersten Reihe, also nahe der Marienburger Straße, sind Solitärhäuser mit leicht kristalliner Form und schrägen Kanten geplant. Östlich davon, entlang der Gleise, kämen dann größere Blöcke mit sechs bis acht Geschossen, die nicht zuletzt den Bahnlärm abschirmen sollen. Zu den im Süden angrenzenden Häusern an der Memeler Straße gibt es durch eine weitere Grünfläche einen größeren Abstand als in der Marienburger Straße.

Villa Niggl soll Treffpunkt werden

Das neue Quartier soll vollständig autofrei werden. Eine Durchquerung der Mariengärten zu Fuß oder mit dem Rad auf dem Weg zum nahegelegenen S-Bahnhof Englschalking wird auch für Nachbarn möglich sein. Im Norden des Areals entsteht eine Tiefgarage. Die Zufahrt erfolgt ausschließlich über die Englschalkinger Straße, die über die Marienburger Straße hinaus nach Osten hin verlängert wird. Wie, ist noch unklar: Kommt der Bahntunnel, verläuft die Straße ebenerdig darüber. Im umgekehrten Fall - also einem ebenerdingen Ausbau der Gleise - müsste die Englschalkinger Straße in einen Tunnel weichen. In jedem Fall erhalten bleibt die denkmalgeschützte Villa Niggl auf dem Gelände des Baustoffhändlers. Die Stadt plant, das Bürogebäude mit den zwei runden, turmartigen Eckausbauten künftig öffentlich zu nutzen, etwa als Nachbarschaftstreff und Café.

Ganz im Nordosten des Areals ist bisher ein 45 Meter hohes Wohngebäude mit 15 Geschossen geplant, das für viel Kritik, auch aus den Reihen des BA 13, gesorgt hat. Der Hochpunkt, der die „Stelle ablesbar” machen soll, würde noch in seiner Höhe reduziert, versicherte Architekt Florian Zielinski. Ohnehin gelte für dieses wie für alle im Nordteil geplanten Gebäude, das sie erst errichtet werden können, wenn der Bahnausbau abgeschlossen ist. Und das kann noch einige Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte dauern.

Pläne einsehen

Bis Dienstag, 6. August, sind die Pläne und Unterlagen zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung im Internet auf der digitalen Beteiligungsplattform „Bauleitplanung Online“ einsehbar. Unter bauleitplanung.muenchen.de bietet die Plattform auch umfangreiche Möglichkeiten für Äußerungen. Weitere Informationen und die Wettbewerbsideen zum geplanten Quartier finden sich online unter muenchen.de/marienburger-strasse

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