„Ciao bello, buongiorno!“ heißt es momentan jeden Morgen in der Katzen-Quarantäne im Münchner Tierheim – auch wenn die betreffende kleine Miez zugegebenermaßen noch immer etwas mitgenommen aussieht. Sie ist vor zwei Wochen als blinder Passagier aus Sizilien in die bayerische Hauptstadt gekommen.
Die Tierklinik Oberhaching hat die als Fundtier abgegebene Babykatze im Tierheim gemeldet und abholen lassen. Das zu diesem Zeitpunkt höchstens sechs Wochen alte Katerchen war unentdeckt in einem italienischen Kühllaster mitgereist. Die Fracht: frische sizilianische Melonen; zwar kein Fisch, aber offenbar verführerisch genug für den kleinen Räuber, um in Neapel in den Laster zu hüpfen. Vielleicht hat er sich aber einfach nur beim Spielen verirrt und seine Katzenmama und die Geschwisterchen verloren.
Als Melone, wie der kleine Italiener mittlerweile passenderweise getauft wurde, Tage darauf beim Ausladen zwischen dem Transportgut gefunden wurde, war er natürlich komplett durchgefroren und dehydriert. Und nicht nur das, der Ärmste war winzig klein, mager bis auf die Knochen, wog nur 300g und hatte Hautpilz am ganzen Körper. Der erbärmliche Gesundheitszustand lässt darauf schließen, dass Melone von den Straßen Neapels stammt, wohl eher nicht aus einem behüteten Zuhause. So gesehen hatte der Streuner nicht nur Glück im Unglück, weil er gerade noch rechtzeitig dem Kältetod entkam, sondern auch einem harten, oft qualvollen Leben auf der Straße.
Im Tierheim München wird Melone nun liebevoll aufgepäppelt, geimpft und gesund gepflegt. Dabei hält der kleine Frechdachs seine Pflegerinnen ganz schön auf Trab! Als Einwanderer auf vier Pfoten muss er nach EU-Recht in Quarantäne bleiben, bis er 15 Wochen alt und die Tollwutimpfung abgeschlossen ist. Mitte September darf der Herzensbrecher mit den Kulleraugen dann endlich ein waschechter Münchner werden und in ein richtiges Zuhause ziehen. Adoptionsanfragen werden ab Ende August entgegengenommen.
Auch wenn sie in Deutschland im Verborgenen leben: Selbst bei uns gibt es Streunerkatzen, die ein leidvolles Dasein in Industriegebieten, auf Baustellen und unversorgt auf Bauernhöfen fristen. Um das Katzenleid zu beenden und südeuropäische Verhältnisse zu verhindern, setzen sich sämtliche Tierschutzorganisationen seit langem für ein bundesweites Kennzeichnungs- und Kastrationsgebot für Freigängerkatzen, eine sog. Katzenschutzverordnung ein. Dann gäbe es schlimme Fälle wie Melone zumindest in Deutschland nicht mehr.