Veröffentlicht am 07.08.2024 11:43

Neue Blase: Besondere OP-Methode in München Klinik Bogenhausen

Die kanadische Chirurgin Joan Lipa (Mitte) mit dem Bogenhausener Chefarzt Niclas Broer (Dritter von links), dem Mit-Erfinder Arnulf Stenzl aus Tübingen (Vierter von rechts) und dem Bogenhausener OP-Team. (Foto: München Klinik)
Die kanadische Chirurgin Joan Lipa (Mitte) mit dem Bogenhausener Chefarzt Niclas Broer (Dritter von links), dem Mit-Erfinder Arnulf Stenzl aus Tübingen (Vierter von rechts) und dem Bogenhausener OP-Team. (Foto: München Klinik)
Die kanadische Chirurgin Joan Lipa (Mitte) mit dem Bogenhausener Chefarzt Niclas Broer (Dritter von links), dem Mit-Erfinder Arnulf Stenzl aus Tübingen (Vierter von rechts) und dem Bogenhausener OP-Team. (Foto: München Klinik)
Die kanadische Chirurgin Joan Lipa (Mitte) mit dem Bogenhausener Chefarzt Niclas Broer (Dritter von links), dem Mit-Erfinder Arnulf Stenzl aus Tübingen (Vierter von rechts) und dem Bogenhausener OP-Team. (Foto: München Klinik)
Die kanadische Chirurgin Joan Lipa (Mitte) mit dem Bogenhausener Chefarzt Niclas Broer (Dritter von links), dem Mit-Erfinder Arnulf Stenzl aus Tübingen (Vierter von rechts) und dem Bogenhausener OP-Team. (Foto: München Klinik)

Die München Klinik Bogenhausen führt als eines von weltweit nur einer Handvoll Zentren eine besondere OP-Methode durch, die Menschen, die beispielsweise nach einem Autounfall, anderen Traumata oder einem Bandscheibenvorfall an einer Blasenlähmung leiden, eine neue Blase schenkt und damit ein großes Stück Normalität zurückbringt.

Die komplexe Methode wurde in Bogenhausen und Tübingen entwickelt. Sie ermöglicht es Betroffenen, wieder selbstständig zur Toilette zu gehen. Im Juli wohnte mit Joan Lipa aus Kanada sogar eine der renommiertesten Chirurginnen in Nordamerika einer solchen Operation in Bogenhausen bei, um die Technik vom OP-Team rund um Professor Niclas Broer, Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie, zu erlernen.

Neuer Lebensabschnitt für die Patienten

„Die Patienten, die sich dieser Operation unterziehen, haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Der Eingriff bedeutet für sie einen großen Schritt hin zu mehr Selbstständigkeit”, ordnet Broer ein. Nach einem Unfall oder einer schweren Erkrankung sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, ihre Blase willentlich zu entleeren - und müssen sich mehrmals täglich selbst einen Katheter legen. Dies stellt eine enorme Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Der rekonstruktive Eingriff macht die gelähmte Blase durch eine Muskelverpflanzung vom Rücken wieder voll funktionsfähig.

Der Rückenmuskel wird zur Blase

Bei dem Eingriff wird ein großer Rückenmuskel des Patienten oder der Patientin entnommen und um die Blase gewickelt. „Wir bauen aus dem Muskel eine neue, funktionstüchtige Blase – das erspart Patienten lebenslange Beeinträchtigungen”, sagt Chefarzt Niclas Broer. Unter dem Mikroskop werden die Blutgefäße des Muskels wieder angeschlossen und der Nerv des Rückenmuskels mit einem Nerv am Bauchmuskel verbunden. Dies ermöglicht es den Patienten, durch Anspannen der Bauchmuskeln die Blase selbstgesteuert zu entleeren.

Die Operation dauert zwischen sechs und acht Stunden. Sie erfordert ein hochspezialisiertes Team aus plastischen Chirurgen, Urologen, Anästhesiologen sowie operationstechnischen Assistenten. Die Regenerationsphase nach diesem komplexen Eingriff beträgt neun Monate bis zu einem Jahr.

Pionierarbeit in Bogenhausen

Der ehemalige Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie in Bogenhausen, Professor Milomir Ninkovic, hat die komplexe Methode gemeinsam mit seinem Tübinger Kollegen Professor Arnulf Stenzl im Jahr 1998 entwickelt. Seitdem wurden rund 30 dieser Eingriffe in Bogenhausen erfolgreich durchgeführt. Weltweit wurden bislang über 100 Patientinnen und Patienten auf diese Weise erfolgreich operiert. Die Chirurgen in Tübingen und Bogenhausen verbindet seither eine enge Kooperation: Die Kollegen sind bei Operationen an beiden Standorten regelhaft gegenseitig mit vor Ort.

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