Veröffentlicht am 05.05.2004 00:00

Ein Münchner Künstler in Venedig


Von red

Franz Naagers (1870-1942) Leben und Werk ist ab 5. Mai bis 13. Juni in der Galerie im Schloßpavillon Ismaning, Schloßstraße 1, zu sehen.

Franz Naager war Maler, Bildhauer, Innenarchitekt, kenntnisreicher Kunstsammler, Schriftsteller und Unternehmer und ragt deshalb als besonders vielseitige Künstler-Persönlichkeit unter den Münchner Malern um 1900 heraus. Als Zeitgenosse der deutschen Impressionisten folgte der Maler Naager den aktuellen Strömungen seiner Zeit. Er verarbeitete Elemente der Freilichtmalerei und des Impressionismus in seinen Bildern und ließ die schwungvolle Gestik aus der Barockmalerei in sein Schaffen einfließen.

Seine Motivwahl reicht von Landschaften und Venezianische Szenerien über Interieurs und Charakterdarstellungen – oft mit humoristischen Elementen – bis hin zu religiösen Themen. Die Ausstellung zeigt einen Überblick über die unterschiedlichen Schaffensbereiche des Künstlers: Gemälde, grafische Arbeiten, Fotos von Innendekorationen, Tapetenmuster und Bücher. In Venedig gründete er seine Kunstwerkstätten, die mit bis zu 200 Beschäftigten zu den größten Unternehmen der Stadt zählten.

So war er maßgeblich an der Innengestaltung des Kaufhauses Wertheim beteiligt, dekorierte den Joachimssaal im Berliner Schloss und entwarf darüber hinaus zahlreiche Interieurs für Villen, Paläste und Gaststätten. Nach dem Scheitern seiner ersten Ehe, kehrte er nach München zurück und heiratete seine Jugendliebe Gogo, die Tochter von Lorenz Gedon. Franz Naager erwarb die Räume der alten Schack-Galerie in München, wo er eigene Bilder zusammen mit seiner umfangreichen Sammlung von bedeutenden Malern wie Tizian, Tintoretto und Giorgione ausstellte.

Mehr genialer Künstler und Sammler als Geschäftsmann war er jedoch bald gezwungen sowohl die Sammlung als auch die Galerie weit unter ihrem Wert zu verkaufen. Seine Besitzungen in Venedig – Palazzi und Werkstätten – wurden während des ersten Weltkrieges beschlagnahmt. So musste Franz Naager mit 48 Jahren noch einmal von vorne anfangen, was ihm dank der Aufträge aus Berlin und den USA auch gelang. Ab 1923 widmete sich Franz Naager vorwiegend der Malerei. Er lebte von 1928 bis 1934 abwechselnd in Schloss Tittmoning und in München. 1929 wird er Ehrenmitglied der Münchner Akademie.

Gegen Ende seines Lebens wohnte er in der Barerstraße in München. Dort starb Franz Naager am 9. Januar 1942.

Die Stadt München gab im Jahr 1947 einer Straße den Namen »Naagerstraße«. Ebenso wie Franz von Lenbach wirkte Franz Naager beim Bau des Münchner Künstlerhauses mit und war ein wichtiges Mitglied der Künstlervereinigung Allotria. Deshalb ist er, obwohl eine Generation später als Franz von Lenbach geboren, dem Umfeld des großen Malerfürsten zu zurechnen. So sind die Veranstaltungen zum 100. Todestag Lenbachs willkommener Anlass auch Franz Naager zu ehren, dessen Gesamtwerk durch seine ungewöhnliche Bandbreite besticht.

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