Der Profifußball hat sich in den letzten Jahren zu einem rein kommerzorientierten Teil der Unterhaltungsindustrie entwickelt.
Diese Entwicklung ist ständig in Bewegung und führt in einem nächsten Schritt dazu, dass alle Spiele der Fußballbundesliga demnächst im Pay-TV oder im Internet live übertragen werden. Es wird sich daher in den nächsten Jahren ein Markt entwickeln, in dem wirtschaftlicher Erfolg anhand von Einschaltqouten gemessen wird.
Hohe Einschaltquoten sind in Konkurrenz zu mehreren anderen, parallel übertragenen Spielen, aber nur zu erreichen, wenn neben erfolgreichem und attraktivem Fußball, auch eine entsprechende Atmosphäre geboten wird. Der entscheidende Faktor für die Atmosphäre bei der Liveübertragung des Produkts Fußball und damit auch für das Image des Vereins sind die Fans, die für die entsprechende Stimmung auf den Rängen sorgen.
Damit diese Fans trotz des TV-Angebots in ausreichender Zahl in die Stadien kommen und für die nötige Stimmung sorgen, muss ihnen ein Gegenwert geboten werden. Dieser besteht bei Fußballfans aus dem hohen identifikationsstiftenden Faktor des Liveerlebnisses Fußball in einer großen Gruppe Gleichgesinnter. Je größer das dabei entstehende Gemeinschafts- und Gruppengefühl der meist jugendlichen Fußballfans ist, um so größer ist die Bereitschaft, sich für den Verein zu engagieren und für die notwendige Stimmung zu sorgen.
Besonders wichtig ist dabei der identitätsstiftende Faktor des eigenen Stadions, das als eigenes Gebiet, sozusagen als Stammesterritorium empfunden wird. Speziell beim TSV 1860 kommt die schwierige Marktposition des Vereins hinzu. Durch die direkte Konkurrenz zum unumstrittenen Marktführer kann sich 1860 bei der Zielgruppe »erfolgsorientierte Fußballfans« nicht richtig etablieren, weil diese vom FC Bayern seit Jahrzehnten optimal bedient werden.
Auf der anderen Seite steht aber der Verlust der »erlebnisorientierten Fans«, weil diese sich durch den Imagewandel des Vereins weg vom »kleinen Underdog« hin zum sportlichen erfolgreichen Champions-League-Aspiranten nicht repräsentiert fühlen.
Trotz maximalem sportlichen Erfolg (Etablieren in der Spitzengruppe der Bundesliga) hat 1860 daher schon jetzt große Probleme mit dem Zuschauerzuspruch. Diese Entwicklung wird sich durch das oben erwähnte noch verschlechtern. Fazit: Jegliche Beteiligung von 1860 an einem gemeinsamen Stadionprojekt mit dem FC Bayern, egal ob es das Olympiastadion ist oder ein Neubau an anderer Stelle, wird über kurz oder lang dazu führen, dass 1860 sich wirtschaftlich nicht halten kann. Als Lösung bleibt für 1860 nur, sich vom FC Bayern total abzugrenzen, und mit einem eigenen identitätsstiftenden Stadion sein eigenes Image zu pflegen, um auf dem neuen Fußballmarkt langfristig bestehen zu können. Fazit: Wenn man in München langfristig zwei Fußballbundesligavereine behalten will, muss für 1860 zwangsläufig das Grünwalder Stadion ausgebaut werden. Dies hat endlich auch 1860-Präsident Wildmoser eingesehen und unterstützt öffentlich die Pläne des Ex-Löwenspielers Manni Schwabl zum Ausbau des Sechzger Stadions.
Dieses Stadion bietet durch seine innenstadtnahe Lage und seine optimale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ideale Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Entwicklung. Durch die Integration soziokultureller Einrichtungen könnte bei einem Ausbau auch der Stadtteil Giesing stadtplanerisch weiter entwickelt und attraktiver werden. Die Investitionskosten für ein solches Projekt würden nur einen Bruchteil der Umbaukosten der Olympiaarena betragen und die Stadt könnte sich künftig den Unterhalt für das derzeit wirtschaftlich unzureichend genutzte Stadion sparen.
Fazit: Die Stadt München, der Stadtteil Giesing und der TSV 1860 profitieren von einem ausgebauten Grünwalder Stadion. Man kann nur hoffen, dass auch die Politiker erkennen, dass München, 1860 und Giesing dieses Stadion dringend brauchen. N. F.