124.000 Mal wird Masayuki Akiyoshi in den kommenden Monaten den Auslöser seiner Digitalkamera drücken. Exakt so viele Fotos werden in rund einem Jahr die Seitenwände der künftigen U-Bahnstation »Moosacher St.-Martins-Platz« schmücken.
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Mit der U-Bahn bis zum Bahnhof Moosach Themenseite zum Bau bis zur Eröffnung der neuen U-Bahnstationen Moosacher St.-Martins-Platz und Moosacher Bahnhof der Linie 3
Am Montag stimmte der Bezirksausschuss Moosach (BA 10) dem Entwurf des japanischen Künstlers für die Innengestaltung der neuen Haltestelle begeistert zu.
Der U-Bahn-Gast wird sich fühlen, als würde er in einen Laubwald fahren: Wenn der Zug aus dem Tunnel herausschießen und anschließend in der Röhre des künftigen Moosacher Bahnhofs »St.-Martins-Platz« abbremsen wird, werden die flimmernden grünen Gebilde an den Wänden immer deutlichere Konturen annehmen. Der »Laubwald« wird sich in 124.000 kleine, grünstichige Einzelfotos verwandeln, die Motive aus Moosach zeigen. Jene können gewöhnliche Gegenstände wie eine Straßenlaterne oder ein Gartenzaun sein, aber auch markante und charakteristische Gebäude wie die hiesige St.-Martins-Kirche.
Die Fotos im Format sieben mal zehn Zentimeter werden die beiden Seitenwände des Bahnsteigs schmücken auf einer Fläche von 120 mal vier Metern. Akiyoshi will die Motive nicht willkürlich, sondern chronologisch anordnen: »Ein jahreszeitlich beeinflusstes Farbspektrum wird ablesbar sein«, verkündete Angelika Nollert von der Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum in München, die den Entwurf gemeinsam mit Kollegen ausgewählt und den Stadtteilpolitikern jetzt vorgelegt hat.
Menschen, die in einem Café an der Pelkoven- oder an der Dachauer Straße sitzen, könnten den Frühling repräsentieren, den Sommer könnte etwa eine Pfütze, in die warmer Regen plätschert, darstellen; Kirchenkuppeln, die in einen dunklen Himmel ragen, könnten für den Herbst stehen, und Eiskristalle an Moosacher Fensterscheiben für den Winter.
Dass Grün die dominierende Farbe der mit einer Lackschicht geschützten Fotos sein wird, liegt daran, dass die Gartenstruktur ein Merkmal Moosachs sei, wie Paul Kramer vom Baureferat, Abteilung U-Bahn-Bau, erläutert.
Die künftige zweite Station der Linie U3 im Viertel, der »Bahnhof Moosach«, soll übrigens gänzlich mit Blumenmotiven ausgeschmückt werden: Der Münchner Künstler Martin Fengel schlägt vor, Blütenkelche an den Seitenwänden abzubilden, die bis zur Gesamtraumhöhe von 7,80 Metern vergrößert werden könnten.
Die Mitglieder des Bezirksausschusses zeigten sich von beiden Entwürfen begeistert. Lediglich die unbehandelten Wandflächen, die aus Sichtbeton bestehen werden, empfanden sie als störend. SPD-Sprecherin Hannelore Schrimpf regte an, hierfür ein anderes Material auszuwählen: »Die schönen Motive sollten nicht erdrückt werden vom Grau der Betonfläche.«
Akiyoshi und Fengel gehören zu den 100 Künstlern, die auf eine Ausschreibung der Stadt hin ihre Entwürfe zur Innengestaltung der beiden U-Bahnstationen eingereicht hatten. Beide wohnen in München. Rafael Sala