Eintausendzweihundert Jahre damit gehört Moosach zu den ältesten Dörfern rund um München, einschließlich München. Jetzt kann man bei diesem Riesengebilde kaum mehr von einem Dorf sprechen, ebensowenig von Moosach. Aber im Gegensatz zu dem Millionendorf hat sich der liebenswerte Stadtteil nordwestlich des Stadtzentrums einige dörfliche Strukturen erhalten und eine eigene Identität bewahrt eine Identität, die über mehr als eben jene eintausendzweihundert Jahre gewachsen ist.
Wie alt Moosach wirklich ist, ist nicht ganz eindeutig festzustellen. Allerdings nennt die älteste bekannte Urkunde, die sich mit Siccos Schenkung seines Besitzes in Moosachs an die Kirche Freising befasst, die Jahreszahl 807, genauer: den 4. Juni. Zu dieser Zeit regierte Karl der Große als Kaiser über das Frankenreich, dem Baiern 788 eingegliedert worden war. Sicher ist, dass Moosach bereits vor dem Datum der Schenkung existiert hat, allerdings nicht, wie lange.
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Das Gute daran ist, dass »unser« Moosach dadurch in diesem Jahr sein 1200-jähriges Bestehen feiern kann ganz im Gegensatz zur hochgeschätzten Landeshauptstadt, die im kommenden Jahr gerade mal 850 Lenze auf dem Buckel hat. Man kann mit Fug und Recht behaupten, Moosach sei einer der Vorfahren Münchens, da die Menschen dort schon früher erkannt haben, wie lebenswert das Alpenvorland ist.
Moosach ist was eigenes. »Mir san mir«, dieser typisch bayerische Ausspruch passt wohl zu keinem anderen Münchner Stadtteil so gut wie zu Moosach und seinen Bewohnern. Dieses starke Selbstbewusstsein hatten schon die Gebrüder Maximilian und Veit Adam von Pelkoven. So war es Maximilian gelungen, Moosach in den Stand einer Hofmark erheben zu lassen. Überhaupt waren es die Gebrüder Pelkoven, die viel zu Moosachs Ansehen beigetragen haben. Die Ehre, der wichtigsten Straße des Stadtteils den Namen zu geben, sei ihnen daher zugestanden. Das Schlösschen, das heute ebenfalls ihren Namen trägt, haben die Brüder im ausgehenden 17. Jahrhundert selbst errichten lassen. Bis dahin hatte Moosach nur eine geringe Bedeutung, und nach dem Tode der beiden Brüder in den Jahren 1701 und 1708 schien das Interesse an der Hofmark speziell bei den Erben sehr gering gewesen zu sein.
Erst im Jahr 1750, als Maria Ignatia Gräfin von Hörwarth die Hofmark Moosach erwarb, ging es wieder aufwärts. Sie kümmerte sich um den Ort, sorgte mit finanziellen Mitteln für die Renovierung der Martinskirche und richtete schon damals zur Winterzeit einen Schulunterricht für die Moosacher Kinder ein. Auch die Frau des Hofbesitzers Franz Rieger, Maria Rieger, stiftete für die Ausgestaltung der Kirche. Beide Frauen sind im Deckengemälde verewigt worden. Man kann sie noch heute in der alten St. Martinskirche sehen.
Die damalige »Dorf-Gmain« wurde schließlich Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Schaffung von Steuerdistrikten abgelöst. 1810 wurde der Steuerdistrikt Moosach geschaffen, der schon damals Bereiche umfasste, die weite Teile des heutigen Stadtbezirks Moosach abdecken. Die Gemeinde Moosach zählte zwischen 1818 und 1869 acht Gemeindevorsteher.
Im Jahr 1913 hat Moosach mit der Eingemeindung nach München seine Eigenständigkeit aufgegeben das allerdings auf eigenen Wunsch hin und nicht auf Drängen der Stadt München, die sich bis dahin lange Jahre geziert hatte, Moosach vollständig einzugemeinden. Hintergrund war der Wunsch der Moosacher nach der Trambahnanbindung des Dorfes an München. Grundsätzlich hätte der Bau der Tram bis zum Moosacher Bahnhof bald nach der Eingemeindung beginnen sollen, doch der Erste Weltkrieg und die schweren Zwischenkriegsjahre machten dieses Vorhaben zunichte. Erst im November 1930 rollte die erste Tram von der Hanauer Straße (bis dahin Endstation am Westfriedhof) bis zum Moosacher Bahnhof. Das 20. Jahrhundert brachte für Moosach also Licht und Schatten, allerdings als Konsequenz aus der Gesamtentwicklung und Veränderung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. So profitierte der Stadtteil genauso von dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 30er und 50er Jahren wie er unter den Folgen den Nazi-Regimes zu leiden hatte, als der Bombenkrieg nach München kam.
Bemerkenswert ist übrigens, dass ausgerechnet in der »Hauptstadt der Bewegung«, die München ja nunmal war, der Stimmenanteil der NSDAP bei der Reichstagswahl im März 1933 in Moosach deutlich unter dem deutschen Durchschnitt zurückblieb. Während die NSDAP insgesamt 44,1 Prozent der Stimmen errang, kam die Partei des Führers in Moosach gerade mal auf 32,8 Prozent, wurde damit aber immer noch stärkste Partei.
Die Nazis waren es übrigens auch, die den Flugplatz am Oberwiesenfeld nach Riem verlegten und die so freiwerdenden Flächen für Gleisanlagen verwenden wollten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Pläne für einen Verschiebebahnhof nördlich von Moosach. Die Bauarbeiten hatten bereits begonnen, auch die ersten Gleise lagen schon, als der Zweite Weltkrieg den Bau unterbrachen. Durch Bombardierungen wurde der Verschiebebahnhof beschädigt, sodass er nie in Betrieb ging. Nach dem Krieg lag das Gelände lange Zeit brach. Pläne für den Rangierbahnhof gab es zwar schon früh, doch konnte er erst 1991 in Betrieb gehen. Grund waren Planänderungen und Rechtsstreitigkeiten. Die Stadt München wollte den Rangierbahnhof unbedingt verhindern, konnte sich bei den zuständigen Gerichten jedoch nicht durchsetzen.
Weitere äußerliche Veränderungen im Moosach der 40er Jahre wurden von den Bomben erzwungen, mit denen die Alliierten die Nazis und damit Deutschland angriffen. Der erste verheerende Angriff erfolgte am Faschingsdienstag 1943. Dabei wurde Moosach mehrfach schwer getroffen. Bei weiteren Angriffen musste der Stadtteil nochmals Schäden hinnehmen, doch auch für München und Moosach kam der Tag der Befreiung und damit das Ende des Krieges.
Der Aufbau war mühsam, besonders was die politischen Strukturen betrifft. Auch im 28. Stadtbezirk suchten die US-Amerikaner nach politisch unbelasteten Menschen, die zunächst helfen sollten, die Grundversorgung der Menschen sicherzustellen. 1947 gingen aus diesen ersten Gremien die Bezirksausschüsse hervor.
Inzwischen wurde die Struktur der Stadtbezirke reformiert, aus einst 40 Stadtbezirken wurden 25. Dadurch wurde Moosach wieder zu einer eigenen politischen Verwaltungseinheit. Der 10. Stadtbezirk umfasst heute weitestgehend die Bereiche, die schon einmal zum Steuerbezirk gehört hatten. Mit inzwischen rund 50.000 Einwohnern ist Moosach heute auf Platz 15 unter den Stadtbezirken, mit seinen elf Quadratkilometern Fläche landet der Stadtbezirk immerhin auf Platz zwölf. Unter den bayerischen Städten läge Moosach von der Einwohnerzahl her übrigens auf Platz 18.
Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte haben es gezeigt, genauso wie die Planungen für die Zukunft: Moosach ist ein aufstrebender Stadtteil mit großem Entwicklungspotenzial. Besonders die Anbindung an die U-Bahn mit der Eröffnung der Bahnhöfe Georg-Brauchle-Ring (2004), OEZ (2005), Oberwiesenfeld (Oktober 2007 mit Anbindung ans OEZ), Moosacher St.-Martins-Platz und Bahnhof Moosach (voraussichtlich bis 2010) leistet hier einen großen Beitrag und macht Moosach zu einem attraktiven Wohn- und Lebensumfeld.
Quelle: Laturell / Mooseder