Jahrzehnte ist die Idee jetzt schon alt aber nun wird sie endlich Realität: An der Praterinsel wird ein Kraftwerk gebaut. Mit dem Wasser der Isar soll es 4.000 Münchner Haushalte ganzjährig mit Strom versorgen. Am Dienstag stellte Umweltreferent Joachim Lorenz (Grüne) das Projekt vor Ort der Öffentlichkeit vor.
Was die Praterinsel zu einem so idealen Standpunkt für das Kraftwerk macht, sind die Höhenunterschiede. Insgesamt fällt das Isarwasser dort zehn Meter herunter. Ein riesiges Energiepotenzial, das aber bislang ungenutzt blieb.
Der Grund: Bislang gab es noch kein Konzept, das die Ansprüche der städtischen Behörden erfüllte. Eine Lösung, die verträglich mit der Stadtgestaltung, dem Denkmal- und dem Naturschutz ist, schien lange undenkbar. Doch Green City Energy und die Stadtwerke München, die das Projekt gemeinsam stemmen wollen, fanden neue Wege, um diese Klippen zu umschiffen. So wird das Kraftwerk nun fast vollständig unterirdisch platziert, damit es die Ästhetik des Flusses nicht stört. Außerdem steht das Werk an mehr als hundert Tagen im Jahr still, damit es der Kleinen Isar und den Stadtbächen nicht im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgräbt. »Wir haben es in einem aufwändigen Verfahren geschafft, alle Interessen unter einen Hut zu bringen«, freute sich Lorenz.
Bäumler sieht das allerdings anders. Der Vorsitzende des BA 3 vertrat bei dem Pressetermin die Vereine »Freunde der Residenz« sowie die »Isar-Allianz«, die dem Kraftwerk auch weiterhin skeptisch gegenüber stehen. Bäumlers Hauptsorge: Das Kraftwerk werde den schönen Blick auf die nebenan parallel verlaufende Kleine Isar stören. Die dort rauschenden Kaskaden am Landtag sind für Bäumler der letzte Ort, »an dem die Isar noch ihrem Namen isara rapidus gerecht wird«. Er fürchtet, dass die Wasserzufuhr des Kraftwerks auf Kosten dieses Naturschauspiels geht. Lorenz wies die Bedenken als unbegründet zurück. Die Gischt der Kaskaden werde weiterhin sprühen dies habe man den Betreibern zur Auflage gemacht.
Bäumler ist diese Zusicherung indes nicht konkret genug. Er kritisierte, dass die Genehmigung für das Kraftwerk erteilt wurde, »ohne dass die entscheidende Frage der Wassermengen genau geklärt ist«. Darum haben die Residenz-Freunde gegen den Bescheid geklagt und Petitionen beim Landtag und der Denkmalschutzbehörde eingereicht.
Bleibt dieser Protest erfolglos, gehen schon im Mai die Vorbereitungsmaßnahmen für das Kraftwerk los, der Baubeginn ist für Januar kommenden Jahres geplant. Die Kosten betragen nach aktueller Planung rund acht Millionen. Noch nicht absehbar ist für die Betreiber, bis wann diese Ausgaben wieder reingeholt werden können. Stephan Schwarz von den Stadtwerken wollte deshalb nur eine unkonkrete, wenn auch positive Prognose wagen: »Wir sind prinzipiell überzeugt, dass wir in einem überschaubaren Zeitraum in die schwarzen Zahlen kommen.«
Martin Hoffmann