Veröffentlicht am 25.03.2008 00:00

Münchner Zentrum · Das Politische im Privaten


Von red
Käutner war für seine eigenwilligen Unterhaltungsfilme bekannt.  (Foto: VA)
Käutner war für seine eigenwilligen Unterhaltungsfilme bekannt. (Foto: VA)
Käutner war für seine eigenwilligen Unterhaltungsfilme bekannt. (Foto: VA)
Käutner war für seine eigenwilligen Unterhaltungsfilme bekannt. (Foto: VA)
Käutner war für seine eigenwilligen Unterhaltungsfilme bekannt. (Foto: VA)

Am 25. März 2008 wäre Helmut Käutner 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmet das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, dem Regisseur, der für seine geistige Unabhängigkeit zu Zeiten des NS-Regimes und die Eigenwilligkeit seiner Unterhaltungsfilme bekannt ist, eine große Retrospektive.

Bis zum 20. Juni werden seine gesamten Kinofilme sowie eine Auswahl seiner späteren Fernseharbeiten in insgesamt 45 Programmen gezeigt.

Helmut Käutner, 1908 in Düsseldorf geboren, schließt sich 1930 der Kabarettgruppe »Die vier Nachrichter« an. Die literarische, eher unpolitische Gruppe wird 1935 »wegen mangelnder Zuverlässigkeit und Eignung im Sinne der nationalsozialistischen Staatsführung« verboten. Sein Debütfilm »Kitty und die Weltkonferenz« wird bei Kriegsbeginn 1939 kurz nach der Premiere wegen »pro-britischer Tendenzen« verboten.

In der Folge dreht Käutner bewusst unpolitische, im Privaten angesiedelte Filme ohne unterschwelligen NS-Ideologie-Transport. Vor allem die letzten drei Filme vor Kriegsende – »Romanze in Moll« (1942), »Grosse Freiheit Nr. 7« (1943/44), »Unter den Brücken« (1944/45) – begründen mit seinem »poetischen Realismus« Käutners internationales Renommee.

Als ersten westdeutschen Nachkriegsfilm inszeniert er »In jenen Tagen« (1947), einen Episodenfilm, in dem der Regisseur anhand der Geschichte eines Autos und seiner wechselnden Besitzer die Lebensverhältnisse unter dem NS-Regime thematisiert. 1953 beginnt Käutner in Jugoslawien mit den Aufnahmen für »Die letzte Brücke«, der die Problematik einer im Krieg mit Partisanen kollaborierenden Ärztin (Maria Schell) behandelt.

Der ungewöhnliche Erfolg des Films katapultiert Käutner wieder in die erste Reihe deutscher Filmregisseure, in der ihn »Ludwig II.« (1954), »Des Teufels General« (1955), »Ein Mädchen aus Flandern« (1956), »Der Hauptmann von Köpenick« (1956), »Die Züricher Verlobung« (1957) etablieren. Die Filme erhalten zahlreiche Auszeichnungen und werden zu international geachteten Kassenschlagern. Optisch und in der Darstellung oft brillant, kreisen Käutners Filme mehr oder weniger explizit um politische Themen, formulieren jedoch nicht das erwartete konsequente politische Engagement, sondern sind von seiner, aufs Private – tragische persönliche Ohnmacht, Sieg der Gewitztheit – verweisenden, humanistisch-kompromissbereiten Haltung geprägt.

Im Kino der 60er-Jahre kann sich Käutner nicht mehr etablieren. Weder gelingt es ihm, sich in den Kreis des Neuen deutschen Films einzufinden, noch ins seichte Kommerzkino. Nach der Komödie »Lausbubengeschichten« (1964) zieht er sich auf das Fernsehen zurück. Aus gesundheitlichen Gründen zieht er sich Ende der 70erJahre in die Toscana zurück, wo er am 20. April 1980 stirbt. Die Filmvorführungen der Retrospektive finden bis zum 20. Juni jeweils freitags, samstags und sonntags um 18.30 Uhr statt.

Das komplette Programm mit den genauen Terminen kann dem Programmheft des Filmmuseums oder im Internet unter www.filmmuseum-muenchen.de

entnommen werden. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Telefonische Kartenvorbestellungen sind unter 2 33-2 41 50 möglich.

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