Veröffentlicht am 03.06.2008 00:00

Olympiazentrum · Wie funktioniert ein wirklicher Ernstfall?


Von red
140 Darsteller nahmen ihre Rollen als unterschiedlich stark »Verletzte« erkennbar ernst  (…Foto: Feuerwehr)
140 Darsteller nahmen ihre Rollen als unterschiedlich stark »Verletzte« erkennbar ernst (…Foto: Feuerwehr)
140 Darsteller nahmen ihre Rollen als unterschiedlich stark »Verletzte« erkennbar ernst (…Foto: Feuerwehr)
140 Darsteller nahmen ihre Rollen als unterschiedlich stark »Verletzte« erkennbar ernst (…Foto: Feuerwehr)
140 Darsteller nahmen ihre Rollen als unterschiedlich stark »Verletzte« erkennbar ernst (…Foto: Feuerwehr)

Samstag, 31. Mai, gegen 9.10 Uhr. Aus der Eissporthalle sind Schreie zu hören. Bei Bauarbeiten ist Flüssiggas ausgeströmt und das Hallendach eingestürzt – so das von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei angenommene Szenario. An der Übung nehmen 60 Feuerwehrleute, 170 Rettungsdienstmitglieder und bis zu 50 Polizisten teil, außerdem Krankenhäuser der Umgebung.

Nach knapp 15 Minuten sind die ersten Züge der Feuerwehr vor Ort, zum gleichen Zeitpunkt trifft auch die Polizei ein. Sie beginnt mit der Befragung der Leichtverletzten, die inzwischen vor der Halle gesammelt werden. Es treffen immer mehr Rettungsdienste ein. Deren »Sichtungstrupps« verschaffen sich zunächst einen Überblick, wieviele Menschen betroffen sind, und versehen die 140 »Verletzten« mit Verletztenanhängekarten (VAK). Die Schwere und Art der Verletzung dokumentieren sie mit farbigen Bändern: Rot für Schwerstverletzte, die als erste geborgen werden müssen, gelb für jene mit nicht akut lebensbedrohlichen Verletzungen. Wer in der Lage ist, zu gehen, erhält ein grünes Band.

Gegen 9.30 Uhr tragen sie die ersten Verletzten aus der Halle. Ihr Vorgehen ist routiniert, zu keinem Zeitpunkt kommt es zu größerer Panik. Lediglich einige der »Leichtverletzten« bedrängen die Polizisten, die inzwischen das Gelände sichern, in das Geschehen einzugreifen und den Rettungskräften zu helfen.

Ab 10.50 Uhr werden die ersten »Pressemitteilungen« herausgegeben – von einer größeren Anzahl Verletzter ist die Rede. Zehn Minuten später fahren die ersten Rettungswagen mit Verletzten ab. Überall bewegen sich mit orangenen Westen gekennzeichnete Beobachter durch die Menge; ein Hubschrauber zeichnet aus der Luft das Geschehen auf.

Eine Stunde nach Beginn der Übung sind alle mit roten Bändern gekennzeichneten Darsteller aus der Halle geborgen und werden vor dem Gebäude von den Rettungsdiensten betreut.

Zum Schutz vor der Hitze und zur besseren Versorgung wird gegen 10.30 Uhr ein Zelt aufgestellt. Bis dahin werden etwa ein Dutzend Verletzte in Krankenhäuser gebracht.

»Wie die Patienten verteilt werden, ist genau festgelegt«, sagt Georg Weber von der Berufsfeuerwehr. »In umliegende Landkreise wie Freising und Dachau können Verletzte noch mit Rettungswagen gebracht werden, für weiter entfernte Krankenhäuser müssen wir auf Helikopter zurückgreifen. Sie operieren vom Flugfeld Oberschleißheim aus.«

10.45 Uhr. Die letzten Verletzten werden aus der Halle getragen. #

Koordinationsschwierigkeiten werden sichtbar: Um 11.10 Uhr sind erst 30 Verletzte mit den Rettungswagen abtransportiert. In einem tatsächlichem Katastrophenfall hätte es bis jetzt vier Tote gegeben, darunter drei Kinder. Probleme auch beim Klinikum Schwabing. Bis 11.45 Uhr sind dort bereits sieben Kinder aufgenommen worden, aber noch kein Erwachsener. Das Verhältnis von Kindern zu Erwachsenen sei zwar nicht ideal, doch sei es letzten Endes die Entscheidung der Notärzte, wohin sie ihre Patienten verbrächten.

Bei dieser Übung ist das Klinikum Schwabing eine von vier Kliniken, die die Patienten tatsächlich aufnimmt. Bei anderen beteiligten Krankenhäusern wird lediglich ihr Eintreffen dokumentiert. Für die Kliniken bedeutet die Übung das Ausloten der Verkehrssituation im Notfall und das Einüben des Umgangs mit vielen Leichtverletzten; es gilt, herauszufinden, wie viele Schwerverletzte das Krankenhaus im Notfall neben dem üblichem Tagesaufkommen behandeln könnte.

12 Uhr: Vor der Olympiahalle sind alle Rettungswagen mit den Verletzten abgefahren. Um 12.30 heißt es in einer ersten Analyse, beim Alarm direkt zu Beginn habe es leichte Verzögerungen gegeben. Das Farbsystem der Bänder habe nicht perfekt funktioniert, da immer wieder zwischen den Farben hin und her gestuft werden musste. Die Gesamtorganisation sei noch nicht straff genug. Endgültige Ergebnisse würden erst nach einer einige Tage dauernden genaueren Analyse feststehen; der Gesamteindruck sei aber dennoch auf jeden Fall ein positiver. mf / em

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