Veröffentlicht am 06.08.2008 00:00

Grünwald · Heiß begehrt


Von red
Auch in Grünwald will man wie in den Nachbargemeinden in Zukunft auf die Wärme aus der Tiefe setzen.  (Foto: Schunk)
Auch in Grünwald will man wie in den Nachbargemeinden in Zukunft auf die Wärme aus der Tiefe setzen. (Foto: Schunk)
Auch in Grünwald will man wie in den Nachbargemeinden in Zukunft auf die Wärme aus der Tiefe setzen. (Foto: Schunk)
Auch in Grünwald will man wie in den Nachbargemeinden in Zukunft auf die Wärme aus der Tiefe setzen. (Foto: Schunk)
Auch in Grünwald will man wie in den Nachbargemeinden in Zukunft auf die Wärme aus der Tiefe setzen. (Foto: Schunk)

Pullach hat eines, Unterhaching auch, und Sauerlach bekommt gerade eines: die Rede ist von einem Nahwärmenetz, gespeist durch ein geothermisches Kraftwerk. Auch der Grünwalder Gemeinderat könnte sich, angesichts der weiter steigenden Energiepreise, Geothermie im Ort vorstellen und ließ dafür erste Untersuchungen durchführen. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Werner Seichter von der IB News GmbH jetzt seinen Entwurf für die Nutzung von Geothermie in Grünwald vor.

Geothermie in Grünwald

Geothermieprojekt Grünwald Themenseite zur Entstehung und dem Ausbau der Geothermieanlage

In etwa 4000 Meter Tiefe verläuft unter Grünwald eine Grundwasser führende Kalksteinschicht, das Malm. In dieser Tiefe ist das Wasser – aufgeheizt durch die Erdwärme – bis zu 130 Grad Celsius heiß. Für die Nutzung dieser Energiequelle wird das Thermalwasser durch einen Förderbrunnen entnommen und gibt an der Oberfläche seine Energie an das Nahwärmenetz ab. Anschließend wird das abgekühlte Wasser über eine Reinjektionsbohrung wieder in die Malmschicht eingebracht. Durch diesen Prozess wird das Wasser in der Tiefe allerdings nach und nach abgekühlt, die Effizienz des Kraftwerkes sinkt. Die Nutzungsdauer vergleichbarer Anlagen liegt bei etwa 30 Jahren. Danach müssten neue Bohrungen durchgeführt werden. In der Umgebung der alten Bohrlöcher, kann sich dann das Tiefenwasser wieder erwärmen um es später erneut zu verwenden.

Die Investitionskosten für ein derartiges Projekt sind natürlich hoch, schon die Bohrungen würden mit zirka 15 bis 20 Millionen Euro zu Buche schlagen. Dazu kommen die Kosten für das Nahwärmenetz, welches das warme Wasser zu den einzelnen Häusern transportiert. Die sind abhängig von der Anzahl der Betriebe und Haushalte, die sich an das Netz anschließen würden. Bei den Großabnehmern wie den Bavaria Filmstudios, Schulen, Turnhalle und Freizeitpark geht Seichter davon aus, dass sie sich auf jeden Fall an das Netz anschließen würden. Um außerdem einen Anhaltspunkt zu bekommen wie viele Privathaushalte Interesse an einer solchen regenerativen Energieversorgung haben, führte die IB News GmbH eine Fragebogenaktion durch. Die Rückläufe ergaben, dass 51,6 Prozent der Haushalte sofort auf Geothermie umsteigen würden, weitere 40,3 Prozent später. Anhand dieser Zahlen machte die IB News GmbH bei der Gemeinderatssitzung einen Planungsvorschlag wie das Nahwärmenetz aussehen könnte: Kernstück ist dabei der Bauabschnitt 1, der Grünwald in Nord-Südrichtung durchziehen und zunächst einmal Großabnehmer ans Netz anschließen würde. Als Kosten für dieses etwa 8,3 Kiloter lange »Rückgrat« veranschlagte Seichter bei der Sitzung zirka 7 Millionen Euro plus 2,2 Millionen Euro für 3,8 Kilometer Hausanschlüsse. Daran könnten dann nach und nach weitere Leitungen angeschlossen werden, die ganz Grünwald mit Energie versorgen würden.

Bei 100-prozentigem Anschluss aller Grünwalder Haushalte rechnet Seichter mit 58 Kilometer Verteilnetz für 31 Millionen Euro und 46 Kilometer Hausanschlüsse für 26 Millionen Euro. Den Zeitraum für die Baumaßnahmen gab er mit etwa zehn Jahren an. Die ungefähr eineinhalb Jahre dauernde Bohrung könnte parallel zur Verlegung der Rohrleitungen erfolgen.

Wo die Bohrung gesetzt werden könnte, ist noch unklar. Kostengünstig wäre natürlich eine Entnahme des Wassers nahe dem Gemeindegebiet, damit der Weg zum Verteilnetz möglichst kurz ist. Das hängt aber auch davon ab mit welchem Claim-Inhaber sich die Gemeinde einigt, denn unglücklicherweise besitzt Grünwald keine Schürfrechte auf Gemeindegebiet. Wasser ist ein Bodenschatz und darf nur mit Genehmigung des Bergamtes abgebaut werden.

Die Bohr-Rechte für den nördlichen Teil Grünwalds hat Pullach erworben, die für den südlichen Teil besitzt ein Oberhachinger Bürger.

Fürs erste ist der Gemeinderat nach Werner Seichters Vortrag mit einigen Zahlen als weitere Diskussionsgrundlage ausgestattet. Bis zur Entscheidung über die Geothermie in Grünwald wird aber wohl noch einige Zeit vergehen.

aba

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