Ein Dorf im Dorf in der Stadt. Das ist das »Olydorf« der Studenten im Olympiadorf. Ein Spaziergang durch die buntbemalte Bungalow-Siedlung war immer wie ein Gang durch eine sich ständig verändernde Ausstellung moderner Kunst, verbunden mit Grillduft und einem Durcheinander unterschiedlich musikalischer Stimmen. Eine halbe Stunde studentisches Flair mit Dorfidylle, auf Großstadt getrimmt.
Doch das Idyll bröckelte und bekam Risse. Die Ende der sechziger Jahre schnell aufgebauten Häuschen waren 2007 so baufällig, dass das Studentenwerk sie abreißen ließ. Wer jetzt durch das Gelände gehen will, wird von Bauzäunen aufgehalten. Der Blick auf die Baustelle dahinter, mit den Rohbauten der neuen, etwas kleineren Bungalows, lädt sowieso nicht dazu ein, weiterzugehen: Graue Betonplatten in geraden Winkeln, dazwischen rote Geländer-Reihen.
Diese Trostlosigkeit unter tiefem Winterhimmel durchbricht der »Verein der Studenten im Olympiazentrum«. Denn wenn auch die rund 1.000 Bewohner der Bungalows fehlen gut 900 Studenten sind noch im Olympiazentrum, im Hochhaus und der Appartementanlage des Studentenwerks. Für sie halten die Kommilitonen, die sich im Verein organisieren, dessen gesamtes Freizeitangebot aufrecht, von Kickerturnier und Spieleabend über Karaokeshow und Töpferkurs bis zu Comoly, einem Comedy-Wettbewerb, und der OlyLust.
Der legendäre Studentenfasching findet dieses Jahr zum 30. Mal statt; das Programm steht im Internet unter www.olympialust.de .
Willkommen sind hierzu auch Nichtstudenten, versichern die Projektleiter Sabrina Sauter, Industriedesign-Studentin, und Zbgniew Czaplicki, der Kulturwissenschaft studiert, gegenüber der Münchener Nord-Rundschau.
»Die ganze Partyszene« wünscht sich Sauter am 19., 20., 21. und 23. Februar in dem Gebäude von Bierstube und Olydisco am Helene-Mayer-Ring 9 und das natürlich möglichst fantasievoll verkleidet.
So offen für die Welt da draußen zeigen sich die beiden überzeugten »Olydörfler« sonst nicht. Oly-Disco, Bierstube und das Café CO2 seien grundsätzlich »von Studenten für Studenten«, betont Sauter. So gibt es auch keine Verbindungen zum restlichen Olympiadorf und dem dortigen Kulturverein, man bleibt unter sich und will es so. Wenn Zbgniew Czaplicki ausgeht, dann dorthin, wo er Studenten trifft: »Ich erwarte, dass die Leute dort so sind wie ich.« Für ihn, der zum Studieren aus Polen nach München gekommen ist, »steht das Olydorf für meine ganze Zeit hier in München.« Manchmal freut es Czaplicki sogar richtig, wenn auch mal ein offensichtlicher Nicht-Student vorbei schaut zum Beispiel neulich, als ein älterer Mann zu Gast war: »Hinterher habe ich erfahren, dass er in den Siebzigern die Bierstube gegründet hat.« »Sehr sentimental« seien viele Ehemalige, wenn es um das Olydorf gehe, bestätigen beide. Wie ganz bestimmt auch Czaplicki und Sauter, wenn sie zurückblicken werden. Sauter übt schon mal: »Das Olydorf war eine hammergeile Zeit.« Eva Mäkler