Für Heinz Zellner und Manfred Dietel, Hauptverantwortliche des TSV Moosach-Hartmannshofen, ist es eine Zeit des Wartens und des Hoffens. Sie hoffen auf ein positives Zeichen der Stadt, genauer gesagt der Unteren Naturschutzbehörde. Zwei Großprojekte haben sie sich auf die Fahne geschrieben: die Erneuerung des Belages der Tennisplätze und die Umwandlung eines der Fußballfelder in einen Kunstrasenplatz.
»Seit siebzig Jahren wird dieses Fußballfeld beansprucht, durchgeführte Sanierungsmaßnahmen blieben bisher erfolglos«, erklärt Präsident Heinz Zellner, die getroffene Entscheidung für den Kunstrasen. Die angrenzende Tartanfläche hat keine Drainage, so dass das Wasser auf das Fußballfeld fließt und nicht versickern kann. Der Kunstrasen könnte diese fehlende Drainage ersetzen, so dass der Platz ganzjährig bespielbar wäre. Zurzeit müssen die 22 Mannschaften ihre Vorbereitungsspiele im Winter regelmäßig bei anderen Vereinen durchführen. Es wäre alles kein Problem, würde nicht das Fußballfeld in einem Landschaftsschutzgebiet liegen.
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Die Naturschutzbehörde befürchtet eine Zerstörung und Versiegelung des Schutzgebietes und prüft die Angelegenheit genau. Die beiden Herren des Vereins verstehen die Befürchtungen der Stadt nicht. »Ein Kunstrasen ist keine Versiegelung, sondern lässt 72 Liter Wasser pro Stunde und Quadratmeter durch. Da muss es schon ganz schön schütten, damit ein Schaden entsteht«, versucht Heinz Zellner klarzumachen. Der Verein hat eigens einen Anwalt eingeschaltet, um sicher zu gehen, dass ihre Forderung durch einen Fachmann überprüft wurde. Dieser befürwortet das Vorhaben ebenfalls.
Nicht zuletzt auch aus der Tatsache heraus, dass die Stadt selbst es war, die den Tartanplatz des Vereins in einem sogenannten FFH-Gebiet (Flora, Fauna, Habitat), welches als besonderes Schutzgebiet angesehen wird, errichten ließ. Somit könne der Gedanke des Naturschutzes nicht im Vordergrund stehen. Doch die Stadt sieht das anders. »Über die Versiegelung des Bodens gibt es unterschiedliche Auffassungen«, sagt Michael Hardi, Pressesprecher des Referats für Stadtplanung und Bauordnung. Bis vergangenen Freitag lag der Beschluss noch offen. »Die Kunstrasen-Pläne sind noch nicht endgültig abgelehnt, aber es sieht eher nach einem negativen Bescheid aus«, ergänzt er. Keine gute Prognose für das Vorhaben, dabei geht es nicht nur um die Mannschaften des Vereins.
Auch die angrenzende Grund- und Hauptschule sowie der Schulsozialsport nutzen bisher regelmäßig die Flächen für ihren Sport. Doch Ende des Jahres läuft der Pachtvertrag mit der Schule aus. Sollte die Stadt ablehnen, würde auch der Schulsport leiden. »Der jetzige Rasen hält einer derartiger Beanspruchung nicht stand, Vorrang hätten auf jeden Fall unsere Vereinsmannschaften«, sagt Vizepräsident Manfred Dietel. Der Kunstrasen hätte noch einen weiteren Vorteil. Sollte die Stadt das Vorhaben mit 120.000 Euro beantragten Zuschüssen unterstützen, dann würde der Verein im Gegenzug die Anlage sogar 25 Jahre lang kostenlos für die Nutzung des Schul- und Sozialsports zur Verfügung stellen.
Auch eine Kooperation mit der Naturschutzbehörde strebt der Verein an. So könnten sich Zellner und Dietel vorstellen, als Ausgleich für den Rasen sechzehn oder mehr neue Bäume entlang der Spielfläche und an anderer Stelle zu pflanzen. Kein Verständnis für die Haltung der Naturschutzbehörde hat Josef Schmid, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion. »Ich kann nicht einsehen, warum der Antrag abgelehnt werden soll. Es ist doch ein großzügiges Angebot an die Stadt vonseiten des Vereins«, sagt er. Diana Stachowitz von der SPD sieht die ganze Angelegenheit etwas differenzierter und weitläufiger.
»Was früher Versiegelung bedeutet hat, gilt heute nicht mehr ausnahmslos«, weiß sie. Auch sie bestätigt, dass die moderne Generation der Kunstrasen wasserdurchlässig ist. »Das Sportamt ist dabei, mit der LBK (Lokalbaukommission) zu verhandeln, damit die bestehenden Richtlinien um diese Erneuerung erweitert werden und zukünftig durchlässiger Kunstrasen in Naturschutzgebieten eingebaut werden kann«, erklärt sie. Es müsse eine vernünftige Lösung angestrebt werden, die langfristig trägt und für alle Vereine Gültigkeit besitzt. Die allerdings benötigt Zeit. Stachowitz rechnet ungefähr mit einem Jahr Bearbeitungszeit. Sie ist aber zuversichtlich, dass dann grünes Licht für Kunstrasen in sämtlichen Vereinen gegeben wird.
Solange wird der TSV Moosach-Hartmannshofen wohl noch öfters das Schild »gesperrt« auf die betroffene Rasenfläche aufstellen müssen. Sofia Delgado