Hohen Besuch erwartete die Moosacher CSU in der vergangenen Woche zu ihrem traditionellen Fischessen. Barbara Stamm, die Präsidentin des bayerischen Landtags, sprach auf Einladung der Organisatoren um Joachim Unterländer und Dr. Alexander Dietrich im Alten Wirt. Obwohl sie sich die erhoffte Fastenpredigt so zunächst gar nicht zutraute, wurde es doch eine leidenschaftliche Ansprache, die auch Kritik an ihrer eigenen Partei nicht ausklammerte.
Zunächst aber stellte sie eine intakte Basis bei der CSU fest, und dass, obwohl in den höheren Kreisen in den letzten Monaten nicht alles zur Zufriedenheit der Menschen abgelaufen sei. Sie warnte davor, den Kontakt zu verlieren: »Noch sind wir eine Volkspartei. Wir wissen aber, dass das schnell vorbei sein kann.«
Die Entwicklung sei bedenklich. Mehr und mehr fehle das »Ur-Vertrauen« der Menschen, wie Stamm es nannte, in die Politik und die Wirtschaft. Hier seien beide gefordert. Doch das ist gar nicht so einfach. »Der Koalitionspartner«, gemeint ist die FDP, »will die Gewerbesteuer abschaffen. Mit denen hat mans auch nicht leicht«, merkte die streitbare Politikerin an. Die Menschen würden jedoch erwarten, dass sich die Koalitionspartner zum Wohl des Volkes verständigen, anstatt positive Ansätze im Streit zu zerreden.
Im nächsten Satz jedoch nannte sie die von der FDP favorisierte Kopfpauschale ihr »Unwort des Jahres«. Inzwischen hat auch ihr Parteifreund Markus Söder mit seinem Konzept zur Finanzierung des Gesundheitswesens gezeigt, was er von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) und dessen Vorstellungen hält. Dialog sieht anders aus.
Harsche Kritik übte Stamm an ihren Parteifreunden, als das leidige Thema »G8« zur Sprache kam. Die um ein Jahr verkürzte Schulzeit bis zum Abitur sei »ja nicht verkehrt. Nur wie wir es durchgepaukt haben, das kritisiere ich.«
Die sozialen Themen liegen der Würzburgerin sehr am Herzen. So kam sie von Integration über Hartz IV zur solidarischen Gesellschaft und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es wurde sehr wohl die Fastenpredigt, stellte Stadträtin Mechthild Wittmann im Anschluss fest. Manchmal tut so ein reinigendes Gewitter auch ganz gut. Nur sollte es nicht ungehört in der Bierseligkeit im Alten Wirt verpuffen, sondern auch an anderen Stellen mal den Blitz einschlagen lassen. Denn Barbara Stamm hat den Besuchern aus dem Herzen gesprochen. Als Politikerin ist sie den Menschen nahegeblieben.