Veröffentlicht am 07.10.2024 16:38

So sah München vor 100 Jahren aus


Von job
Historische Karte (Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung - www.bayernatlas.de, CC BY-ND 3.0 DE)
Historische Karte (Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung - www.bayernatlas.de, CC BY-ND 3.0 DE)
Historische Karte (Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung - www.bayernatlas.de, CC BY-ND 3.0 DE)
Historische Karte (Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung - www.bayernatlas.de, CC BY-ND 3.0 DE)
Historische Karte (Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung - www.bayernatlas.de, CC BY-ND 3.0 DE)

Als der Westend-Anzeiger gegründet wurde, waren München und seine Umgebung noch viel beschaulicher, wie diese historische Karte zeigt. Sie gibt den Stand von 1920 wieder.

680.704 Einwohner zählte München 1925. Jeder zehnte Bayer lebte hier.
Am 1. Januar 2023 betrug die Einwohnerzahl Münchens 1.512.491 - mehr als das Doppelte. Die Stadt hat zudem etwas an Gewicht zugelegt: Jetzt wohnt schon jeder neunte Bayer hier.

  • 1812 wurde der (heute Alte) Botanische Garten in der Nähe des Karlsplatzes angelegt. 1909 wurde u.a. aufgrund des Stadtwachstums und der damit einhergehenden Luftverschmutzung der Neue Botanische Garten vor den damaligen Toren Münchens in Nymphenburg geplant und im Mai 1914 eröffnet. Das Institutsgebäude überstand den Zweiten Weltkrieg unversehrt und ist mit seiner reichen Innenausstattung ein wichtiges Beispiel des Münchner Jugendstils.
  • Seit 2006 wird das neue Stadtviertel Freiham errichtet - zuvor war das Gelände bis auf das kleine Gut Freiham unbebaut. Der Stadtteil soll einmal mehr als 25.000 Einwohner haben. Schon 1963 wurde über eine „Entlastungsstadt Freiham” für 60.000 Einwohner nachgedacht. Durch den Wohnungsbau vor den Olympischen Sommerspielen 1972 war dann jedoch ein Überangebot von Wohnungen vorhanden, so dass das Stadtentwicklungsprogramm 1975 eine Bebauung von Freiham wegen „schwer lösbarer infrastruktureller Nachfolgelasten“ nicht mehr vorsah. Speziell der nicht vorhandene Anschluss an die Kanalisation und die mangelhafte Verkehrsanbindung verhinderten weitere Maßnahmen.
  • Der Tierpark Hellabrunn wurde 1911 gegründet, musste aber 1922 wegen Geldmangels aufgrund der Inflation schon wieder schließen. Gebäude verfielen oder wurden abgerissen. 1928 wurde der Tierpark wiedereröffnet - nach einer Idee des Hamburger Zoogründers Carl Hagenbeck als erster Geozoo der Welt. Im Geozoo werden die Tierarten nach ihrer geographischen Herkunft angeordnet. Schnell erlangte der Tierpark dank dieses Konzeptes und der Abbildzüchtungs-Versuche ausgerotteter Tierarten weltweite Anerkennung. Bis heute wird die Geozoo-Idee fortgeführt. 18.500 Tiere aus 529 Arten leben in Hellabrunn.
  • Weil der Flugplatz Oberwiesenfeld an seine Grenzen kam, baute man ab 1927 den Flughafen Riem. Die Eröffnung war für den 1. September 1939 geplant; wegen des deutsche Angriffs auf Polen verzögerte sich die Betriebsaufnahme jedoch bis zum 25. Oktober 1939. Als erste zivile Maschine landete eine Ju 52 der Lufthansa aus Berlin.
    Der Flughafen Riem war zu dieser Zeit einer der modernsten Flughäfen der Welt und wurde bis zum Umzug ins Erdinger Moos 1992 betrieben.
    Heute befinden sich auf dem Areal unter anderem die Messestadt Riem mit Wohn- und Geschäftskomplexen, die Neue Messe München und der Riemer Park, der aus der Bundesgartenschau 2005 hervorgegangen ist.
  • 1920 hatte der FC Bayern 700 Mitglieder und war damit das, was er noch heute ist: der größte Fußballverein Münchens. 1926 gewann er die Süddeutsche Meisterschaft, 1932 war zum ersten Mal der nationale Titel errungen.
    Und die Sechzger? Die freuten sich 1926 über ihr gerade an der Grünwalder Straße fertiggestelltes Heinrich-Zisch-Stadion.
    Beide Vereine waren zunächst gemeinsam Hausherren der Allianz- Arena, die 2005 mit einem Freundschaftsspiel zwischen dem TSV 1860 München und dem 1. FC Nürnberg eröffnet wurde. Die für die Arena charakteristische Fassade besteht aus 2.784 nur 0,2 mm dicken Folienkissen aus Ethylen-Tetrafluorethylen, von denen 1.056 beleuchtet werden können.
  • Über drei Stunden dauerte der monumentale Stummfilm „Helena. Der Untergang Trojas”, der 1924 in die Kinos kam. Die bayerische Produktion kam sogar in Hollywood bestens an: „in jeder Beziehung brillant” lobte die US-Fachzeitschrift Variety.
    Nach dem Troja-Streifen gelang der bayerischen Produktionsfirma Emelka kein herausragender Erfolg mehr. Sie scheiterte am Schritt vom Stumm- zum Tonfilm und ging 1932 in Konkurs. Ihr Geiselgasteig-Gelände blieb „Film-Areal”. 1965 ging es in den Besitz der Bavaria über, die 1979/81 u.a. „Das Boot“ produzierte.
  • Pasing wurde 763 urkundlich erwähnt – fast 400 Jahre vor München. In den 1920er Jahren wurden die Investitionen in Infrastruktur und Stadtbild vorangetrieben, eigene Stadt- und Gaswerke gegründet, das Schulwesen weiter ausgebaut. 1925 bemühten sich die Pasinger, kreisfrei zu werden. Hierin sah man einen besseren Schutz vor der drohenden Eingemeindung in die Landeshauptstadt. Das blieb erfolglos: 1938 wurde Pasing von München „geschluckt” - bis dahin war Pasing die fünftgrößte Stadt Oberbayerns.
  • Mit der „Deutschen Stunde in Bayern“ aus dem Verkehrsministerium an der Arnulfstraße wurde im März 1924 die erste Radiosendung in Bayern ausgestrahlt. 30 Jahre später kam das Fernsehen und noch einmal 30 Jahre später das Privatradio und -fernsehen hinzu.
    Der 1968 eröffnete Olympiaturm versorgte vor allem den Großraum München mit dem zweiten und dritten Fernsehprogramm. Sein Sendegebiet reicht bis in die südliche Oberpfalz, nach Niederbayern und Schwaben. Sogar in den Südtiroler Alpen kann man vom Olympiaturm abgestrahlte Programme empfangen. Heute werden über den Turm vor allem Radioprogramme und Digital-TV ausgestrahlt. Die Frequenzen des Bayerischen Rundfunks für München kommen von Ismaning und Wendelstein.
  • Als Ferdinand Sauerbruch 1928 München verließ, galt die von ihm geführte Chirurgische Universitätsklinik als weltweit führend auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie. Neben der Etablierung von innovativen Methoden bei der Operation, etwa der Speiseröhre, des Mageneingangs oder auch der Hirnchirurgie, wagte sich Sauerbruch in den 1920er Jahren erstmals auch an Eingriffe am freigelegten Herzen.
    Das LMU-Klinikum mit seinen Standorten Großhadern (ab 1973 bezogen) und Innenstadt gehört heute zu den größten Universitätsklinika in Europa und behandelt jährlich rund 500.000 Patienten. Das Haderner Hauptgebäude, der „Toaster”, soll für mindestens 500 Millionen Euro duch einen Neubau ersetzt werden.
  • Nach einigen Jahren Verzögerung wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage wurde 1925 mit der Elektrifizierung der Bahnstrecke von München nach Rosenheim und Salzburg begonnen. Aufgrund von Geldmangel gingen die Arbeiten nur langsam voran. Erst ab April 1927 war die Bahnstrecke vom heutigen Ostbahnhof nach Rosenheim elektrisch befahrbar.
  • 1926 waren in München 12.248 Kraftfahrzeuge zugelassen. So viele rollen heute im Schnitt alle zwei Stunden und zehn Minuten über die Donnersbergerbrücke.
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