Rote Rüben, Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten und Weißkraut – das sind die Grundlagen des ukrainischen Nationalgerichts „Borschtsch“. Variiert mit Fleisch, Fisch, mit einem Klecks Sauerrahm oder vegetarisch ist der wohlschmeckende Eintopf ein typisches Alltagsessen, das auch in anderen osteuropäischen Ländern gerne zubereitet wird. Jetzt ist die Suppe in Hechendorf (Gemeinde Seefeld) ebenfalls bekannt. Als Dank für die Gastfreundschaft nach ihrer Flucht vor dem Krieg kochten Ukrainerinnen in der Nachbarschaftshilfe für die Hechendorfer Bevölkerung.
Für die „Danke-Schön“-Einladung hatten sich die Ukrainerinnen für eine Borschtsch-Variante mit Fleisch entschieden. Katharina Braun von der Nachbarschaftshilfe brachte es vom Wochenmarkt. Damit wurde eine Fleischbrühe zubereitet, das Fleisch später klein geschnitten und in die Suppe gegeben. Eine Frau hatte Schweinerippchen gebraten, die kleiner gehackt und ebenfalls als Einlage in den Eintopf geschüttet wurden. Tomatenmark, Lorbeerblätter und Gewürze rundeten das Ganze ab. „Wir haben zuhause fast täglich Borschtsch gegessen“, berichtete Natalija. Am Wochenanfang habe sie den Eintopf zubereitet und dann täglich aufgetischt. Schließlich schmeckt das Gericht aufgewärmt noch viel besser.
Ukrainischen Borschtsch hat die Unesco übrigens 2022 auf die Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen. „In den unzähligen Rezepten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, spiegeln sich regionale Besonderheiten und lokale Traditionen der Ukraine“, hieß es in der Bewerbung.
Auch Oksana aus Kiew liebt Borschtsch. In ihrer Familie ist die vegetarische Variante in der Fastenzeit vor Ostern beliebt. In ihrer neuen Heimat ist die gelernte Softwareentwicklerin mittlerweile in einem Waldkindergarten tätig. Für Hanna hat sich zwar der Alltag, aber nicht ihr Job geändert. Die Ingenieurin hat in der Ukraine in einer Niederlassung der Seefelder Firma 3M gearbeitet und konnte ihre Tätigkeit in Seefeld fortsetzen. Vor zwei Jahren ist sie mit ihrem Sohn vor den Explosionen, die sie von ihrem Fenster aus sehen konnte, geflohen. Auch wenn sie hier ein sicheres Zuhause gefunden hat, das Heimweh bleibt. Dabei weiß Hanna, dass es niemals mehr so sein wird wie früher und auch an den Menschen werde der Krieg nicht spurlos vorbei gehen. Sohn David schaut zu, wie sie Dill schneidet. Mit einem Klecks Sauerrahm sind die Kräuter das Tüpfelchen auf dem „i” der Suppe.
Die etwa 100 Gäste ließen sich den Borschtsch schmecken, freuten sich über die auf den Tischen ausliegenden Dankeskarten mit Sprüchen wie „den Freund erkennt man in der Not“ und lauschten der Musik von Ricardo Volkert, Bernhard Seidel und dem ukrainischen Geiger Aleksander Rudyk.