Aus vier wird jetzt eins, wenn die katholischen Kirchen im Westend – zumindest formal – näher zusammenrücken. Seit 1. Januar ist es offiziell, dass die katholischen Gemeinden St. Paul, St. Benedikt, Maria Heimsuchung und St. Rupert zu einer großen Pfarrei zusammenschmelzen. „Zuallererst ist die Zusammenlegung ein Verwaltungsakt“, erklärt Pfarrer Christian Hermann. Mit diesem Akt geht aber auch ein neuer Name einher: Aus dem vorherigen Pfarrverband Westend wird die „Pfarrei Heilige Edith Stein“. Mit einem Festgottesdienst am 26. Januar in St. Rupert, zu dem u.a. Kardinal Reinhard Marx erwartet wird, wird die Pfarreierhebung festlich begangen.
Es ist durchaus außergewöhnlich, was sich der Pfarrverband, zu dem die vier katholischen Kirchen im Viertel bislang zusammengeschlossen waren, gewagt hat. Freiwillig wurde der Verband zu einer einzigen Pfarrei. Bürokratisch birgt die Entscheidung Vorteile, wie der leitende Pfarrer Christian Hermann erklärt. In vielerlei Hinsicht werde etwa die Zusammenarbeit leichter. „Spürbar war das vergangenen November bei der Wahl der neuen Kirchenverwaltung“, erklärt er. „Wir haben nicht mehr vier, sondern nur ein Gremium wählen müssen, das sich die nächsten sechs Jahre um unsere Finanzen und Gebäude kümmert.“ In zwei Jahren dann werden auch keine vier, sondern nur noch ein Pfarrgemeinderat zu wählen sein.
Kirche verändert sich gerade. Vieles wird neu beurteilt oder muss sich an die aktuelle Lage anpassen. So etwa auch an schrumpfende Zahlen der Gemeindemitglieder. Große Kirchen, die nicht mehr vollumfänglich genutzt werden, machen Neuüberlegungen im Umgang mit Kirchengebäuden notwendig. Immer weniger Priester müssen indes mehrere Gemeinden betreuen. Derzeit werden zudem Dekanatszugehörigkeiten verändert. Auch im Westend wird sich vieles wandeln, wenn z.B. die Regelungen zu Finanzen, Personal, Immobilien usw., „nie mehr so sein werden, wie sie mal waren“, erklärt Pfarrer Hermann. „Und da haben wir uns gedacht, bevor wir von oben etwas übergestülpt bekommen, treffen wir hier im Westend selber unsere Entscheidungen.“ Im vorigen Jahr startete man daher einen „Zukunftsprozess“, der u.a. zum Ergebnis hatte, sich zu einer Pfarrei zusammenzuschließen.
Über 130 Vorschläge hatten die Gemeindemitglieder beigesteuert, als es um die Findung für den Pfarreinamen ging. Ein Gremium, das sich aus Vorstandsmitgliedern des Pfarrverbandsrats, Verbandskirchenpfleger, Verwaltungsleiter und Pfarrer zusammensetzte, wählte daraus neun Namensvorschläge. Aus diesen wählten danach die noch bestehenden vier Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen Edith Stein zur Namenspatronin. Die Heilige Schwester Teresia Benedicta a Cruce, wie Edith Stein auch bezeichnet wird, vereinte nach Ansicht der Gremien mehrere Ansprüche, die im Vorfeld an den neuen Pfarreinamen geknüpft wurden. Als Frau und Heilige der jüngeren Vergangenheit schien sie vielen als passend. „Uns modernen Christen steht die Heilige Edith Stein mit ihrer Suche nach ihrem persönlichen Glauben, mit ihren vielen existentiellen Krisen wohl näher, als so manche Märtyrerin aus der Zeit des Urchristentums“, erklärt Pfarrer Hermann. Ein Satz der Heiligen lautet: „Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott”. „In einer Zeit, die oft von Oberflächlichkeit geprägt ist, ermutigt uns unsere neue Patronin, tiefere Fragen zu stellen und uns ernsthaft mit unserem Glauben auseinanderzusetzen“, so Pfarrer Hermann.
Am Sonntag, 26. Januar, wird um 10 Uhr gefeiert. Zum Festgottesdienst wird die „Missa Brixinensis“ von Stefan Trenner erklingen, für die Organist Alexander Pointner mit Chor und den Münchner Dombläsern probt. Zur Messe und dem anschließenden Empfang im Pfarrheim St. Rupert (Gollierstraße 61) wird herzlich eingeladen. Infos zur Pfarrei gibt es unter der neuen Adresse www.heiligeedithstein-muenchen.de im Internet.
Die Heilige Edith Stein
Die Heilige Schwester Teresia Benedicta a Cruce, besser bekannt unter dem Namen Heilige Edith Stein, wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau geboren und starb am 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau. 1922 ließ sie sich taufen und konvertierte vom Judentum zum Katholizismus. 1933 trat sie in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein. 1929 und auch 1930 kam Edith Stein mehrmals nach München, wo sie u.a. einen Vortrag vor Ordensfrauen aus allen bayerischen Lehrorden hielt und die Schriftstellerin Gertrud von le Fort kennenlernte. In der katholischen Kirche wird sie als Heilige und Märtyrerin verehrt. Papst Johannes Paul II. sprach sie am 1. Mai 1987 selig und am 11. Oktober 1998 heilig.