Die Stadtwerke Weilheim treiben die Wärmewende voran: Bisher werden über 90 Prozent der Häuser in Weilheim fossil beheizt, in den kommenden Jahren wird ein Fernwärmenetz entstehen, das ganz überwiegend mit regenerativen Energieträgern betrieben wird. Als wesentlicher Energieträger vorgesehen ist Restholz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Die Stadtwerke Weilheim haben sich dieses Restholz in Form von Hackschnitzeln jetzt langfristig gesichert, im Rahmen einer vertraglichen Vereinbarung mit der Gutsverwaltung Gossenhofen. Hinzu kommt der Einsatz der regenerativen Energiequellen Solarthermie, Biomethan und ggf. oberflächennahe Geothermie per Wärmepumpe. Zudem wird die geplante Energiezentrale für den Fernwärme-Bereich Weilheim Nord-West an der Kläranlage auch Klärgas oder Pyrolysegas verwenden.
Ende März 2023 einigten sich EU-Kommission, -Rat und -Parlament auf eine novellierte „Erneuerbare Energien Richtline“ (RED III) – ihr Ziel ist es, den Ausbau erneuerbarer Energien bis 2030 von 30 auf 42,5 Prozent zu erhöhen. Zudem zählt Holz in der Europäischen Union auch weiterhin voll als erneuerbare Energie. Damit wird die Holzenergie dauerhaft ihren Beitrag zu Energiewende und Klimaschutz leisten. „Eine sehr gute Entscheidung auf europäischer Ebene“, sagt Stadtwerke Weilheim-Geschäftsführer Peter Müller, „sie bestärkt uns darin, Holzhackschnitzeln eine Hauptrolle in unserem geplanten Fernwärmenetz zu übertragen.“
In Bayern sei Restholz sehr gut verfügbar und regional beziehbar. In das Projekt „grüne Fernwärme“ haben die Stadtwerke Weilheim langfristig mehrere regionale Partner eingebunden, die Wertschöpfung bleibt also vor Ort. Das Restholz liefern Waldbesitzervereinigungen aus Weilheim und umliegenden Gemeinden und Landkreisen an die Gutsverwaltung Gossenhofen, mit der eine vertragliche Vereinbarung zum „Sammelbezug” des Restholzes aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung und zu Produktion der Hackschnitzel geschlossen worden ist. Peter Müller: „Durch die Zusammenarbeit ist sichergestellt, dass immer genug Restholz da ist und dieses auf eine einheitliche Hackschnitzelgröße und -struktur gehäckselt wird.”
Im nächsten Schritt kommen die im Bau befindliche Energiezentrale Weilheim-Mitte und die geplanten Energiezentralen Nord-Ost und Nord-West ins Spiel. Denn dort werden die angelieferten Holzhackschnitzel erst zwischengelagert und dann kontinuierlich einem Brennraum zugeführt. Die dabei entstehende Wärme wird per Wärmetauscher an das Wasser im Fernwärmenetz übertragen. Die bei der thermischen Verwertung der Holzhackschnitzel entstehenden Rauchgase werden gefiltert. Das heiße Wasser wird dann übers Fernwärmenetz an die angeschlossenen Weilheimer Haushalte weiterverteilt, so zum Beispiel künftig auch zu Wohnanlagen der Wohnbau GmbH Weilheim. Geschäftsführer Florian Steinbach sieht der „Grünen Fernwärme für Weilheim“ mit Freude entgegen. Realistisch betrachtet, würden – so Florian Steinbach – vermutlich (zunächst) die rund 400 Wohnungen im Norden und Westen Weilheims von dem Vorhaben profitieren. Und für die Umrüstung müssten nicht einmal die aktuellen Zentralheizungen getauscht werden. „Mit weiteren potentiellen Großkunden sind wir bereits im Gespräch“, sagt Peter Müller, „und die Liste der an Fernwärme interessierten Privathaushalte wird täglich länger.“