Die WWK Volleys blicken auf einen insgesamt guten Monat November zurück, im Monat Dezember stehen wichtige Spiele national wie international an. Los geht’s am Samstag, der ja kalendarisch noch zum November zählt. Dann müssen die Ammerseer bei der SVG Lüneburg antreten. Vor zehn Jahren stiegen Lüneburg und Herrsching im Gleichschritt ins deutsche Volleyball-Oberhaus. Die Nordlichter haben sich in den letzten Jahren hinter den Berlin Recycling Volleys und dem VfB Friedrichshafen als dritte Kraft etabliert. In diese Phalanx wollen die Herrschinger auch endlich vorstoßen. Ein erstes Zeichen wäre sicherlich mal ein Erfolg im ewig-jungen Nord-Süd-Duell. Mit einem Sieg könnte die Mannschaft von Trainer Thomas Ranner auf den vierten Platz vorrücken.
Am vergangenen Wochenende waren die Herrschinger spielfrei. Eric Burggräf & Co. durften einige freie Tage genießen. Und sich vom Sieg im Sechzehntelfinale des Europapokals erholen. Im Rückspiel machten die Herrschinger eine 2:3-Hinspielniederlage wett. Nach 102 hochspannenden Minuten zwangen die Herrschinger den spanischen Vertreter CD Cisneros Alter Teneriffa mit 3:1 (25:23, 25:15, 24:26, 25:23) in die Knie. Im Achtelfinale bekommen es die WWK Volleys am 5./18. Dezember mit Spor Toto Ankara zu tun.
Als Filip John nach 102 Minuten den fünften Matchball für die Herrschinger vollendete, verwandelte sich der BMW Park in ein echtes Tollhaus.
Die 1300 Zuschauer im BMW Park erlebten zuvor ein Volleyball-Spektakel voller Aufs und Abs, inklusive Herzinfarktgefahr. „Ich war schon lange nicht mehr so glücklich wie heute“, jubelte Kapitän Eric Burggräf. „Wir haben heute besseren, selbstbewussteren Volleyball als im Hinspiel gespielt“, sagte der Zuspieler, auf die Frage, was man heute besser als im Hinspiel vor Wochenfrist gemacht habe. „Vor allem in den engen Situationen hatten wir das Spielglück auf unsere Seite“, sagte Laurenz Welsch. Das Herrschinger Eigengewächs lieferte eine famose Partie an und war mit 15 Punkten nach Diagonalmann Filip John der zweiterfolgreichste Herrschinger Angreifer. Auch Coach Thomas Ranner zeigte sich zufrieden: „Wir haben den Kopf zu keiner Zeit verloren, gegen ein Team das aufopferungsvoll abgewehrt hat.“
Vor dem Spiel war alles ein bisschen anders. Kein Vorgeplänkel, kein König vom Ammersee, kein großes Einlaufen. Die Mannschaften stellten gegenüber auf, gaben sich die Hände und los ging´s. Von der ersten bis zur letzten Minute war es emotionales Duell. Der erste Satz war ausgeglichen, den Ausschlag für Herrsching gab höhere Aufschlagdruck und die bessere Mitte. Bezeichnend, dass für die letzten beiden Punkte Magloire Mayaula verantwortlich zeichnete (25:23). Im zweiten Umlauf waren die Hausherren nicht aufzuhalten. Vier Blocks in Folge ließen die Stimmung in der Halle steigen, später legte Eric Burggräf eine fulminante Aufschlagserie hin. Laurenz Welsch tütete den Satzgewinn ein. „Das war wahrscheinlich unser bester Satz in dieser Saison“, meinte Burggräf. Doch die Insulaner gaben sich nicht geschlagen und wurden stärker. Herrsching seinerseits fand im Angriff trotz starker Annahmequoten nicht mehr die Lücken. Hinzu kamen einige Unkonzentriertheiten. „Wir konnten zum Glück die Spannung wieder hochhalten, haben uns auf unsere Sachen fokussiert, den Aufschlagdruck wieder gefunden.“ „Der Zug hat keine Bremse“, schallte es nach Laurenz Welsch´ 8:2 aus den Boxen. Der GCDW-Express raste im ICE-Tempo dem Achtelfinale entgegen, um dann kurz vor der Zielflagge auf S-Bahn-Tempo abzubremsen. Die letzten Ballwechsel waren eine reine Zitterpartie. Eric Burggräf setzte den Aufschlag ins Aus (24:20), Filip Johns Ball sah Schiedsrichterin Helena Persson (Schweden) als Einzige in der Halle nicht am Boden (ein Challenge-System gibt’s im Challenge-Cup nicht). Es folgte ein weiterer Punkt für Teneriffa und ein Block gegen John. Doch der fünfte Matchball brachte die Entscheidung. Burggräf bediente erneut John, der den Ball schließlich im gegnerischen Feld unter. Diesmal sah es auch die Schiedsrichterin. Die Party konnte beginnen.