„Freude am Chorgesang!“

1979 konnte der Männerchor Germering nicht nur sein 70. Gründungsjubiläum feiern (Foto), sondern auch den Kulturpreis seiner Heimatstadt entgegennehmen. (Foto: pi)
1979 konnte der Männerchor Germering nicht nur sein 70. Gründungsjubiläum feiern (Foto), sondern auch den Kulturpreis seiner Heimatstadt entgegennehmen. (Foto: pi)
1979 konnte der Männerchor Germering nicht nur sein 70. Gründungsjubiläum feiern (Foto), sondern auch den Kulturpreis seiner Heimatstadt entgegennehmen. (Foto: pi)
1979 konnte der Männerchor Germering nicht nur sein 70. Gründungsjubiläum feiern (Foto), sondern auch den Kulturpreis seiner Heimatstadt entgegennehmen. (Foto: pi)
1979 konnte der Männerchor Germering nicht nur sein 70. Gründungsjubiläum feiern (Foto), sondern auch den Kulturpreis seiner Heimatstadt entgegennehmen. (Foto: pi)

Die dörfliche Gemeinschaft bei Lied und fröhlicher Geselligkeit zu pflegen, war wohl vor 100 Jahren im damals knapp 600 Einwohner zählenden Germering der Grund zur Gründung des Männergesangvereins „Frisch Auf“ Germering. Der Ende der 60er Jahre in Männerchor Germering umbenannte Gesangverein ist seit 1979 Kulturpreisträger der Stadt Germering und möchte nun das langjährige Bestehen mit einem Festprogramm feiern: Im Orlandosaal der Stadthalle Germering (Landsberger Str. 39, Germering) beginnt am Samstag, 20. Juni, um 19 Uhr das Große Jubiläumskonzert unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas Haas; am Sonntag, 21. Juni, erfolgt um 9.30 Uhr die Weihe einer Gedenklinde im Park hinter dem Rathaus und nach dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin gibt es im Pfarrgarten noch einen Frühschoppen.

Alten Protokollbüchern, die dem Verein „Männerchor Germering e.V.“ vorliegen, ist zu entnehmen, dass der Chor am 27. März 1909 von Johann Drexler, Lorenz Diepold, Wolfgang Dötsch, Karl Däweritz, Alfred Fehrmann, Benno Huitl, Joseph König, Johann Kaiser, Matthias Kreuzmeier und Sebastian Reger gegründet wurde; Gründungschormeister war Hans Sutor. Am 2. Januar 1910 wählten elf anwesende Mitglieder Johann Drexler zum Vorstand des jungen Gesangvereins, dem man vier Wochen später einstimmig den Namen „Frisch auf“ gab. 1913 nahm der Verein erstmals an einem Sängerfest in Maisach teil.

Alte Protokollbücher

Der erste Weltkrieg unterbrach die Vereinstätigkeit zwar, im März 1919 wurde jedoch in einer Versammlung das Weiterbestehen des Vereins beschlossen und einstimmig die alte Vorstandschaft bestätigt. Im März 1921 hatte der Chor in einem Schreiben an alle Gesangvereine des Ampertales die Anregung zur Gründung eines Sängergaues gegeben, woraufhin im Mai desselben Jahres 24 Delegierte von 14 Vereinen den Sängerbund mit der Bezeichnung „Ammersee-Amper-Sängergau“ begründeten. Dies war der Auftakt für viele Sängerfeste in den folgenden Jahren -– das erste Gaufest fand 1922 in Verbindung mit der Standartenweihe in Germering statt. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 46 aktive und 57 passive Mitglieder. Gauorchestermeister Prof. Schmidt und Germerings Chormeister Hans Sutor leiteten die drei von rund 350 Sängern dargebotenen Massenchorveranstaltungen. Die Festkapelle unter Sutors Leitung spielte den eigens komponierten und dem Gau gewidmeten „Ammersee-Amper-Sängergau-Marsch“.

Ab 1938 brachte der Zweite Weltkrieg das Vereinsleben natürlich völlig zum Erliegen. 1946 wird die Wiedergründung des Vereins beschlossen – und nach der Lizenzerteilung durch die Militärregierung beginnt mit Eifer die Probearbeit unter dem Dirigenten, Hauptlehrer Karl Abenthum. Nach einem ersten Ausflug zum Chiemsee wurde 1948 auch der erste Sängerball gefeiert, dem eine lange Tradition beim „Hartlwirt“ folgen sollte. Fahnenweihe konnte der Verein 1951 feiern; die Vereinsfahne, die inzwischen restauriert wurde, wird heute noch in hohen Ehren gehalten.

Theatergruppe

Höhepunkt des Jahres 1959 war das 50-jährige Gründungsfest, für das die Sänger in eigener Leistung ein großes Zelt auf der Wiese hinter der Gaststätte Hartl errichteten. Die Jahre 1960 bis 1980 wurden mitgeprägt von der Theatergruppe unter der Leitung von Sylfester Nesslauer, und anschließend von dessen Sohn Bernd. Der Saal des Hartlwirt und später die Turnhalle der Wittelsbacher Schule waren oft bis auf den letzten Platz gefüllt, wenn die Gruppe Stücke wie „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“ oder „Thomas auf der Himmelsleiter“ zur Aufführung brachte.

1973 übernahm Max Eberl die musikalische Leitung des Chores, der seit einiger Zeit „Männerchor Germering“ hieß. Seine dynamische Persönlichkeit führte durch kontinuierliche harte Probenarbeit den Chor zu einem bemerkenswerten Leistungsanstieg. Unter seine Regie fielen Auftritte mit dem Münchner Symphonieorchester „Wilde Gungl“ in der Pfarrkirche Germering, bei den Ingolstädter Chortagen, bei den Schuberttagen in Wien und beim Chorkonzert in der Staatlichen Hochschule für Musik mit Werken von Joseph Haas. Konzerte mit der Münchner Liedertafel, mit einem Chor aus Los Angeles, mit den Birka Chören aus Schweden, Opernchöre bei den Germeringer Kulturtagen und Schallplattenaufnahmen waren weitere herausragende Ereignisse – der Höhepunkt war aber zweifellos die Teilnahme am 34. Internationalen Musical Eisteddfod in Llangollen in Wales, bei dem der Männerchor Germering im vollbesetzten Zelt vor 7.500 Zuhörern auftrat.

Schallplattenaufnahmen

Sogar für den Film „Waldrausch“ sprang der Männerchor Germering kurzfristig mit einer Tonaufnahme ein. Kein Wunder, dass er 1979 mit dem Germeringer Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Als Max Eberl auf Grund anderweitiger Verpflichtungen 1988 seine Chorleitertätigkeit niederlegte, konnte Robert Grasl verpflichtet werden. Die Städtepartnerschaft mit Balatonfüred 1988 bescherte dem Chor eine Reise nach Ungarn, wo neue Freundschaften geschlossen wurden. Das Jahr 1990 brachte einen Wechsel in der Vereinsführung: Der vorherige Dritte Vorstand Herbert Schultes übernahm den Vorsitz und leitet seit nunmehr 19 Jahren die Geschicke des Chores.

Andreas Kretschmer kam als Chorleiter im Jahr 2000 zum Männerchor. Da er während seiner beruflichen Ausbildung zum Musikpädagogen nach Mühldorf/Inn versetzt wurde, konnte er vorerst nur bis 2001 die musikalische Leitung übernehmen. „Wir wussten jedoch schon während dieser Zeit, wie wertvoll, menschlich und fachlich, er für uns ist“, betont Schriftführer Leo Fuchs; seit 2004 ist Kretschmer wieder Chorleiter. Angela Schütz war jedoch 2002 bis 2003 mehr als nur ein Ersatz: Unter ihrer Leitung brachten Konzerte wie zum Beispiel „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ oder Auftritte beim „Tag der Heimat“ schöne Erfolge.

Sänger gesucht

„Seit 2004 haben wir wieder unseren ‚Andi’. Mit viel Geduld und großem Einfühlungsvermögen trainiert er seine leider immer älter werdende Mannschaft. Mit Erfolg, wie das Konzert ‚Musikalische Städtereise’ bewiesen hat“, berichtet Leo Fuchs, „so hätte der Männerchor Germering bei seinem großen Jubiläum eigentlich allen Grund zur Zufriedenheit. Wenn nicht ein Problem unübersehbar wäre: Der fehlende Nachwuchs durch junge Sänger!“. Deshalb sind Interessenten, die sich den Leitgedanken „Freude am Chorgesang!“ zu eigen machen wollen, immer herzlich willkommen. Geprobt wird wechselweise mittwochs oder donnerstags um 19 Uhr im Eugen-Papst-Saal der Stadthalle Germering; Informationen gibt es unter www.maennerchor-germering.de .

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