Für den Verein LILALU ist es jedes Jahr erneut ein Kraftakt, das beliebte Kinder-Zirkusfestival im Olympiapark Süd auf die Beine zu stellen, zumal es in Zeiten der Wirtschaftskrise auch nicht mehr so einfach ist, Sponsoren zu finden. Obwohl etliche Bezirksausschüsse das Fest und seine zahlreichen kostenlosen Angebote für Kinder und Jugendliche finanziell unterstützen und der Verein als gemeinnützig und mildtätig anerkannt ist, soll er für einen Teil der Fläche, in dem sich der kleine Markt und die Gastrostände befinden, heuer erstmals Gebühren an die Stadt München bezahlen.
Bereits in seiner April-Sitzung hatte der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg einen Antrag auf Gebührenbefreiung für das ganze Gelände und die Gesamtdauer des Festivals gestellt. „Wir bitten die Landeshauptstadt München nachdrücklich mit dem Verzicht auf die Erhebung von Gebühren sowohl für das Kinder- als auch das Jugendprogramm – wie in den vergangenen Jahren – einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Festivals beizutragen”, heißt es darin. Außerdem unterstützt das Lokalparlament das diesjährige Festival mit einem Zuschuss von insgesamt 6000 Euro. Weiter will die Mehrheit des BA allerdings nicht gehen. Die Bitte des LILALU-Vorsitzenden Willi Wermelt als Mitveranstalter aufzutreten löste im Stadtteilgremium eine hitzige Debatte aus.
Hintergrund ist ein Schreiben des Direktoriums, in dem indirekt eine Gebührenbefreiung in Aussicht gestellt wird, wenn die Veranstaltung im städtischen Interesse liege, das heißt wenn sie „vom Bezirksausschuss durchgeführt wird oder der Bezirksausschuss zumindest Mitveranstalter ist.” Eine derartige Gebühr könne dem Festival das Genick brechen, befürchtete Peter Loibl (SPD) und sprach sich wie sein Fraktionskollege Anton Zagel dafür aus, als Co-Veranstalter aufzutreten.
Der Verein müsste 20.000 Euro mehr aufbringen, wenn er Gebühren abführen müsste, meinte Daniela Thiele (Grüne) und befürchtete Kürzungen im Kinder- und Jugendprogramm. „Das ist sozialpolitisch nicht zu vertreten.” Die Stände und der Ausschank diensten dazu, die Open-Air-Bühne zu finanzieren.
Die stellvertretende SPD-Sprecherin Marianne Kreibich stellte sich dagegen auf den Standpunkt, dass es bei Marktständen und einem Ausschank auch einen Gewinn gebe und die Stadt bereits die Stelle von Anna Seliger als LILALU-Projektleiterin finanziere. CSU-Sprecher Wolfgang Goldmann bezweifelte generell, dass es eine Gebührenbefreiung garantiere, wenn das Stadtteilgremium als Mitveranstalter auftrete. „Der BA war nie Mitveranstalter”, konstatierte er und warnte vor einer möglichen Haftung.
Auch BA-Vorsitzende Ingeborg Staudenmeyer, die ihr langjähriges persönliches Engagement für LILALU Revue passieren ließ, stellte klar, dass das Lokalparlament zwar Initiator und Förderer nicht aber Mitveranstalter gewesen sei. „Von den internen Schwierigkeiten habt Ihr nichts gewusst”, stellte sie an das Gremium gerichtet fest. „Ihr habt nur die Anträge genehmigt.” Die Stadtteilchefin, die sich 2008 aus dem LILALU-Vorstand zurückgezogen hatte, versicherte zwar, dass man in Neuhausen immer hinter dem Projekt stehen werde, mahnte aber gleichzeitig an, dass der Verein wie jeder andere behandelt werden müsse. „Wir als Bezirksausschuss müssen nicht belegen, dass LILALU keine kommerzielle Einrichtung ist”, sagte sie. „Das muss der Verein selbst belegen.” Mit knapper Mehrheit lehnte der BA schließlich ab, als Mitveranstalter aufzutreten. LILALU-Projektleiterin Anna Seliger, die seit der letzten Kommunalwahl der Grünen-Fraktion im BA Neuhausen angehört, stimmte nicht mit.
Im Finanzierungs- und Handlungskonzept von LILALU heißt es, dass zehn Prozent der Einkünfte aus dem wirtschaftlichen Bereich stammen. Diese dienen wie die städtischen und staatlichen Zuschüsse, die Zuschüsse von Stiftungen, die Spenden und die Teilnehmerbeiträge aus den Zirkus-Workshops dazu, das Festival auf die Beine zu stellen. Die Kosten für die Open-Air-Bühne, auf der im Zuge des Jugendprogramms junge Musiker und Nachwuchsbands auftreten, beliefen sich laut Konzept im vergangenen Jahr auf etwa 30.000 Euro. „LILALU bezahlt jeder Band eine Gage, bezahlt GEMA und Technik sowie Techniker. Die Gesamtkosten der Open-Air-Bühne werden durch die Einnahmen der Gastronomie bezahlt.”
Weiter wird aufgeführt: „Die Kunsthandwerkerstände bezahlen eine geringe Platzgebühr von 200 Euro für 17 Tage.” Dafür so Willi Wermelt erhielten sie Strom und andere notwendige Dinge. Von Kommerzilität könne man also nicht sprechen. Das wird auch nochmals im Konzept verdeutlicht: „Kommerzielles Handeln würde eine Gewinnerzielung beinhalten, welche bei LILALU nicht gegeben ist... Da LILALU auf dem gleichen Platz wie das Tollwood Festival agiert und der Aufbau von LILALU mit Zirkuszelten dem des Tollwood-Festivals ähnelt, vermuten wir den Vergleich mit diesem Festival und daher den Vorwurf der Kommerzialität. Wir unterscheiden uns aber deutlich in Aussage, Handeln und unserem Konzept.”