Eine Stele für das neue Galileo Kompetenzzentrum beim DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) in Oberpfaffenhofen wurde bei der Eröffnungsveranstaltung auf dem Podium feierlich enthüllt. Sie soll einmal vor dem Neubau des Zentrums stehen. Doch dieses ist erst in Planung. Für den künftigen Bauantrag versprach Landrat Stefan Frey „schnelle Entscheidungen und Verfahren“. Derzeit arbeiten die 35 Mitarbeiter in provisorischen Büros. Sie sollen den Technologietransfer des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo für die Wirtschaft und Industrie voranbringen. Moderator Andreas Schütz fasste es folgendermaßen in Worte: „Es geht um das, was morgen passieren soll“.
Vor fünf Jahren ist Galileo in Betrieb gegangen. Damit ist Europa unabhängig vom amerikanischen GPS-System. Die 22 Satelliten, die sich in 23.000 Kilometern Höhe befinden, werden von zwei Kontrollzentren gesteuert. Eines davon befindet sich in Oberpfaffenhofen, das andere in Italien. Mittlerweile nutzen etwa zwei Milliarden Menschen das Galileo-System, sei es für die Navigation in ihren Autos, für Bankengeschäfte, aber auch im Katastrophenschutz, in der Luftfahrt, Landwirtschaft oder für die Klimaforschung. Um konkurrenzfähig zu bleiben, sollen im Galileo Kompetenzzentrum neue Anwendungen und Ideen entwickelt werden. „Wir wollen die Zukunft der Navigation aktiv mitgestalten“, betonte DLR-Vorstandsvorsitzende für den Bereich Raumfahrt, Anke Kaysser-Pyzalla bei der Eröffnung. Dafür sollen im Kompetzenzzentrum langfristig bis zu 150 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Der aus Brüssel auf das DLR-Podium zugeschaltete Raumfahrtdirektor der Europäischen Kommission, Matthias Petschke, berichtete den etwa 100 Gästen, dass die Weiterentwicklung der Galileo-Satelliten das Ziel habe eine höhere Präzision in der Navigation zu erzielen. Christoph Günther, Direktor des Instituts für Kommunikation und Navigation im DLR, sah dies genauso. „Die Genauigkeit aus dem Orbit soll deutlich gesteigert werden“. Mit dem Galileo-System soll auf den Zentimeter genau navigiert werden können.
Bei der Satellitennavigation kommt es darauf an, dass die Bord- und die Erduhren exakt aufeinander abgestimmt sind. Im Galileo-Kompetenzzentrum werden in einem Forschungsprojekt diese Uhrzeiten kombiniert und laufend mit der Weltzeit abgeglichen. Bei einem anderen Projekt sollen die Uhren durch optische Technologien ersetzt werden. Dafür sollen Versuche auf der Internationalen Raumstation ISS durchgeführt werden. Sabine Jarothe, Ministerialdirektorin im Bayerischen Wirtschaftsministerium, hatte für das Kompetenzzentrum einen Zuschuss in Höhe von 25 Millionen Euro dabei. Dem Standort Oberpfaffenhofen attestierte sie „herausragende Forschungskompetenz“. Wichtig sei es neue Zukunftsfelder zu schaffen, damit die Satellitennavigation mehr im Alltag genutzt werden könne, beispielsweise in den Bereichen Verkehr, Klima, autonomes Fahren. „Es gibt unendliche Möglichkeiten“, schwärmte sie.
Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar, sieht in der Landwirtschaft weitere Anwendungsmöglichkeiten. So könnten Felder exakt unterteilt werden, um punktgenau Dünger, Saatgut und Pflanzenschutz zu dosieren. Bei Felix Huber, Gründungsdirektor des Galileo-Kompetenzzentrums, stieß er mit diesen Ideen auf offene Ohren. „Genau für so etwas ist das Kompetenzzentrum da“, freute er sich. Er berichtete von den Herausforderungen, die mit der Einführung eines neuen Instituts verbunden seien. Das reiche von einem „vernünftigen Controlling“ bis zur Rekrutierung von Mitarbeitern und dem Finden von Büroräumen.