Veröffentlicht am 15.07.2008 13:38

Großes Glück in kleinen Gärten


Von TG
Die Mitglieder des Laimer Kleingartenvereins SW 52 freuen sich auf Sommerfest. (v.l.): Klaus-Dietrich Lübbe, Hans Effinger mit Zwiebel, Eva Maier, Edith Nießl, Lothar Kurzawski,  Marianne Kufer und Sebastian Nießl. (Foto: tg)
Die Mitglieder des Laimer Kleingartenvereins SW 52 freuen sich auf Sommerfest. (v.l.): Klaus-Dietrich Lübbe, Hans Effinger mit Zwiebel, Eva Maier, Edith Nießl, Lothar Kurzawski, Marianne Kufer und Sebastian Nießl. (Foto: tg)
Die Mitglieder des Laimer Kleingartenvereins SW 52 freuen sich auf Sommerfest. (v.l.): Klaus-Dietrich Lübbe, Hans Effinger mit Zwiebel, Eva Maier, Edith Nießl, Lothar Kurzawski, Marianne Kufer und Sebastian Nießl. (Foto: tg)
Die Mitglieder des Laimer Kleingartenvereins SW 52 freuen sich auf Sommerfest. (v.l.): Klaus-Dietrich Lübbe, Hans Effinger mit Zwiebel, Eva Maier, Edith Nießl, Lothar Kurzawski, Marianne Kufer und Sebastian Nießl. (Foto: tg)
Die Mitglieder des Laimer Kleingartenvereins SW 52 freuen sich auf Sommerfest. (v.l.): Klaus-Dietrich Lübbe, Hans Effinger mit Zwiebel, Eva Maier, Edith Nießl, Lothar Kurzawski, Marianne Kufer und Sebastian Nießl. (Foto: tg)

Die meisten Freizeitgärtner sind glückliche Menschen. Diejenigen unter ihnen, die in der Großstadt wohnen, leben für ein bisschen Grün inmitten unendlich scheinender Beton- und Asphaltwüsten. Sie hegen und pflegen ihre oft nur wohnungsgroßen Parzellen hingebungsvoll, was dazu führt, beim Anblick ihrer „Ländereien” mit Friedrich Schiller auszurufen: „ ... und neues Leben blüht aus den Ruinen. Allerdings: „Wer sich einen Garten anschafft, schafft sich Arbeit an“, sagt Sebastian Nießl vom Kleingartenverein München SW 52 in der Laimer Wilhelm-Riehl-Straße.

Widerspricht sich das nicht? Nein! Denn gerade diese Arbeit lässt Kleingärtner froh und zufrieden sein. Bewirkt, dass sie mögliche Kümmernisse, Sorgen und Krankheit vergessen. Den Eindruck gewinnt, wer beim Kleingartenverein SW 52 vorbeischaut und ein Schwätzchen mit den Mitgliedern hält, die ihre Gärten schon seit 30 Jahren und manche sogar sehr viel länger bearbeiten. Wenn die Aufzeichnungen stimmen, dann kann der Verein bald sein 90-jähriges Bestehen feiern. Doch ein genaues Datum kann selbst der Vorsitzende der Laimer Kleingärtner, Klaus-Dietrich Lübbe, nicht benennen: „Die Anlage ist sehr wahrscheinlich nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Sie hieß damals ‘Friedenheim’.“ Wegen des vor der Tür stehenden Jubiläums und „weil wir schon seit beinahe zehn Jahren kein Fest mehr gefeiert haben“, werden die Kleingartenfreunde am Samstag, 19. Juli, ab 14 Uhr, „endlich wieder einmal ein Sommerfest” in Szene setzen. Dazu lädt der Vorstand sämtliche Mitglieder und deren Familien, Angehörige, Verwandte und die Gartenfreunde der nahen und weiteren Umgebung auf den Platz beim Maibaum ein.

„Totgesagte leben länger”

Eva Maier betreibt ihren Garten seit 31 Jahren. Sie freut sich auf das Fest vor allem deswegen, weil sie dabei die neu hinzugekommenen Freunde des Großstadtgrüns näher kennenlernen kann. „Ich habe meinen Garten ganz oben, aber die Leute von ganz unten sind mir nicht bekannt.“ Dabei ist die Kleingartenanlage verhältnismäßig überschaubar. Sie zählt nur 45 Gärten bei rund 50 Mitgliedern. Beim Vorsitzenden Lübbe trifft sich eine kleine Runde zum Austausch. Die 79-jährige Marianne Kufer, die ihren Garten seit 50 Jahren beackert, ist dabei; Sebastian Nießl mit seiner Frau Edith, der stets gut gelaunte Hans Effinger, Eva Maier und Lothar Kurzawski. Sie alle genießen das Gartenglück – auf Zeit. Das Sprichwort: „Totgesagte leben länger”, passt wie kein anderes auf die Situation der Kleingärten. Es heiße schon seit vielen Jahren: „Der Garten kommt weg!“, erinnert sich Eva Maier. Auch die anderen Grünfinger wissen um die begrenzte Zeit, die ihnen möglicherweise in ihrem Garten nur noch beschieden ist. Klaus-Dietrich Lübbe erklärt: „Unser Mietvertrag mit der Stadt läuft immer nur über fünf Jahre. Er verlängert sich danach automatisch auf weitere fünf Jahre.“ Sollte die Stadt das Grundstück für sich in Anspruch nehmen, dann hätten die Gartenfans fünf Jahre Zeit, sich darauf einzustellen. „Wir würden für den Verlust sogar entschädigt.“ Ihr Gartengrundstück sei eine Art „Vorratsbedarf“, zum Beispiel für den Fall, dass die Schrobenhauser Schule erweitert werden oder ein Kindergarten gebaut werden müsse. Die Kleingärtner sehen jedoch nicht schwarz für ihr Vergnügen. Woher die Zuversicht? Ganz einfach: „Die Stadt hat kein Geld.“

Pflanzenbörse im Frühjahr

In der Laimer Anlage geht‘s ruhig zu. „Wir haben wenig Störenfriede“, sagt Lübbe, der aus Vechta in Niedersachsen stammt und 35 Jahre bei MAN arbeitete. Ordnung allerdings müsse sein in einer Kleingartenanlage. Daran zweifle kein Mitglied, so ist zu hören. Widersprächen sich indes Verbands- und Vereinsordnung, werde manche Bestimmung locker ausgelegt, meint der Vorsitzende. Für 200 Quadratmeter zahlen die „Gartler” zum Beispiel 230 Euro im Jahr plus Wassergebühr. Lübbe: „Es gibt zehn Neubewerbungen für unseren Garten.“ Unter Umständen müsse eine mehrjährige Wartefrist einkalkuliert werden. Er schätze die Geselligkeit im Verein. „Hier gibt es immer was zu reden.“ Und die Gartenarbeit tue seiner Gesundheit gut. „Ich habe sehr viel weniger Probleme als sonst, sobald ich hier arbeite.“ Bei den Laimer Kleingärtnern gib es kaum etwas, das es nicht gibt: Lotus-Pfingstrosen aus Holland, Johannesbeer-Tomaten und Gurken, die ins Unendliche zu wachsen scheinen. Einmal im Frühjahr veranstaltet der Verein eine Pflanzenbörse. Lübbe: „Jeder, der Pflanzen übrig hat, tauscht sie mit den anderen.“ Für Eva Maier ist der Garten wie eine zweite Wohnung. Ihr würden die Nachbarn fehlen, hätte sie keinen Garten mehr. „Ich habe Freude daran, wenn alles wächst und gedeiht“, sagt Lothar Kurzawski. Die Gartenarbeit ist für ihn „Erholung pur”. Marianne Kufer ist glücklich, wenn sie ihren Kindern und Enkelkindern mit Beeren aus dem Garten eine Freude machen kann. Die beinah 80-Jährige sei ständig nur in gebückter Haltung bei der Gartenarbeit zu sehen, sagen bewundernd ihre Mitgartler. Die erinnern sich daran, dass früher einmal von ihrer Gartenanlage bis zur Fürstenrieder Straße geschaut werden konnte. „Da gab es damals nur Kartoffelfelder.“

Hans Effinger, dessen Frau seit Jahren krank ist und der mit seinem Dackel Zwiebel – auch im Winter – mindestens dreimal am Tag im Garten vorbeischaut, beteuert: „Für mich ist der Garten alles.“ Der Vogelfreund hat Brutkästen an den Bäumen auf seiner Parzelle angebracht und einen Sandspielplatz für Spatzen, Rotschwänze und Meisen angelegt. „Das lieben die“, freut er sich, wenn er die Vögel beobachtet. „Und so ist mein Tag ausgefüllt. Was wäre, wenn er den Garten einmal nicht mehr hätte? „Dann wäre ich todtraurig.“

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