Fast ein Jahr ist mittlerweile vergangen, seit der „Transrapid-Traum” geplatzt ist. Der neue bayerische Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) äußerte sich kurz nach seinem Amtsantritt überrascht darüber, dass in seinem Ministerium keinerlei Alternativplanungen für die Anbindung des Münchner Flughafens betrieben worden waren. Immerhin wurde inzwischen eine Studie in Auftrag gegeben, die kommenden Sommer abgeschlossen sein soll. Erste Ergebnisse wurden kürzlich vorgestellt.
Michael Mattar, Fraktionschef der FDP im Stadtrat, sprach sich daraufhin für eine Kombination aus Südring und einem neu zu bauenden Nordtunnel aus (Hauptbahnhof - Pinakothek - Münchner Freiheit - Stadion - Flughafen). Diese Variante würde allerdings den Bau des zweiten S-Bahn-Tunnels ausschließen, der für Minister Zeil (ebenfalls FDP) völlig außer Frage steht.
„Der Südring mit Nordtunnel - geeignet für S-Bahnen, Fern- und Regionalzüge - ist ein hervorragender Vorschlag und die beste Lösung für viele Probleme des Öffentlichen Personennahverkehrs in München. Der S-Bahn-Südring wird immer deutlicher die bessere Alternative anstelle der teuren zweiten Stammstrecke über den Marienhof“, argumentierte Mattar. „Der Münchner Hauptbahnhof behält durch die Fernbahnanbindung des Flughafens vom Hauptbahnhof seine Bedeutung als wichtigste Drehscheibe für den Schienenverkehr. Die Gefahr, dass künftig Fernbahnen über Pasing zum Flughafen fahren und den Hauptbahnhof auslassen, kann durch den Nord-Tunnel (geeignet für S-Bahnen, Fern- und Regionalzüge) verhindert werden. Der Nord-Tunnel entlastet zudem die überfüllten Nord-Süd-U-Bahnen (3 und 6) zwischen Hauptbahnhof und Münchner Freiheit. Der Vorschlag von Rotgrün, einen zusätzlichen U-Bahn-Tunnel zu bauen ist somit überflüssig. U-Bahn-Gleise sind nicht für S-Bahnen, Fern- und Regionalzüge geeignet. Die Landeshauptstadt München müsste 20 Prozent für die U-Bahn-Finanzierung aufbringen. Die Finanzierung der S-Bahn erfolgt überwiegend durch den Freistaat Bayern und die Deutsche Bahn AG”, erklärte Mattar.
In den letzten Wochen sei der zweite Tunnel vom Hauptbahnhof zum Ostbahnhof immer kritischer bewertet worden, insbesondere wurde die mangelnde Vernetzung mit dem bestehenden Nahverkehrssystem und die enorm hohen Kosten eines 40 Meter tiefen Tunnels quer durch die Innenstadt kritisiert. „Der Südring mit einem leistungsfähigen S- und Fernbahn-Nord-Tunnel bringt optimale Umsteigemöglichkeiten, entlastet die Innenstadt und erhöht die Kapazität im Münchner ÖPNV ganz entscheidend. Außerdem bietet der Nord-Tunnel die lang ersehnte schnelle Flughafenanbindung mit einer Fahrzeit, die unter 20 Minuten liegt, was keine andere Alternative schaffen kann”, so Mattar weiter.
Die Kosten des Nord-Tunnels dürften nicht schrecken: „Wer für den zweiten Tunnel durch die Innenstadt, einen zweiten U-Bahn-Tunnel für die Nord-Süd-Verbindung und eine Fernbahnanbindung plädiert, muss mit Kosten von ca. 4 Milliarden Euro rechnen. Der S- und Fernbahn-Nord-Tunnel und der Südring-Ausbau ist die effektivere und preiswertere Alternative“, meinte Mattar.
Allerdings wurden die Nutzung des Südrings als auch der Nordtunnel in der Studie geprüft und als ungeeignet beurteilt. Das Verkehrsministerium will jetzt die Strecke der S1 und die Transrapidtrasse prüfen lassen - dagegen kämpft allerdings der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer, der die Anwohner seines Wahlkreises verschont wissen will. Die politische Diskussion wird also schwierig.
„Jetzt rächt sich das sture langjährige Festhalten der CSU an ihrem Traum vom Transrapid”, stellt der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Franz Maget, zu den Schwierigkeiten bei der notwendigen besseren Anbindung des Münchner Großflughafens fest. „Für die CSU-Transrapidträume wurden nicht nur ein zweistelliger Millionenbetrag für Planungskosten vergeudet und sämtliche Planungskapazitäten blockiert, es gingen auch viele wertvolle Jahre verloren”, beklagt Maget, der auch SPD-Vorsitzender in München ist. „Jetzt steht die bayerische Staatsregierung wie bereits seit 1972 ratlos vor einer Vielzahl von Varianten bei der Flughafenanbindung – die Debatte dreht sich seit Jahren im Kreis”, stellt der SPD-Fraktionschef fest. „Statt klarer Vorgaben der Staatsregierung regiert die Orientierungslosigkeit.”