Das Echolot Festival für neue Musik ist als Gesamtkunstwerk angelegt, bei dem das schwierige und mitunter auch schwer erträgliche Experimentierfeld der zeitgenössischen Musik ganz bewusst im Verein mit optischen Effekten und überraschenden Inszenierungen aufgelockert und dem Zuschauer als wahrer Leckerbissen serviert wird.
Spielerische Leichtfüßigkeit kam am vergangenen Samstag – der zweite von insgesamt drei Festivalabenden - in signalroten Turnschuhen und in Gestalt der Starnberger Performancekünstlerin Ruth Geiersberger daher. Nun mögen grellbunte Sneaker, Flip-Flops oder Barfüße, wie man sie am Samstagabend erstaunlich häufig auf der Bühne und im Zuschauerraum antraf, zwar unkonventionell erscheinen, aber Gewähr für besonders guten Geschmack in modischer wie in ästhetischer Hinsicht sind sie in der Regel nicht. An den quirligen, dürren Füßen von Ruth Geiersberger, die obendrein in burschikosen Lederhosen steckte, entfalteten diese Sneaker indes eine ebenso clowneske wie stimmige Botschaft, die dem Abend von Anbeginn eine wunderbare Leichtigkeit verliehen. Ruth Geiersberger, eine schrullige Mischung aus durchgeknallter Diseuse und komischer Nudel gepaart mit einer gehörigen Portion urbayerischem Charme und musikalischem Talent, begrüßte die Zuschauer bereits am Schlosstor mit vorgeschnallter Ziehharmonika und einem von Juchzern begleitetem „Grias Euch Gott, alle miteinander“ und lotste dann die verblüffte Schar kulturbeflissener Besucher weiterem entzückenden Nonsens entgegen. Begleitet wurde sie bei ihrem aberwitzigen Spiel, bei dem auch ein urkomisches Liebesdrama um den Karolingischen König Pippin und seine französische Braut eine Rolle spielte, von diversen „Echos im Park“, deren Verursacher alle geladenen Musiker des Abends waren, darunter aber vor allem die Wum-Dadaisten – der Name sagt alles – mit zwei Flügelhörnern und Trompete sowie der geniale Kölner Musiker, Komponist und Klangkünstler Simon Rummel, der mit diversen geräuschverursachenden Gerätschaften Erstaunliches zustande brachte. Nach dieser herzerfrischenden Einführung folgte dann aber doch noch das eigentliche Konzert, das im Rittersaal, von Schloss Kempfenhausen von den „Kusimanten“ bestritten wurde.
Das durch und durch weibliche Trio, bestehend aus den steirischen Schwestern Marie Theres Härtel (Bratsche) und Dietlinde (DeeLinde) Härtel (Cello) sowie der ukrainischen Sängerin Tamara Lukasheva, demonstrierte auf grandiose und mitreißende Weise, was das Echolot Festival seinem Publikum vermitteln möchte, nämlich die unfassbare Fülle, Farbigkeit und Variationsbreite und nicht zuletzt den Witz, der von jungen engagierten Musikern geschaffenen, neuen Musikrichtungen, die sich jeder Einordnung in Schubladen verweigern. Die ausschließlich selbst komponierten Stücke aus der Feder der drei Musikerinnen schöpften zwar deutlich aus den volksmusikalischen Wurzeln der beiden Streicherinnen, verwiesen ebenso eindeutig auf die fundierte klassische Ausbildung und eine ausgeprägte Beschäftigung des Trios mit dem Jazz, der Rockmusik und anderen Stilrichtungen. Das Ergebnis wies dennoch eine vollkommene eigenständige Handschrift auf, vorgetragen mit professioneller Technik, mitreißendem Groove und mitunter komödiantischen Talent.
Beschwingt verließ das Publikum das Konzert, um noch einmal von Ruth Geiersberger bezirzt zu werden. Diesmal kommentierte sie in und außerhalb eines von Manuela Hartel gedrehten Filmes das Geschehen in einem Heimatfilm, der dem Zuschauer allerdings verborgen blieb. Doch gemeinsam betrachtet mit den Augen der Komödiantin war das dann sowieso viel lustiger.