Belustigung aber auch Unverständnis löste der Bericht einer Bürgerin auf der jüngsten Pasinger Bürgerversammlung aus. Die Anwohnerin aus der Theodor-Storm-Straße hatte mit Neugier festgestellt, dass auf dem leeren Gelände zwischen Würm und Pippinger Straße Bauarbeiten stattfanden und wollte sich auf der aushängenden Bautafel über das Projekt informieren: „Allerdings musste ich feststellen, dass dort ein ganz anderes Projekt in einem anderen Stadtteil beschrieben wurde. Vom Bauhelfer erhielt ich die Auskunft, dass die richtige Bautafel nicht zur Hand gewesen und deshalb irgendeine aufgehängt worden sei”, so die Bürgerin. Dabei blieb die Frage offen, ob es sich nur um eine kleine Unachtsamkeit handelte oder ob die Anwohner bewusst getäuscht werden sollten, denn es stellte sich heraus, das an besagter Stelle ein Clearinghaus entstehen soll, was bei den Pasinger Bürgern eher auf Ablehnung stößt. Viele wünschen sich an dieser Stelle lieber einen Kindergarten oder ein Vereinshaus.
Clearinghäuser, von denen es in München bereits vier Stück gibt, nehmen in Wohnungslosigkeit geratene Menschen auf und helfen ihnen dabei innerhalb kurzer Zeit wieder mietfähig zu werden und ein neues Zuhause zu finden. Viele Pasinger Bürger machen sich nun Sorgen darüber, dass zum Beispiel wohnungslose Menschen mit Drogenproblemen oder krimineller Vergangenheit im Clearinghaus aufgenommen werden und eine Gefahr für die zahlreichen Pasinger Schüler und Schülerinnen darstellen. Bernd Schreyer vom Münchner Amt für Wohnen und Migration erklärt die Sorge der Pasinger allerdings für unbegründet: „In die Clearinghäuser werden vor allem Familien mit Kindern aufgenommen, die durch verschiedene Umstände ihre Wohnung verloren haben, zum Beispiel wenn ein Familienmitglied seinen Job verloren und nicht schnell genug einen neuen gefunden hat, um die Miete regelmäßig zu bezahlen. Diese Familien werden durch verschiedene Experten, wie zum Beispiel Schulden- und Jobberater dabei unterstützt, eine neue Arbeit zu finden und ihre Schulden abzubauen, damit sie wieder mietfähig werden. „Innerhalb von sechs Monaten können die meisten Familien, die im Clearinghaus in separaten Wohneinheiten wohnen, wieder in ihr eigenes Heim ziehen”, so Schreyer. Dagegen würden Menschen, die gravierendere Probleme haben, wie zum Beispiel Drogensucht, zunächst in einer Art betreutes Wohnen untergebracht, wo ihnen besser geholfen werden kann. „Die Anwohner brauchen sich also wirklich keine Sorgen bezüglich ihrer neuen Nachbarn zu machen”, so Schreyer. Auch zeige die Erfahrung mit den anderen Clearinghäusern in München in der Orleans-, der Dachauerstraße und dem Drosselweg, dass es keine Probleme mit der Nachbarschaft gäbe. „Leider versiegen die Bedenken der Bevölkerung oft erst, wenn das Haus im Einsatz ist, doch wir hoffen, dass auch die Pasinger bald keinen Grund zur Sorge mehr haben”, so Schreyer.
Derzeit sind 1.833 Menschen in München wohnungslos, davon 395 Kinder. Mit den Clearinghäusern, die Bestandteil des wohnungspolitischen Handlungsprogramms München sind, versucht die Stadt diese Zahl weiter zu reduzieren. Das Clearinghaus in der Pippingerstraße in Pasing wird voraussichtlich im Dezember eröffnet und 29 Menschen Platz bieten.