Lange rätselten die Stadtteilbewohner über die Pläne für das alte Gebäude in der Westendstraße 35. Das alte Haus, im Eigentum der Stadt, zeigte sich zuletzt Graffiti verschmiert und unbewohnt, bis es schließlich Anfang 2021 zum Abriss freigegeben wurde. Hier entsteht nun ein Wohnhaus für ehemals wohnungslose Frauen, gebaut im Auftrag der GWG, der Wohngesellschaft der Landeshauptstadt München. 32 Apartments sollen zu „Lebensplätzen“ für die Frauen werden, wie die GWG erklärt. Im Bauplan ist nun etwa Halbzeit. Anlass, um an der Westendstraße 35 Richtfest zu feiern.
„Tolle Sache“ findet man im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8), dass das Bauprojekt in der Westendstraße 35 nun voranschreitet. Das Vordergebäude der Hausnummer 35 wurde abgebrochen, das Rückgebäude wird von Grund auf saniert. Hier errichtet die GWG, die städtische Wohnungsgesellschaft München mbH, 32 Wohnungen, 28 davon sind barrierefrei geplant. In den Erdgeschossen ist Platz für ein Büro, ein Arztzimmer, ein Pflegebad, Gruppenräume sowie eine Hausmeisterwerkstatt und Lagerräume. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung verzichte die GWG München auf Stellplätze, erklärt Nadine Kölmel von der GWG auf Anfrage. Der Eingangsbereich zum Gebäude werde jedoch durch ein Parkverbot freigehalten, damit Fahrdienste die Frauen zu Terminen bringen können.
Die Wohnungen sollen der langfristigen Unterbringung von ehemals wohnungslosen Frauen ab 50 Jahren dienen. „Frauen dieser Zielgruppe sind häufig bereits viele Jahre wohnungslos, hierzu zählen auch die so genannten „Wanderinnen im System”, die in unterschiedlichen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe leben und immer wieder die Einrichtungen wechseln, in der Psychiatrie, in prekären Wohnverhältnissen oder auf der Straße anzutreffen sind“, erklärt Nadine Kölmel. Einige der künftigen Bewohnerinnen haben bereits in anderen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gelebt und sollen in der Westendstraße 35 nun ein Zuhause für längere Zeit bekommen. Das Haus wird kein Wohnheim werden, sondern soll selbstständiges Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Jedoch wird es Zugang zu städtischen Hilfeleistungen geben, für jene Frauen, die diese annehmen können und möchten. Denn viele von Ihnen haben einen besonderen Lebensweg hinter sich und bringen daher unterschiedliche Nöte und Bedarfe mit.
„Die Pforte im Eingangsbereich des Appartementhauses ist vierundzwanzig Stunden besetzt, wodurch sich die Bewohnerinnen sicher fühlen können“, erklärt Sprecherin Nadine Kölmel. Der Innenhof soll so gestaltet werden, dass er zum geschützten Freiraum wird, in dem sich die Bewohnerinnen treffen und untereinander austauschen können. Der Sozialdienst Katholischer Frauen e. V. wird das Haus leiten.
Der BA Schwanthalerhöhe befürwortete das Projekt von Anfang und ist nach wie vor für geplante Nutzung. Den dreijährigen Leerstand des Hauses hatte das Gremium indes oft kritisiert und bedauerte, dass keine Zwischennutzung zustande kam. Als 2021 der Abbruch begann, hoffte man auf rasche Fertigstellung des Neubaus. Diese war eigentlich für Herbst 2022 anvisiert, nun soll das Objekt im dritten Quartal 2024 bezugsfertig sein.