Veröffentlicht am 17.03.2011 00:00

München · Albrecht Ackerland über Gstanzl

Wird das jetzt doch noch was? Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt, dass sich noch einmal wer an die wunderbare Kultur der Gstanzl erinnert. Die echte, umtriebige Volksmusik unterzieht sich seit einigen Jahren einer Verjüngungskur, es gibt eine große Szene, die einigermaßen frisch wirkt – und sogar Verbindungen in den kulturellen Untergrund pflegt.

Aber Gstanzl interessierten irgendwie keinen so recht. Irgendjemand hat jetzt erkannt, dass es Zeit ist, die Vierzeiler aus der Versenkung zu holen. Es mag am Land hie und da noch kleine lokale Szenen geben, auch die historische Wiesn hatte ein großes Aussingen im Programm. Aber die großen Preissingen, Legenden wie der Kiem Pauli, die durch Dörfer reisten und aufgenommen wurden wie Popstars, die gibt’s freilich nicht.

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Jetzt also Hofbräuhaus, „Gstanzl-Slam“, Publikumswahl, Finale mit prominenten Rappern in der Jury. Das erfreut – und hinterlässt doch einen faden Beigeschmack, wieso muss ausgerechnet der Staatsbräu in seinen biederen Hallen so etwas ausrichten, quasi von oben herab? Immerhin tut sich was.

Ich hoffe inständig, dass die oben gewürdigten Verbindungen von Teilen der jungen Volksmusikszene zum kulturellen Untergrund auch hier greifen. Die Zeiten sind überreif für ein breites, witziges, aufmüpfiges Kommentieren der politischen Gegebenheiten in diesem Land. Gstanzl waren immer witzig, haben gar manchmal zum Nachdenken angeregt, zum Kopfschütteln – aber sie waren immer auch Teil des Spießertums, das für all den Schaden in diesem Land verantwortlich ist. Die Biermösl Blosn einmal ausgenommen.

„In Minga hamma an Rausch g‘habt, in Holzkircha hamma g‘spiem, in Tölz hamma in d‘Hosn g‘schissn, in Gaißach samma blie‘m“, das hat der legendäre Kraudn Sepp gesungen, ein König des Genres, und es ist wirklich lustig und derb – und dabei bleibt‘s aber leider auch. Ich bin gespannt, was im Hofbräuhaus rauskommt.

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